Preiskampf bei E-Autos: „Kolossale Bedrohung“ kommt aus China
China prescht bei der Entwicklung und beim Verkauf von Elektroautos weiter vor. Westliche Hersteller sprechen Warnungen aus. Gegen die günstigen Modelle aus China kommen sie nicht an.
Berlin – Eine „kolossale strategische Bedrohung“: Mit drastischen Worten warnte Marin Gjaja, COO des US-amerikanischen Autoherstellers Ford, vor Elektroautos aus China. In einem Interview gegenüber Bloomberg gestand er ein, dass China Ford in Sachen Technologie voraus sei. In Deutschland gibt es derweil ganz eigene Probleme mit dem Umstieg vom Verbrenner auf Elektromobilität.
Subventionen der chinesischen Regierung in E-Autos und Hybride | 57 Milliarden US-Dollar zwischen 2016 und 2022 (Reuters) |
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Subventionen der Bundesregierung in E-Autos | 10 Milliarden Euro seit 2016 (ADAC) |
Einbruch bei Neuzulassungen von E-Autos seit Dezember | 60 Prozent |
Ford sieht in BYD eine besondere Bedrohung bei der Elektromobilität
Eins steht für Gjaja fest: Die USA brauchen „gute und eigene“ Elektroautos, sonst habe das Unternehmen „keine Zukunft“. Aktuell versucht Ford, seine Strategie anzupassen und künftig selbst günstigere Modelle anbieten zu können. So hatte das Unternehmen zum Beispiel innerhalb zweier Jahre die „gesamte Transit-Familie“ elektrifiziert. Als besondere Bedrohung nannte Gjaja den chinesischen Autohersteller BYD. Die Automarke baut aktuell in Ungarn ein Werk und attackiert damit die europäischen Hersteller. EIn weiteres Werk soll in Mexiko entstehen.

Von dort aus könne BYD über das USMCA-Handelsabkommen auch auf den amerikanischen Markt gelangen. „Wenn ich gerade in China säße und einen chinesischen OEM leite, würde ich nach Land in Mexiko suchen“, erklärte der Ford-COO. Vor allem die niedrigen Baukosten, die niedrigen Arbeitskosten und die Lieferantenbasis würden aus dem Land ein attraktives Ziel für Autohersteller machen.
Langfristige Investments – Chinas Subventionen in Elektromobilität
Dabei spielen vor allem die Subventionen eine Rolle, die die chinesische Regierung in die Elektromobilität steckt. Chinesische Autohersteller haben ebenfalls viel in die Elektromobilität investiert und zahlreiche Produktionsstätten im Land aufgebaut. In Europa sieht die Entwicklung nur bedingt besser aus als in den USA. Der Kontinent habe in gewissem Maße den Anschluss verpasst, berichtete das ZDF unter Bezug auf Markus Lienkamp, Professor der TU München am Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik.
Außerdem verbauen chinesische Hersteller preiswerte Lithium-Eisenphosphat-Batterien, die ihre Autos „prinzipiell erstmal günstiger“ machen. In Europa greifen die Hersteller auf eine teurere Technologie zurück. Das Resultat: Anbieter aus China laufen Europas Elektromobilitätsbranche mit ihren günstigen Preisen zunehmend den Rang ab.
Rückschlag in Deutschland
In Deutschland wiederum hatte der Fortschritt in Sachen Elektromobilität erst im Dezember einen Rückschlag erlitten. Wegen des Urteils des Bundesverfassungsgerichts zum KTF und der anschließenden Haushaltsdebatte hatte die Regierung den sogenannten Umweltbonus gekippt. Daraufhin brachen die Neuzulassungen ein. Im Januar 2024 gab es, verglichen mit Dezember 2023, 60 Prozent weniger Neuzulassungen von E-Autos. Der Branchenverband VDA prognostizierte für das Jahr 2024 einen Absatzrückgang um rund 14 Prozent.
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Das ist vor allem darum problematisch, weil deutschen Autobauern in der Theorie die Zeit davonläuft. Ab 2035 dürfen in Europa keine Pkw und Kleintransporter mehr zugelassen werden, die noch Kohlendioxid ausstoßen. Das hatte das EU-Parlament bereits beschlossen. In einem Zwischenschritt soll bis 2030 eine Halbierung der CO2-Emissionen von neu zugelassenen Pkw und leichten Nutzfahrzeugen erfolgen.
Autohersteller reagieren mit Rabatten auf die Preisschlacht
Weil nicht nur die chinesischen Autohersteller mit ihren niedrigen Preisen Druck auf den europäischen Markt ausüben, sondern zum Beispiel der Tesla-Konzern eine ähnliche Taktik fährt, haben die europäischen Konzerne nun mit kräftigen Rabatten reagiert. Bei BMW zum Beispiel gibt es Rabatte von bis zu 23 Prozent. Die Wechselprämien und Preissenkungen sorgen auf Verbraucherseite in manchen Fällen für eine größere Ersparnis als der Umweltbonus.
„Der E-Auto-Markt gleicht einem Hexenkessel“, hatte das Car-Institut Duisburg in einem Bericht dazu geschrieben. „Wer nicht in die Preisreduzierung einsteigt, hat ein hohes Risiko, Marktanteile zu verlieren.“ Angesichts der aktuellen Entwicklungen rücken die ersten Autohersteller von allzu optimistischen Plänen bei der Elektromobilität ab. Mercedes zum Beispiel hatte eigentlich vor, ab 2030 nur noch Elektroautos auszuliefern, rückte aber von diesen Plänen ab. Ola Källenius, CEO von Mercedes, sagte in Zeit Online, das geplante Verbrenner-Aus der EU sei ebenfalls noch nicht beschlossen. „Der Plan ist ja, im Jahr 2026 erst mal eine Bestandsaufnahme zu machen“, erklärte Källenius. Bis dahin müssen die Hersteller neue Antworten auf Chinas Vorpreschen finden.
Aktuell prüft die Europäische Union die Option der Strafzölle. Diese sollen dem Preiskampf aus China Einhalt gebieten.