Fahrradschutzstreifen in Lerchenfeld „eine Katastrophe“: Betroffene ziehen nach drei Wochen erste Bilanz

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Die Fahrradschutzstreifen in Lerchenfeld sind da. Die Bilanz der Gewerbetreibenden fällt nicht positiv aus. © Lehmann

Die Fahrradschutzstreifen in Lerchenfeld sind da. Diejenigen, die das Schlimmste an Konsequenzen befürchtet haben, ziehen nach knapp drei Wochen eine erste Bilanz. Ihr Fazit: Es ist noch schlimmer.

Freising -  „Es ist eine Katastrophe“, sagt Elisabeth Schweller, Inhaberin des gleichnamigen Freisinger Backhauses an der Erdinger Straße/Ecke Gute Änger. „Wir haben schon jetzt ganz erhebliche Umsatzeinbußen.“ Denn die Zeiten, als man sich auf dem Weg zur Arbeit schnell seine Brotzeit für den Tag beim Bäcker mitgenommen habe, seien vorbei: Kurz anhalten und reinspringen, das gehe jetzt nur noch über die Kundenparkplätze. Wenn die belegt seien, würden die Leute eben weiterfahren. „Die Kunden schimpfen über diesen Zustand“, erzählt Schweller.

„Ich bin wirklich enttäuscht vom Freisinger Stadtrat, der ohne Not diesen Radstreifen durchgewunken hat.“ Was das Ganze fast schon absurd macht: Die Geschäftsleute haben Umsatzeinbußen durch eine Maßnahme, die gar nicht wirklich angenommen werde. Denn die Schülerinnen und Schüler, für die der Schutzstreifen in erster Linie gedacht ist, „fahren nach wie vor auf dem Gehweg“, so ihre Beobachtung.

Die hat auch Rupert Schneider gemacht: „Da fahren nicht viele Radl auf dem Streifen.“ Jedoch die wenigen, die dort jetzt unterwegs sind, „sind zum Teil ziemlich unverschämt“, berichtet der Inhaber des Freisinger Kfz-Meisterbetriebs Zenz an der Erdinger Straße. Erst kürzlich war er mit dem Auto unterwegs und habe eine ältere Dame die Straße queren lassen. Dafür habe er kurz auf dem Schutzstreifen angehalten. „Ein Radler ist an mir vorbeigeschossen und hat mir den Mittelfinger gezeigt.“

Auch wenn Rupert Schneider dem Ganzen noch Zeit geben will, bevor er ein finales Urteil fällt, kann er jetzt schon eines sagen: „Die Parkplätze gehen einfach ab.“ Und das treffe nicht nur sein Autohaus: „Vor allem ältere Leute jammern, die in der Erdinger Straße zum Arzt wollen und nicht mehr in der Nähe parken können.“ Grundsätzlich sei es einfach ein Industriegebiet. Wenn es da Autofahrern schwer gemacht werde, schnell ihre Besorgungen zu machen, „dann wird’s halt schwer für die Gewerbetreibenden hier“.

Auch die Anwohnerinnen und Anwohner der Nebenstraßen in dem Gebiet würden unter dem Schutzstreifen leiden. Eine Bekannte aus dem Attachinger Weg habe ihm erzählt, dass sie seit der Umsetzung und dem Wegfall der Parkflächen nicht mehr aus ihrer Garageneinfahrt rauskomme, weil alles so zugeparkt sei.

Die frisch aufgebrachten Fahrbahnmarkierungen der Parkflächen machen „das Chaos perfekt“, findet Ilse de Lannoy aus Lerchenfeld.
Die frisch aufgebrachten Fahrbahnmarkierungen der Parkflächen machen „das Chaos perfekt“, findet Ilse de Lannoy aus Lerchenfeld. © Lehmann

Michael Bscheid von der Therapiepraxis Mplus an der Angerbrunnenstraße kann den Schutzstreifen ebenfalls nichts Gutes abgewinnen. Er und seine Patienten finden, der Radweg sei überflüssig, weil viele Radler nach wie vor auf dem Gehweg unterwegs seien.

Sein Team nehme seither einen längeren Fußmarsch auf sich und parke in Seitenstraßen, damit die Parkplätze vor der Praxis ausschließlich für Patienten frei sind. Doch die reichten freilich nicht, weil es bei Patientenwechsel in den Therapiestunden immer kurze Überschneidungen gebe. „Bei schönem Wetter kommen aktuell noch viele mit dem Fahrrad“, erzählt Bscheid. Bei Regen, und wenn der Sommer sich verabschiedet, würde sich die Situation sicher noch weiter zuspitzen. Was alle beklagen: das fehlende Interesse der Stadt für all diese Probleme der Geschäftsleute.

Und dann gibt‘s da noch ein ganz anderes Problem, von dem Ilse de Lannoy, Therapeutin bei Mplus und selbst in Lerchenfeld zuhause, berichtet: „Von der Angerbrunnenstraße Richtung Erdinger Straße ist der Schutzstreifen gar nicht befahrbar.“ Die Gründe seien Wurzeln, die durch die Fahrbahn brechen, zudem überhängende Äste „und eine Delle nach der anderen, die dort über die Jahre durch parkende Autos entstanden sind“.

Mit den vor wenigen Tagen aufgebrachten Markierungen für die Kurzparkzonen sei das Chaos nun perfekt: „Es ist jetzt noch gefährlicher, anstatt besser“, findet Ilse de Lannoy. Denn es sei nicht auf den ersten Blick erkennbar, wer wo zu fahren hat. „Die Übersicht fehlt, sowohl für Radfahrer als auch für Autofahrer.“ Und Letztgenannte hätten oft keine Geduld und würden ganz knapp an den Radlern vorbeifahren.

Sie könne beim besten Willen nichts Positives über diese Maßnahme berichten. Ihr Wunsch: „Am besten macht man das Ganze so schnell wie möglich rückgängig.“

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