Habecks Auftritt bei Lanz zeigt mir einmal mehr: Ich gönne ihm das politische Aus

Robert Habeck ist ein netter Kerl. Wer mit ihm schon seinen Kaffee getrunken hat, wird das wahrscheinlich bestätigen. Ein bisserl chaotisch vielleicht, ein wenig unkonventionell. Ziemlich, sagen wir: knuffig. Einer, mit dem man sich gut unterhalten kann. Auch wenn man nicht immer weiß, wie seine Sätze eigentlich enden. In manchem im Grunde der Gegenentwurf zum hochglanzpolierten Berufspolitiker. Zumindest habe ich den Eindruck mitgenommen.

„Hauptsache, weit weg!“

Da hält sich zumindest bei mir die Schadenfreude in Grenzen, wenn ein Ex-Chefredakteur der „Bild“ nun noch einmal nachtritt und einen 15 Jahre alten Brief öffentlich macht, in dem sich Habeck einst ins Gespräch bringen wollte, um ein wenig mehr Medien-Aufmerksamkeit zu ergaunern – und das in bemerkenswerter Ehrlichkeit: „Das alles schreibe ich“, legt Habeck gegenüber dem „Bild“-Chef offen, „um mich interessant zu machen.“ 

Da war er sicher nicht der einzige. Aber einer der wenigen, dem man mit dem Veröffentlichen solcher Schreiben noch einmal Dreck nachzuwerfen versucht. Ich finde es gut, dass Habeck nun die Politik verlassen will. Und da bin ich mir völlig einig mit seinem Alt-Widersacher, dem bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden Markus Söder: „Geh mit Gott – Hauptsache, weit weg!“

Fünfmal Ex. Und jetzt hopp?

Hauptsache, weit weg? Vielleicht geht es Robert Habeck, der übrigens kommenden Dienstag mit dem 56. Geburtstag in sein neues Leben startet, gar nicht so anders. Kann gut sein, dass Habeck sich mit Söder in dem einen Punkt einig ist. 

Den Eindruck macht der Ex-Vizekanzler, Ex-Wirtschaftsminister, Ex-Kanzlerkandidat, Ex-Bundesvorsitzender der Grünen, Ex-Bundestagsabgeordnete zumindest, wenn ihn seine Abschiedstournee auch noch einmal auf den heißen Stuhl beim ZDF-Talker Markus Lanz führt. „Es war ein Super-Sommer – zumindest der längste seit 20 Jahren“, lächelt ein braungebrannter Habeck in die ZDF-Kameras. Dazu sitzt er ziemlich kraftlos und bemerkenswert zusammengesunken im Studio. Er verstolpert er seine Sätze und verliert sich in seinen Gedanken. Da sitzt ein Mann, der fertig hat. Und das so sehr, dass selbst der sonst oft so bissige Markus Lanz nichts findet, wo er sich in dem Verbal-Geschwabbel festbeißen könnte.

Habecks Aus – ein Abschied auf Dauer?

„Es ist kein taktischer Abschied“, bestätigt Habeck, „jetzt ist der Weg auch ausgegangen.“ In der Frage nach der Endgültigkeit hält er sich aber zurück. Wie steht das in 15 Jahren? Die Frage gibt Habeck zurück. Und Lanz sagt: „Da sitze ich dann hier und warte auf Ihr Comeback.“ Kann gut sein, dass es da sehr einsam wird um Markus Lanz. Und dass sich nicht so viele Mitmenschen die Rückkehr eines Robert Habeck in die Politik wünschen. „Ich bin gewählt worden für eine bestimmte politische Idee“, sagt er im ZDF-Talk. 

Es spricht für ihn, dass er mit dem Scheitern seiner politischen Idee auch den Hut nimmt. Und nicht am Stuhl im Bundestag kleben bleibt. Wie Olaf Scholz. Wie Helmut Kohl. Wie so viele Stuhlwarmhalter im Deutschen Bundestag. Ich wünsche ihm ein besseres neues Leben. Als Politiker werde ich ihn nicht vermissen. Dieser Fernsehabend im ZDF zeigt tatsächlich: Habecks Weg in der Politik ist "ausgegangen". Wie sagt er: "Das Land braucht neue Anstrengungen!" Er selbst wirkt nicht so, als wäre er dazu fähig. Gönnen wir ihm sein Aus.

TV-Club Lanz
Nachdenklich? Zerstreut? Erschöpft? Sagen wir es positiv: Gut, dass Habeck sich aus der Politik verabschiedet ZDF