Extrem seltene Konstellation: Sitzen bald neun Parteien im Bundestag?
In der Parteienlandschaft tut sich viel. Deutschland könnte wieder auf eine Zwei-Parteien-Koalition zusteuern. Das sind die wichtigsten Entwicklungen.
Berlin – Sahra Wagenknecht sorgt mit ihrer neuen Partei BSW angesichts künftiger Wahlen für Aufsehen. Besonders Linke und AfD müssen laut Umfragen um Stimmenverluste fürchten. Legt man das jüngste ZDF-Politbarometer zugrunde, wäre eine Dreier-Koalition wie die Ampel Stand jetzt kaum umsetzbar. Außerdem reichen in der nächsten Bundestagswahl 40 Prozent der Stimmen womöglich für eine absolute Mehrheit. Unterdessen könnte sich eine seltene Zusammensetzung des Bundestags ergeben, sollte das aktuelle Stimmungsbild Wirklichkeit werden.
Erfolge für Wagenknecht und Freie Wähler: Sitzen bald neun Parteien im Bundestag?
Laut aktuellem Politbarometer des ZDF steht die Union mit 31 Prozent der Stimmen klar auf dem ersten Platz, gefolgt von der AfD mit 22 Prozent. Dahinter kommen Grüne (14 Prozent) und SPD (13). FDP und Linke würden mit jeweils vier Prozent aus dem Bundestag fliegen. Ebenso auf vier Prozent stehen die neu gegründete Partei Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) sowie Hubert Aiwangers Freie Wähler (FW).
Dadurch entsteht eine besondere Situation: Bekommt eine Partei bei der Bundestagswahl mindestens fünf Prozent der Stimmen, zieht sie ins Parlament ein. Sollten FDP und Linke ihren Abwärtstrend aufhalten und dem neuen BSW sowie den Freien Wähler der fünf-Prozent-Sprung gelingen, könnten nach der Bundestagswahl im nächsten Jahr neun Parteien im Bundestag sitzen, rechnet man CDU und CSU separat. Nur im ersten Deutschen Bundestag von 1949 bis 1953 waren mehr Parteien im Parlament vertreten. Dafür müssten die vier Parteien aber noch zulegen, nach jetzigem Stand des Politbarometers wären sie raus – was zu weiteren, besonderen Szenarien führt.
Reichen bei der nächsten Bundestagswahl 40 Prozent für die absolute Mehrheit?
Sollten die Deutschen 2025 ähnlich abstimmen wie in der Umfrage prognostiziert, könnten schon etwas mehr als 40 Prozent der Stimmen für eine absolute Mehrheit reichen. Ins Parlament einziehen würde die Union, ebenso die AfD, die Grünen sowie die SPD. Da diese Parteien gemeinsam 80 Prozent der absoluten Stimmen ausmachen, reicht die Hälfte davon für eine Majorität im Parlament.
Somit wären nur noch vier Fraktionen im Bundestag, zwei weniger als zu Beginn der aktuellen Legislaturperiode. Zuletzt gab es das von 2013 bis 2017, als die FDP aus dem Parlament flog und unter Angela Merkel eine GroKo ins Leben gerufen wurde.
Die Zweier-Koalition könnte zurückkommen
Zu einer erneuten GroKo aus den beiden stärksten Parteien käme es trotz der aktuellen Umfragewerte aber nicht. Die Union als umfragestärkste Partei schließt eine Zusammenarbeit mit der zweitplatzierten AfD aus.
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Dennoch könnte das derzeitige Modell der Dreier-Koalition dann der Geschichte angehören. Sollten tatsächlich nur vier Fraktionen im nächsten Bundestag sitzen, kann die Union mit Grünen oder SPD in einer Zweier-Koalition bereits die Mehrheit im Parlament stellen.
Für Wagenknecht und ihr BSW könnte es hoch hinaus gehen
Viel versprechen kann sich das neue BSW mit ihrer Frontfrau Wagenknecht von kommenden Wahlen. Neben den fixen vier Prozent in der Umfrage, geben 17 weitere Prozent der Befragten an, die Partei „wahrscheinlich“ zu wählen. Am höchsten ist das BSW-Potenzial bei bisherigen Wählerinnen und Wählern von Linken und AfD. 47 Prozent der Befragten dagegen sagen, ihr Kreuz auf keinen Fall bei Wagenknecht machen zu wollen. Erste stichhaltige Belege über die Beliebtheit der Wagenknecht-Partei dürften die Europawahl im Juni, sowie die Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg im Herbst 2024 liefern.