Trump spielt Rolle: Italien will Milliardenprojekt auf Urlaubsinsel – doch Einwohner wehren sich
Nach langem Hin und Her will Italien unter Giorgia Meloni die Brücke von Messina bauen. Einwohner auf Sizilien laufen gegen das Prestigeprojekt Roms Sturm.
Palermo – US-Präsident Donald Trump fordert, dass alle Nato-Mitglieder fünf Prozent ihres Bruttoinlandproduktes (BIP) in die gemeinsame Verteidigung investieren. Auch Infrastrukturprojekte für eventuelle militärische Transporte sind zulässig. Und so hat etwa Rom entschieden, ein jahrzehntelang aufgeschobenes Mega-Projekt Italiens anzugehen: die Brücke von Messina.
Diese käme schließlich auch Urlaub in Italien zugute, heißt es aus der Hauptstadt, und damit der riesigen Tourismusbranche des Mittelmeerlandes. Doch: Das, was da Anfang August in der Millionenmetropole am Tiber beschlossen wurde, passt vielen Sizilianern so gar nicht. Schließlich soll ihre Insel Sizilien durch die Brücke von Messina mit dem italienischen Festland in der Region Kalabrien verbunden werden.
Brücke von Messina nach Sizilien: Prestigeprojekt von Giorgia Melonis Italien-Regierung
Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat den geplanten gigantischen Bau über die gleichnamige Meerenge, die das Tyrrhenische Meer mit dem Ionischen Meer verbindet, zu einem Prestigeprojekt ihrer rechtskonservativen Regierung erklärt. Es soll Schätzungen zufolge einen unteren zweistelligen Milliardenbetrag kosten. Insofern alles weitgehend nach Plan verläuft, was bei solchen Mega-Bau-Projekten bekanntlich nicht immer der Fall ist.
Meloni sprach von einer „Investition in Gegenwart und Zukunft“ Italiens. Die 48-Jährige hatte schon 2023 angekündigt, die Brücke endlich bauen zu wollen. Ihre Regierung reaktivierte dafür eigens das 1981 gegründete und später ausgesetzte staatliche Unternehmen Stretto di Messina S.p.A., das die Planung und den Bau der gewaltigen Brücke realisieren soll. Ab 2032, so der Plan aus Rom, sollen Autos und Züge über eine 3,3 Kilometer lange Brücke fahren. Die italienische Regierung stellt dafür 13,5 Milliarden Euro für die nächsten zehn Jahre bereit.
Straße von Messina
Die Straße von Messina ist eine Meerenge zwischen Kalabrien auf der italienischen Halbinsel und der Insel Sizilien. Sie verbindet das Tyrrhenische Meer im Norden mit dem Ionischen Meer im Süden. Die Meeresstraße ist 32 Kilometer lang sowie zwischen drei und acht Kilometer breit und stellenweise bis zu 250 Meter tief.
Es wäre die längste Hängebrücke der Welt, eine Realisierung vorausgesetzt. Denn: Proteste gegen die Maßnahme gibt es unter den rund fünf Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern Siziliens schon lange. Er formiert sich gerade neu, nachdem die Nachricht aus die Hauptstadt die sogenannte Autonome Region Sizilien erreicht hat. Einzig in dieser Bezeichnung liegt schon ein Grund für die Proteste, da es im Kleinen immer wieder Forderungen nach mehr Unabhängigkeit von Rom gibt.
Kritik in Italien: Brücke von Messina würde in potenziellem Erdbeben-Gebiet liegen
Zu Kritikpunkten zählen befürchtete explodierende Kosten und Bedenken wegen einer möglichen Einflussnahme der Mafia in die Bauarbeiten. Umweltschützer warnen eindringlich vor ökologischen Folgen. Und der italienische Geologe Mario Tozzi kritisierte kürzlich, dass die Brücke von Messina nicht ausreichend auf die Gefahr von schweren Erdbeben vorbereitet sein könnte. Dabei gilt die Region zwischen dem nördlichen Sizilien und dem südlichen Kalabrien als seismisch hochaktiv. Tozzi bemängelte zum Beispiel das Fehlen aktueller Studien zu den Unterwasserverwerfungen in der Meerenge.

Sorgen gibt es nicht zuletzt auch unter den Anwohnern in jenen Dörfern direkt an der Küste, deren Grundstücke und Häuser dem Mega-Bau sowie der daran anschließenden Infrastruktur weichen müssten. So berichtet die Financial Times (FT) von einer stetig wachsenden Wut und Besorgnis unter jenen Anwohnern. „Ich habe viele Opfer gebracht, um dieses Haus zu kaufen. Ich habe keinen Plan B. Wenn sie mein Haus zerstören, können sie auch mich zerstören“, wird zum Beispiel eine 66-Jährige namens Rosa Cattafi zitiert.
Meloni und ihr Minister für Verkehr und Infrastruktur, Matteo Salvini, wollen das riesige Bauprojekt dennoch vorantreiben. Und gegebenenfalls als Verteidigungsausgabe deklarieren. Ganz im Sinne Trumps. (pm)