Vom Künstler zum Kriegstreiber: EU verhängt Sanktionen gegen russischen Popsänger

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Ein prominenter Popsänger Russlands ist nun ins Visier der EU geraten. Er scheint immer mehr zum Propaganda-Mittel Putins geworden zu sein.

Moskau – Die Europäische Union hat weitere Sanktionen gegen Russland verhängt. Laut der Nachrichtenagentur Tass zählt zu den Betroffenen auch der junge russische Sänger Jaroslaw Dronow – in seiner Heimat besser bekannt als „Shaman“. Doch wer ist der 32-jährige Mann, der kurz nach dem Fall der Sowjetunion in Nowomoskowsk zur Welt kam?

Dronows Karriere begann 2013, als er bei verschiedenen Castingshows in Russland auftrat. Erst 2020 kam er dann zu seinem Künstlernamen „Shaman“. An diesen angelehnt handeln seine Texte immer wieder von der mythischen Heimat, der Stärke der Russen und einem Stolz auf das heilige Vaterland.

In Songs wie „Ja russkij“ (auf Deutsch: Ich bin Russe) oder „Moja Rossija“ (auf Deutsch: Mein Russland) besingt er Vögel und Sterne, die Sonne oder göttliche Augen. Früher trug er Dreadlocks, da sie aussehen würden wie die „goldenen Ähren“ auf Russlands Feldern. Er trägt gerne schwarzes Leder, ist stets mit einem Kreuz um den Hals zu sehen und fühlt sich vor allem wohl, wenn er für Russland singen darf. Oder?

Der russische Sänger Shaman beim Russland-Fußball-Cupfinale.
Der russische Sänger Shaman setzt immer mehr auf kriegsverherrlichende Texte. © IMAGO/Alexander Vilf

Propaganda-Künstler Shaman versteht es, sich für Putin zu vermarkten

Am Tag der Verteidiger des Vaterlands 2022 veröffentlichte Shaman das Lied „Erheben wir uns“ („Wstanem“) in dem er den Heldenmut der gefallenen Soldaten besingt. Doch in einem Interview gab er gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu, dass er das Gefühl habe, dass das Lied „von oben“ diktiert worden sei. Für seinen patriotischen Gesang feiern ihn die Russen trotzdem. Im selben Jahr noch zeichneten sie ihn als zweitbesten Sänger des Landes aus.

Auch dem russischen Präsidenten Wladimir Putin scheint an den Liedern des Mannes Gefallen gefunden zu haben. Shaman zählt mittlerweile zu den Günstlingen des Kremls. Auch wenn Shaman sich 2022 fast noch kritisch über die Art und Weise äußerte, was er zu singen habe, ist nicht ganz klar, ob Moskau ihn zur Galionsfigur der Propaganda machte. Oder ob er nicht doch ganz freiwillig in die Rolle schlüpfte. Denn für Shaman hat sich die Verwendung nationalistischer Themen als profitabel erwiesen. Seine Auftritte sind sehr gefragt, und die Gagen für öffentliche und private Konzerte sind beträchtlich.

Shamans Lied „Ich bin Russe“ ist Teil der patriotischen Erziehung in Russland

Shamans Gesang trifft offenbar einen Nerv in der russischen Seele: Wenn vom Sieg, von Opfern und vom Sterben für die Freiheit die Rede ist, scheint die Menschen in dem osteuropäischen Land eine tiefe Sehnsucht zu ergreifen. Putins Propaganda erzeuge im Gegensatz zu Stalins Personenkult kein eigenes Kunstwerk und kein geschlossenes ästhetisches System, schreibt die Neue Zürcher Zeitung über den Einsatz von Kunstschaffenden in der Mobilisierung der Bevölkerung für den Krieg. Ein „Gesamtkunstwerk Putin“ existiere nicht. Der Putinismus bemühe sich darum, sich sämtliche russischen Dinge anzueignen, die ihm von Nutzen sein könnten. Shaman passe ebenfalls zu diesem Programm.

Shaman unterstützt die russische Invasion in der Ukraine. Sein Lied „Ich bin Russe“ ist mittlerweile Teil der patriotischen Erziehung in Russland und wird mitunter in den Klassenzimmern gesungen. Shaman beschwört den Stolz seines Volkes und spricht davon, wie Russland der ganzen Welt trotzen werde. „Ich bin Russe. Ich werde bis zum Ende kämpfen. Ich bin Russe, das Blut meines Vaters fließt in mir, hey-hey. Ich bin Russe und ich habe Glück damit. Ich bin Russe, um der ganzen Welt eins auszuwischen“, singt er. Der Bogen zur deutschen Propaganda der Nationalsozialisten schließt sich spätestens dann mit Dronows am 20. Juli 2023 erschienen Single „Moi boi“. Zu Deutsch: „Mein Kampf“. (sek)

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