Autozulieferer dementiert Schließung von deutschem Standort - IG Metall bezeichnet das als „Lüge“

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Die Geschäftsführung des Autozulieferer BOGE dementiert die Absichten, einen Standort schließen zu wollen. Die IG Metall stellt die Sachlage jedoch völlig anders dar.

Simmern - Dass die deutsche Automobilindustrie in einer handfesten Krise steckt, ist längst kein Geheimnis mehr. Neben großen Autozulieferern wie Bosch, ZF Friedrichshafen oder auch Schaeffler – die allesamt massive Sparmaßnahmen angekündigt haben – müssen auch kleinere Unternehmen entsprechend reagieren. Seit einiger Zeit geht vereinzelt in den Medien um, dass der Autozulieferer BOGE Elastmetall plant, seinen Standort in Simmern (Rheinland-Pfalz) zu schließen und die Produktion an einen anderen Standort zu verlagern.

Während die Geschäftsführung der BOGE Elastmetall GmbH auf Anfrage von IPPEN.MEDIA die Absicht einer Schließung oder Verlagerung des Standortes dementiert, erklärt die IG Metall Bad Kreuznach im Gespräch mit unserer Redaktion, dass eine solche vor 200 bis 250 Mitarbeitern des Unternehmens anhand einer Präsentation verkündet wurde. Vor einigen Tagen hatte auch der Autozulieferer ElringKlinger die Schließung eines Werkes angekündigt.

BOGE dementiert Pläne für Standort Simmern - IG Metall: „Behauptung ist eine Lüge“

Die heutige BOGE Rubber & Plastics Group, die an den deutschen Standorten Damme (Niedersachsen), Bonn (Nordrhein-Westfalen) und Simmern (Rheinland-Pfalz) als BOGE Elastmetall GmbH firmiert, hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich und war ehemals unter anderem Teil des ZF-Konzerns. Als Hersteller im Bereich der Schwingungstechnik und Leichtbaukomponenten für die Automobilindustrie muss sich das Unternehmen eigenen Angaben zufolge auf das sich zunehmend verschlechternde Marktumfeld einstellen. Meldungen über eine Schließung des Standorts Simmern bestätigt die Geschäftsführung gegenüber IPPEN.MEDIA aber nicht. „Aktuell gibt es weder eine Planung noch eine Entscheidung, den Standort Simmern zu verlagern oder zu schließen.“

Name BOGE Rubber & Plastics Group/BOGE Elastmetall GmbH
Gründung 1931 als Boge und Sohn KG
Sitz Damme, Niedersachsen
Branche Automobilindustrie und weitere
Mitarbeiter 3.600, davon rund 1.700 in Deutschland
Standorte Deutschland Damme (Niedersachsen), Bonn (Nordrhein-Westfalen), Simmern (Rheinland-Pfalz)

Die IG Metall Bad Kreuznach stellt den Sachverhalt allerdings ganz anders dar. „Die Behauptung ist eine Lüge“, stellt der Erste Bevollmächtigte, Ingo Petzold, im Gespräch mit unserer Redaktion klar. Bei einer Betriebsversammlung vor 200 bis 250 Mitarbeitern in Simmern sei eine Schließung des Standortes und die Verlagerung der Produktion anhand einer Präsentation verkündet worden, die der Gewerkschaft nach eigenen Angaben auch vorliegt. Als Grund wurde genannt, dass der Standort nicht mehr profitabel sei und deshalb geschlossen werden müsse. Als möglicher Standort für die Verlagerung der Produktion ist demnach Rüsselsheim im Gespräch.

Der Firmensitz der Boge Rubber & Plastics Group in Damme, Niedersachsen.
Laut der IG Metall hat der Autozulieferer BOGE bei einer Betriebsversammlung die Schließung seines Standortes in Simmern (Rheinland-Pfalz) verkündet. Die Geschäftsleitung dementiert. © Friso Gentsch/dpa

Verhärtete Fronten zwischen BOGE und Arbeitnehmervertretern - IG Metall kündigt Widerstand an

Die Geschäftsführung der BOGE Elastmetall erklärt weiterhin, dass man für den Standort in Rheinland-Pfalz gemeinsam mit dem Betriebsrat und der IG Metall Lösungsstrategien zur Sicherung der Profitabilität erarbeiten wollte; die Arbeitnehmervertreter hätten dies aber bereits im Vorfeld mit der Forderung nach einem Sozialtarifvertrag abgelehnt. Ingo Petzold erklärt, dass ein solcher Vertrag die Gewerkschaft bemächtigen würde, im Falle eines Stellenabbaus höhere Abfindungen zu erwirken und bezeichnete das Vorgehen der Geschäftsführung als Verzögerungsangebote. „Die Geschäftsführung ist schon seit Jahren dabei, uns zu vertrösten“, sagt er.

Name Simmern/Hunsrück
Landkreis Rhein-Hunsrück-Kreis
Bundesland Rheinland-Pfalz
Einwohner 8.155 (Ende 2023)

Die Angaben zeigen, wie verhärtet die Fronten sind. Während die IG Metall das Gesprächsangebot von BOGE als Hinhaltetaktik bewertet, um einen Sozialtarifvertrag zu verzögern, erklärt die Geschäftsleitung, dass man zuversichtlich sei, zeitnah mit den Arbeitnehmervertretern Gespräche aufnehmen zu können „um gemeinsam die Profitabilität des Standorts nachhaltig zu sichern und damit die Zukunft auch im Sinne der beschäftigten Mitarbeiter zu gestalten“. Die IG Metall hat allerdings Widerstand gegen die Pläne von BOGE angekündigt und laut Ingo Petzold auch kein Problem damit, die Forderungen vor dem Arbeitsgericht durchzusetzen.

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