Altersvorsorge - Nach wie vielen Jahren Arbeit bekommen Rentner mehr als Sozialhilfeempfänger?
Wer in Deutschland nie gearbeitet hat, dem steht im Alter dennoch die sogenannte Grundsicherung im Alter zu. Je nach Wohnort und Unterkunftskosten fällt diese unterschiedlich hoch aus – im bundesweiten Durchschnitt jedoch betrug sie im Dezember 2022 rund 862 Euro monatlich.
Wie der „Spiegel“ berichtet, zeigt eine neue Modellrechnung des Arbeits- und Sozialministeriums nun, dass deutsche Arbeitnehmer erst nach mehr als 27 Jahren Erwerbsarbeit eine Rente erhalten, die der Grundsicherung im Alter entspricht.
Diese Rechnung gilt für Durchschnittsverdiener in Deutschland. Ein großer Teil der Bevölkerung verdient weniger als der Durchschnitt.
Wer 33.290 Euro brutto verdient, kann gleich Sozialhilfe beantragen
Insgesamt müssen Arbeitnehmer rund 83.600 Euro in die Rentenkasse einzahlen, um im Alter besser dazustehen als Sozialhilfeempfänger, die 0,00 Euro eingezahlt haben könnten.
Überspitzt gesagt: Verdient ein Arbeitnehmer jeweils einen Euro weniger als 33.293,55 Euro jährlich oder 2774,46 Euro monatlich, lohnt sich seine Arbeit als Arbeitsvorsorge nicht.
Wie gut funktioniert das Rentensystem für diejenigen, die mindestens 83.600 Euro in es einzahlen können? Die Antwort auf diese Frage hängt hauptsächlich davon ab, wie der Arbeitnehmer das Geld verwendete, zahlte er es nicht in die Rentenkasse ein.
Beispielrechnung: Rentenkasse vs. DAX
Der Deutsche Aktienindex (DAX), der die Entwicklung des deutschen Aktienmarkts abbildet, gewann seit seiner Normierung am 31. Dezember 1987 im Durchschnitt 7,92 Prozent hinzu. Ein Arbeitnehmer, der 27 Jahre lang seinen Durchschnittsbeitrag zur Rentenkasse einbehalten und in den Aktienmarkt investiert hätte, hätte nach 27 Jahren entsprechend 269.005 Euro gehabt.
Selbst wenn der Anleger dieses Geld hinterher nie antastete, sondern nur von der jährlichen Rendite lebte, hätte er monatlich etwa 1.614,03 Euro brutto oder – nach Abzug der Kapitalertragssteuer, des Solidaritätszuschlags, doch ohne Berücksichtigung individueller Freibeträge oder der Kirchensteuer – 1.188,33 Euro netto zur Verfügung. Das wären monatlich 326,33 Euro mehr als er an Rente erhielte.
Ein risikoscheuer Rentner, der seine 269.005 Euro nicht mehr anlegte, sondern nur noch verbrauchte, hätte entsprechend 198.054,93 Euro für den Rest seines Lebens zur Verfügung. Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von grob 80,5 Jahren und einem durchschnittlichen Renteneintrittsalter von grob 66 Jahren, entspräche dies wiederum 13.658,96 Euro netto jährlich oder 1.138,25 Euro netto monatlich. Das wären etwa 276,25 Euro monatlich mehr als er an Rente erhielte.
Allerdings berücksichtigen diese Beispielrechnungen weder das Inflationsrisiko noch das generell höhere Risiko von Aktieninvestitionen. Sie sind ein Gedankenexperiment, um die Wirksamkeit des Rentensystems mithilfe von Opportunitätskosten zu betrachten.