Erinnern Sie sich noch ans legendäre Ampel-Selfie? Jetzt kommt raus, was wirklich hinter dem Foto steckte

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Das Foto ging durch die Nation: In den Sondierungen zwischen FDP, Grüne und SPD folgte plötzlich ein legendäres Selfie. Jetzt werden die Geheimnisse des Bildes gelüftet.

Berlin – An diesem Bild war wirklich kein Vorbeikommen. Ein Selfie, in der Nacht auf Instagram gepostet, machte zu den Sondierungen zwischen SPD, FDP und den Grünen 2021 plötzlich die große Runde. Am nächsten Morgen konnte man auf kaum eine Nachrichtenseite schauen, ohne dass einen Volker Wissing, Annalena Baerbock, Christian Lindner und Robert Habeck im Querformat angrinsten.

Ampel-Selfie ging durch die Nation – Fotograf und Ex-FDP-Mann Wissing klärt jetzt auf

Das Bild wurde heiß diskutiert und vorallem groß gefeiert. Als Ausdruck einer „neuen politischen Kultur“ etwa. Es wirkte wie ein spontaner Schnappschuss einer Newcomer-Band, wie ein ganz einfaches, simples, fast privates Foto. Nahbar irgendwie. Jetzt kommt aber raus: So einfach und spontan war das alles nicht.

Wissing (FDP), Baerbock (Grüne), Lindner (FDP) und Habeck (Grüne) posteten dieses Selfie.
Wissing (damals noch FDP), Baerbock (Grüne), Lindner (FDP) und Habeck (Grüne) posteten 2021 dieses Selfie. © Instagram/robert.habeck

Verraten hat das Volker Wissing. Der wurde kurz nach dem Selfie für die FDP zum Verkehrsminister im Kabinett unter Kanzler Olaf Scholz. Beim nahezu legendären Foto drückte er jedoch den Auslöser, war sozusagen der Fotograf. Nun hat Wissing verraten, dass hinter dem vermeintlichen Schnappschuss eigentlich harte Arbeit steckte – und alles gar nicht so einfach war, wie es dann auf Instagram aussah.

Selfie mit Lindner, Habeck, Baerbock, Wissing – acht Anläufe brauchte das legendäre Bild

Denn das Foto sollte ja cool, volksnah, simpel und zukunftsfroh aussehen. Bis das gelang, habe es acht Versuche gebraucht, berichtete Wissing, damals FDP-Generalsekretär, im Podcast „Meine schwerste Entscheidung“ der Funke-Mediengruppe. Und eigentlich war das Selfie auch nicht die Haupt-Idee gewesen.

Die Foto-Session mit der späteren Außenministerin Annalena Baerbock, Wirtschaftsminister Robert Habeck (beide Grüne) und FDP-Chef Christian Lindner hatte nämlich schon einen Vorläufer, bis Wissing selbst den Arm ausstreckte und abdrückte. „Wir hatten, glaube ich, jemandem ein Handy gegeben und gebeten, ein Bild von uns zu machen. Und das wurde einfach nichts“, erinnert er sich. „Da waren ganz viele Bilder, mit denen konnte man allen nichts anfangen.“ Irgendwann habe man es aufgeben wollen. „Und ich habe dann gesagt, nee, wir machen jetzt noch mal Selfie.“

Ampel-Selfie sollte eigentlich kein Selfie werden – dann reagierte Wissing

Erst beim Selfie sei dann „auch so dieser Spirit“ durchgekommen, den man unbedingt habe ausdrücken wollen. „Also wahrscheinlich mussten wir das selber machen, weil wir wussten eben, worum es uns geht“, sagt Wissing. Den Ansprüchen der vier genügte das Foto aber nicht auf Anhieb. Acht Varianten des Selfies hat Wissing heute noch auf seinem Handy gespeichert. „Da sieht man Robert Habeck nicht so glücklich gucken.“ „Okay, da ist nicht diese Erwartungshaltung auch in den Augen drin.“ Schließlich war es geschafft. „Es ging ja wirklich darum, einfach eine Botschaft zu senden. Und die ist ja dann auch angekommen.“

Die Botschaft zu vermitteln, gelang jedenfalls. Auch, weil das Foto eben so zufällig, so beiläufig wirkte. Genutzt hat es am Ende nichts. Die Ampel zerbrach. Selfie-Fotograf Wissing trat dabei sogar aus der FDP aus, um kommissarisch Verkehrsminister bleiben zu können, brach also mit seiner eigenen Partei. Und die neue Koalition? Union und SPD scheinen wieder den gewohnten Weg zu gehen. Von den Koalitionsverhandlungen, die jüngst abgeschlossen wurden, dominieren wieder die Fotos von schick gekleideten Damen und Herren in Anzügen. (han/dpa)

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