Vor Bundestagswahl: Ex-Tesla-Manager warnt vor Musks AfD-Push – „30 Prozent und mehr“

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Elon Musk rührt vor der Bundestagswahl zunehmend die Werbetrommel für die AfD. Ein früherer Tesla-Manager warnt nun vor Musks zunehmender Einflussnahme.

Berlin – Von den USA über Großbritannien bis nach Deutschland: Tech-Milliardär Elon Musk baut systematisch seinen politischen Einfluss in westlichen Demokratien aus. Mit Millionenspenden unterstützt er Donald Trump, während er in Großbritannien für die Freilassung eines inhaftierten Rechtsextremen eintritt, zur Neuwahl aufruft und die rechtspopulistische Reform UK bewirbt.

Sein jüngstes Ziel ist Deutschland. Hier versucht der Tech-Milliardär die AfD zu stärken – unter anderem durch einen kontroversen Gastbeitrag in der Welt, politische Botschaften auf seiner Plattform X sowie einen geplanten Polit-Talk mit AfD-Chefin Alice Weidel.

Dass das alles nur der Anfang von Musks AfD-Push ist, glaubt Philipp Schröder. Der Unternehmer arbeitete als Deutschland-Chef von Musks Automobilunternehmen Tesla rund zwei Jahre eng mit dem Milliardär zusammen. In einem Post auf LinkedIn betont er, wenn Musk etwas will, dann getreu dem Motto „whatever it takes“.

Musk rief in Gastbeitrag zur Wahl der AfD auf: „Letzter Funken Hoffnung“

Nach Schröders Analyse könnte Musk gemeinsam mit Trump hinter die AfD treten, „samt (US-)Außenministerium in Kombination mit X“, wodurch Deutschland in den Tagen rund um die Bundestagswahl am 23. Februar „heiße Tage ins Haus“ stehen würden. Schröder warnt zusätzlich vor einer Einflussnahme des Axel-Springer-Verlags, zu dem neben der Bild-Zeitung auch die Welt gehört.

Die Welt stand zum Jahreswechsel in der Kritik, weil Musk in einem Gastbeitrag in der Sonntagsausgabe der Zeitung zur Wahl der AfD aufrief. Angesichts des angeblichen „wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenbruchs“ Deutschlands seien die Rechtspopulisten „der letzte Funke Hoffnung für dieses Land“, schrieb er. Die Darstellung der Partei als rechtsextrem sei „eindeutig falsch“.

Ehemaliger Musk-Mitarbeiter rechnet damit, dass Trump Alice Weidel ins Weiße Haus einlädt

Konkrete Szenarien zeichnet Schröder für die Zukunft: Donald Trump werde die AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel nach seiner Amtseinführung ins Weiße Haus einladen: „Der Amtseid in Washington wird zur kolossalen Machtdemonstration werden und der Auftakt sein. Neben Auftritten mit Weidel, die sicher auch von Trump ins Weiße Haus eingeladen werden wird – samt Mediengewitter!“

Zumindest aber dementierte Weidels Sprecher laut dpa ein auf X verbreitetes Gerücht über ihre Teilnahme bei der Amtseinführung des künftigen US-Präsidenten am 20. Januar in Washington. Dies sei aufgrund der terminlichen Situation im Bundestagswahlkampf nicht geplant.

Gleichwohl bestätigte der Sprecher der dpa zufolge einen regelmäßigen Austausch des Weidel-Teams mit dem Team von Elon Musk. Der Tesla-Chef habe sich bereits vor einigen Monaten für das AfD-Programm interessiert. Ein persönliches Telefonat oder Treffen zwischen Weidel und ihm habe es bislang jedoch nicht gegeben.

Früherer Musk-Wegbegleiter warnt vor AfD-Push: Deutschland drohe „böse Überraschung“

Eine Gefahr sieht der frühere Tesla-Manager Schröder darin, dass, dass die AfD bei der Bundestagswahl „30 Prozent und mehr“ bekommen könnte, wenn Musk „jetzt also ernsthaft in den Wahlkampf“ in Deutschland eingreifen sollte. Die AfD erreichte zuletzt in den Umfragen zur Bundestagswahl zwischen 18 und 20 Prozent. „Es wundert mich, dass die Parteien der Mitte nicht stärker reagieren“, so Schröder weiter, der vor einer „bösen Überraschung“ warnt.

Erste Gegenwehr kommt von Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck. „Finger weg von unserer Demokratie, Herr Musk!“, sagte Habeck im Interview mit dem Spiegel. Kurz darauf wurde er von Musk auf X als „Verräter am deutschen Volk“ bezeichnet. Auch Bundespräsident Steinmeier und Kanzler Scholz attackierte Musk bereits verbal.

Die Kritik an Elon Musks Einflussnahme vor der Bundestagswahl wird immer lauter. Der Tech-Milliardär hat sich mehrfach für die AfD ausgesprochen. © Montage: Carsten Koall/dpa/Toby Melville/dpa/PA Wire

Musk schießt gegen die deutsche Politik: Kanzler Scholz will „cool bleiben“

Der Kanzler bleibt gelassen angesichts der persönlichen Angriffe. „Als Sozialdemokraten sind wir es seit dem vorletzten Jahrhundert gewöhnt, dass es reiche Medienunternehmer gibt, die sozialdemokratische Politik nicht schätzen – und mit ihrer Meinung auch nicht hinter dem Berg halten“, sagte Scholz dem Stern. Natürlich sei es heute etwas anders, weil Medienunternehmen und Plattformen inzwischen eine weltweite Reichweite hätten. „Aber in der Sache ist es nichts Neues. Da muss man cool bleiben“, sagte der SPD-Politiker.

Dennoch betonte er: „Viel bedenklicher als solche Beschimpfungen finde ich, dass sich Musk für eine in Teilen rechtsextreme Partei wie die AfD einsetzt, die die Annäherung an Putins Russland predigt und die transatlantischen Beziehungen schwächen will.“

Den Schulterschluss mit Elon Musk sucht Olaf Scholz nicht. Ins Kanzleramt würde er den einflussreichen Milliardär nicht einladen: „Ich halte nichts davon, um die Gunst von Herrn Musk zu buhlen. Das überlasse ich gerne anderen.“ (nak)

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