Unnötig hohe Strompreise: Der Einbau von Smart Metern kommt in Deutschland nur stockend voran

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Digitale Stromzähler sind für das Gelingen der Energiewende von zentraler Bedeutung. Doch längst nicht jeder Haushalt ist damit ausgestattet. Im internationalen Vergleich zählt Deutschland zu den Schlusslichtern.

Brüssel – Die Digitalisierung kommt in Deutschland beim Ablesen am Stromkasten noch nicht richtig in Schwung. Gerade einmal 2,8 Prozent der Haushalte haben einen digitalen, intelligenten Stromzähler, berichtet die Wirtschaftswoche unter Berufung auf die zuständige EU-Behörde ACER. Damit gehört Deutschland im internationalen Vergleich zu den Schlusslichtern.

Die digitalen, intelligenten Stromzähler werden auch Smart Meter genannt. Zu ihren Vorteilen zählt, dass Verbraucher ihren Energieverbrauch in Echtzeit ablesen können. Sie helfen auf diese Weise dabei, Energieverschwendung zu vermeiden: Stromkunden können ihren Stromverbrauch besser analysieren und entsprechende Verhaltensänderungen vornehmen, um Strom zu sparen.

Smart Meter sollen für eine effektivere Nutzung erneuerbarer Energie sorgen

Außerdem sollen die Smart Meter für eine bessere Einbindung von erneuerbarer Energie sorgen. Dahinter steckt die Idee, dass Strom güns­tiger angeboten werden kann, wenn Sonne und Wind in Spitzen­zeiten besonders viel Energie liefern. Intelligente Stromzähler versorgen die Netzbetreiber zudem mit wichtigen Informationen, damit diese Erzeugung und Verbrauch weitgehend automatisiert aufeinander abstimmen können. Von Smart Metern zu unterscheiden sind moderne Messeinrichtungen, die keine Daten senden oder empfangen können. Sie ersetzen die bisherigen analogen Messgeräte mit Drehscheibe.

Bereits im Jahr 2023 wollte die Bundesregierung die Digitalisierung der Energiewende mit einem neuen Gesetz vorantreiben. Ziel war es, den Einbau digitaler, intelligenter Stromzähler deutschlandweit zu beschleunigen. Bis zum Jahr 2032 sollen die Smart Meter demnach flächendeckend in Haushalten und Unternehmen zum Einsatz kommen. Bis Ende 2024 wurden nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums rund 1.158.000 Einbauten von Smart Metern gemeldet.

Im Vergleich hängt Deutschland beim Einbau von Smart Metern hinterher

Doch damit hinkt Deutschland im internationalen Vergleich hinterher. Andere Länder wie Schweden, Italien oder Spanien haben die Umstellung auf Smart Meter bereits komplett vollzogen oder stehen kurz davor. Ohne Smart Meter lassen sich aber viele Vorteile nicht nutzen, betonte die EU-Kommission: „Die mangelnde Fähigkeit, auf Preissignale zu reagieren, beispielsweise durch das Fehlen intelligenter Zähler, ist ein Hindernis für die Nutzung aller Vorteile eines effizienteren Tarifsystems“, heißt es in einem aktuellen Bericht. Mit anderen Worten: Ohne Smart Meter bleibt der Strompreis unnötig hoch.

Regionale Unterschiede bei Smart Metern sind enorm groß

Auch die regionalen Unterschiede innerhalb Deutschlands sind enorm. So haben beispielsweise die Stadtwerke Lübz in Mecklenburg-Vorpommern einhundert Prozent der Haushalte mit Smart Metern versorgt, berichtete die Zeit. Dagegen hätten rund 260 von 850 verantwortlichen Betrieben noch nicht einmal damit angefangen. „Die Bürokratie hat den Fortschritt lange gebremst“, sagte Ingbert Liebing vom Verband kommunaler Unternehmer (VKU) der Zeit. Viele Vorschriften seien durch das neue Gesetz im Jahr 2023 zwar abgebaut worden. Doch eine echte Trendwende stellte sich auch danach nicht ein. VKU-Geschäftsführer Liebing spricht von einem „Rollout mit angezogener Handbremse“. Ein Grund sei die fehlende Wirtschaftlichkeit für die Betriebe gewesen.

Anfang 2025 wurden nun die Gebühren für den Einbau und den Betrieb von Smart Metern angehoben. Ab einem Jahres­verbrauch von 6.000 bis 10.000 Kilowatt­stunden werden künftig bis zu 40 Euro im Jahr für den Betrieb fällig. Betreiber einer Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung zwischen 2 und 15 Kilowatt­stunden zahlen bis 50 Euro im Jahr. Verbraucher, die freiwil­lig ein intelligentes Mess­system installieren lassen, müssen sich auf 30 Euro im Jahr für den Betrieb plus eine einmalige Gebühr von 100 Euro für den Einbau einstellen, berichtete die Stiftung Warentest.

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