Trauer um Unterhachinger Geothermie-Visionär Christian Schönwiesner
Der Unterhachinger Geothermie-Pionier Christian Schönwiesner ist mit nur mit 59 Jahren gestorben. Die Gemeinde trauert um einen Vordenker und einen Menschen, der sich selbstlos für andere engagierte.
Das Foto vom 28. September 2004 ist legendär: An jenem Tag nahmen die beiden Väter der Geothermie Unterhaching, der damalige Bürgermeister Erwin Knapek und Projektleiter Christian Schönwiesner, mit Sektgläsern in der Hand ein Bad in einem mit unterirdischem Thermalwasser gefüllten Pool, um den Durchbruch der ersten Bohrung am Grünwalder Weg zu feiern. Jetzt ist einer der beiden Geothermie-Pioniere unerwartet gestorben: Christian Schönwiesner erlag im Alter von nur 59 Jahren einem Krebsleiden.
Koordinator des Geothermie-Projekts in Unterhaching
„Sein Tod ist ein herber Verlust“, sagt Unterhachings Altbürgermeister Erwin Knapek (83) im Gespräch mit dem Münchner Merkur. Zur Beisetzung war Knapek eigens ins hessische Königstein im Taunus gereist, wo Schönwiesner zuletzt lebte. Für die Agentur Rödl & Partner koordinierte Schönwiesner, der damals noch den Zweitnamen Bozkurt trug, von 2002 bis 2008 das komplexe Unterhachinger Geothermieprojekt. Ob es um technische Details der Bohrung, Risikofragen wie eine Fündigkeitsversicherung, die 3500 Meter tiefe Geologie im Molassebecken unter dem Boden Unterhachings oder die innovative Kalina-Technologie im Kraftwerk ging, in allen Entscheidungsprozessen führte an Christian Schönwiesner kein Weg vorbei.

Über dieses Wirken des Projektleiters sagt Knapek rückblickend: „Insbesondere waren dabei seine persönlichen Attribute wie hartnäckiges Verfolgen der gesetzten Ziele, erfolgsorientierte Verhandlungsführung mit Behörden, Banken, Versicherungen und beauftragten Firmen, sach- und fachkundige Kontrolle der durchgeführten Maßnahmen, hohes, durch Wissen geprägtes Durchsetzungsvermögen bei der Lösung strittiger Themen und wirksame Öffentlichkeitsarbeit maßgebend.“ Die im September 2004 abgeteufte Bohrung I mit knapp 123 Grad Celsius Thermalwassertemperatur und einer Schüttung von 230 Litern pro Sekunde „übertraf die Erwartungen der Unterhachinger Machbarkeitsstudie“, so Knapek, „und sie übertraf auch signifikant die für das Projekt erstellte Prognose des Bayerischen Landesamtes für Geologie“. Im Nachhinein, glaubt Knapek, sei das Unterhachinger Bohrergebnis „der entscheidende Durchbruch für die Entwicklung der Geothermie in Südbayern“ gewesen sowie für geologisch ähnliche strukturierte Regionen in Europa.
Ein Verdienst von Christian Schönwiesner, über den es in der Todesanzeige heißt: „Und plötzlich wird mir völlig klar, wie erfüllt mein Leben war von Schönheit, Kraft und Kampf und Leid und lebenswert zu jeder Zeit.“
Engagement für die Ukraine
Nach Abschluss des Unterhachinger Projekts wechselte Schönwiesner 2008 zu einer weltweit agierenden Firma zur Nutzung von Solarenergie. In zweiter Ehe war er zuletzt mit einer Ukrainerin verheiratet, was zu einem enormen Engagement für das vom russischen Angriffskrieg gebeutelte Land führte. „Er entwickelte ein System zur Rettung von Photovoltaik-Paneelen, die ansonsten entsorgt worden wären, und baute damit auf eigene Kosten in der Ukraine PV-Module auf, die der Bevölkerung tagsüber bei großflächigen Stromausfällen stets Energie liefern konnten“, erläutert Knapek.
„Selbstloser, weit vorausdenkender Mensch“
Im Bundesverband Geothermie, den Knapek jahrelang leitete und dessen Ehrenvorsitzender er mittlerweile ist, arbeitete Unterhachings Altbürgermeister weiterhin eng mit Schönwiesner zusammen. Der 83-Jährige drückt seine Bewunderung für den Verstorbenen so aus: „Zum einen fehlt er uns als selbstloser, weit vorausdenkender und hilfreicher Lebensgefährte und zum anderen als innovativer Antreiber für den weiteren Umbau unserer Energiesysteme zur Eindämmung des Klimawandels. Die Geothermie Unterhaching und der Bundesverband Geothermie trauern mit großer Anteilnahme und ehrendem Gedenken.“