Zu Jahresbeginn sollten Stromverbraucher in Süddeutschland wieder einmal sparen. Damit soll das Netz stabilisiert werden, so der Netzbetreiber.
Stuttgart – Am 3. Januar 2025 wurden die Bürgerinnen und Bürger in Baden-Württemberg mal wieder zum Strom sparen aufgerufen. Von 8 bis 11 Uhr sollten sie möglichst wenig Energie verbrauchen, so die Aufforderung, die über die App „StromGedacht“ des Netzbetreibers TransnetBW verbreitet wurde. Damit versucht TransnetBW die Menschen dafür zu sensibilisieren, wie viel Strom gerade produziert wird und wie teuer er gerade beschafft werden muss.
„Durch deine Mithilfe können die hohen Kosten dieser Maßnahmen für die Allgemeinheit gesenkt und CO₂-Emissionen eingespart werden“, schreibt TransnetBW. Blackouts seien nicht zu befürchten. „TransnetBW muss jedoch mehr als gewöhnlich dafür tun, das Netz stabil zu halten.“
Strom-Alarm in Baden-Württemberg: Zu viel Windstrom im Norden kommt nicht nach Süden
Schon vor einem Jahr hatte TransnetBW vor der gleichen Situation gewarnt. Damals, am 15. Januar 2024, sollten Kunden auch schon sparen. Wie auch beim diesjährigen Vorfall hatte der Netzbetreiber auch schon vor einem Jahr gewarnt, dass er „große Strommengen“ aus konventionellen Kraftwerken und aus dem Ausland abrufen müsste, um das Netz stabil zu halten. Und auch im Januar 2023 hatte es den gleichen Vorfall gegeben.
Was ist also los im Südwesten? Der Grund für diese immer wiederkehrenden Probleme im Netz von TransnetBW hat eigentlich einen positiven Hintergrund: Es gibt nämlich in Norddeutschland zu viel Windstrom. „Wenn der Wind in Norddeutschland besonders stark weht, sinken durch das hohe Stromangebot die Großhandelspreise an der Strombörse. Marktteilnehmer (z. B. Betreiber von Pumpspeicherkraftwerken) im industriereichen Süden decken sich dann mit günstigem erneuerbarem Strom ein“, erklärte eine Sprecherin von Transnet BW vergangenes Jahr.
Aktuell hält das Stromnetz diesen windreichen Stunden aber nicht stand und der überschüssige Windstrom kann nicht dorthin gebracht werden, wo er hin muss (also in den Süden). Stattdessen wird der norddeutsche Strom häufig ins Ausland transportiert, weil er günstig ist und dort verbraucht werden kann.
„Aktuell müssen die Netzbetreiber häufig auf fossil befeuerte Kraftwerke zur Netzstabilisierung zurückgreifen, um fehlende Transportkapazitäten zu kompensieren. Diese sind teuer und werden über den Strompreis bei allen Verbraucherinnen und Verbrauchern spürbar. Dem wirkt der angepasste Stromverbrauch entgegen, zu dem die App anleitet“, erklärt „StromGedacht“ auf ihrer Webseite.
Zu viel erneuerbarer Strom und zu wenig Stromtrassen: Trasse wird erst 2028 fertig
Das ist aber alles sehr ärgerlich – weil die Stromnachfrage durch den günstigeren Windstrom bedient werden könnte. Die Nachfrage ist da, der Strom ist da – das Problem ist aber die fehlende Stromtrasse, die jetzt gerade noch gebaut wird. Die Trasse SuedLink soll später genau diese Situation vermeiden. Mehr als 2400 Kilometer Kabel sollen quer durch Deutschland verlegt werden und durch sechs Bundesländer führen: von Schleswig-Holstein über Niedersachsen, Hessen und Thüringen bis nach Bayern und Baden-Württemberg. Ende 2028 soll SuedLink fertig werden und dann zehn Millionen Haushalte und die Industrie mit Energie versorgen.
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Die Stromtrasse geht aber acht Jahre später als geplant ans Netz. Denn es gab lange Streit um das Megaprojekt, auch weil Bürgerinitiativen sich querstellten. Deshalb wird SuedLink jetzt auch unterirdisch verlegt. Das ist teurer und dauert auch länger. Bis das Projekt fertig ist, werden die Baden-Württemberger also immer wieder mit solchen Situationen wie am 3. Januar 2025 konfrontiert sein.
SuedLink ist dabei lediglich ein Teil vieler verschiedener Anstrengungen, um die Energiewende in Deutschland perfekt zu machen. Laut Einschätzungen der Netzbetreiber soll sich der Stromverbrauch wegen des Verzichts auf fossile Brennstoffe bis 2045 auf über 1000 Terawattstunden verdoppeln. Die Betreiber der deutschen „Stromautobahnen“ haben darum einen Plan für den Ausbau des Höchstspannungsnetzes entworfen. 14.200 Kilometer neue Trassen seien notwendig, davon 5.700 Kilometer an Land und 8.500 Kilometer auf See. Außerdem müssten fünf neue Gleichstromverbindungen gebaut werden.