„Schaftlacher Modell“ an Seestraße?

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Platz für Flüchtlingsunterkunft und bezahlbaren Wohnraum? Die Gemeinde Schliersee denkt über das „Schaftlacher Modell“ auf diesem Grundstück an der Seestraße nach. © THOMAS PLETTENBERG

Eigentlich hatte Schliersee eine Bebauung der Kiesfläche an der Seestraße weit in die Zukunft verschoben. Nun tritt sie ihr aber doch näher. Im „Schaftlacher Modell“ könnte Wohnraum entstehen – zunächste für Flüchtlinge.

Für die Unterbringung von Flüchtlingen kommen für Schliersee einige Objekte nicht infrage, etwa das Studienzentrum Josefstal oder der Schlierseer Hof. Über Bauleitplanung im einen und gutes Zureden im anderen Fall versucht die Gemeinde, eine aus ihrer Sicht unpassende Nutzung zu verhindern. Um doch Aufnahmekapazitäten zu schaffen, war zuletzt das Gelände an der Seestraße in den Blick geraten, auf dem die Ansiedlung der Firma Sixtus scheiterte. Und einer Bebauung dort tritt Schliersee allmählich näher.

Gemeinderat wird in der nächsten Sitzung über das Thema beraten

Infrage kommen könnte das „Schaftlacher Modell“. Dies teilt Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer (CSU) auf Anfrage mit. „Mit Herrn Grabmeyer stehen wir bereits in Austausch. Der Gemeinderat wird sich in der nächsten Sitzung damit befassen.“

In Modulbauweise sollen schnell und günstig Wohngebäude entstehen

Luitpold Grabmeyer ist Geschäftsführer des Kommunalunternehmens Wohnungsbaugesellschaft Waakirchen (WBW), das das „Schaftlacher Modell“ vor einigen Jahren erfolgreich umgesetzt hat. Wie berichtet, geht es darum, schnell und vergleichsweise günstig Wohngebäude in Modulbauweise zu errichten – dies auf gemeindeeigenen Grundstücken. Wie berichtet, hatte Grabmeyer angeboten, dass die WBW im ganzen Landkreis tätig werden könnte. Sie würde sich dann um den Bau der Gebäude kümmern, die nach 15 Jahren in den Besitz der jeweiligen Gemeinde übergehen würden. In der Zwischenzeit könnten sie die WBW verpachten – zum Beispiel eben als Unterkünfte für Flüchtlinge an staatliche Stellen. Schnitzenbaumer: „Wir müssen schauen, was realisierbar ist, welche Voraussetzungen es gibt und was es kostet.“

Auf dem Gelände besteht schon Baurecht

Der Vorteil in Schliersee ist, dass auf dem Gelände bereits Baurecht besteht – zwar für drei Ein- und ein Mehrfamilienhaus, aber das lässt sich wohl zügig ändern. Dies zu tun, hat der Gemeinderat schon vor zwei Jahren beschlossen, das Schaffen von bezahlbarem Wohnraum aber nicht mehr weiterverfolgt, beziehungsweise auf irgendwann ab 2028 verschoben. Das liebe Geld würde über das „Schaftlacher Modell“ für die Gemeinde eine geringere Rolle spielen. Nachteil: Das Gelände ist dann erstmal weg, und viele andere Möglichkeiten, selbst bezahlbaren Wohnraum zu verwirklichen, hat Schliersee nicht.

Abriss an der Nagelspitzstraße: Haus war „wirklich baufällig“

In kleinerem Rahmen wäre das aber auf zwei Grundstücken in Neuhaus möglich. Zum einen an der Nagelspitzstraße. Nach dem Tod des Pächters hat die Gemeinde das nur noch wenige Jahre laufende Erbbaurecht abgelöst. Doch auch hier ist eine Bebauung erst ab 2028 vorgesehen. Das bestehende Haus hat die Gemeinde dennoch abgerissen. „Es war baufällig“, sagt Schnitzenbaumer zur Erklärung, „also wirklich baufällig.“

Erbschaft: Weiterhin Streit vor Gericht

Eine andere Immobilie hat die Gemeinde – obgleich laut Gutachten nicht erhaltungswürdig – stehen lassen. Das Haus an der Rauheckstraße, das die Voreigentümerin der Gemeinde vermacht hat (wir berichteten). Hier haben Ukrainer Unterschlupf gefunden. Weiterhin ist die Gemeinde in Gesprächen mit dem Nachlassverwalter, wie man dem Vermächtnis der Frau gerecht werden kann. Diese hatte sich eine Begegnungsstätte gewünscht, das aber ist an dieser Stelle nicht machbar. Man denke über Hinweis- oder Gedenktafeln nach, um das Andenken an die Frau hochzuhalten, sagt Schnitzenbaumer. Aus deren Erbschaft erwartet die Gemeinde immerhin noch einen Millionenbetrag, der auch immer wieder im Haushalt auftaucht. Doch die Pflichtteilsberechtigten würden immer wieder aufs Neue den Weg zu den Gerichten einschlagen, weshalb aus der Einnahme bis heute nichts geworden ist.

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