Putin wittert hinter Ukraine-Siegesplan eine US-Verschwörung – und bekommt Zuspruch aus Nato-Land

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Der Siegesplan der Ukraine im Krieg wurde bekanntgegeben. Selenskyj hofft so, Russland besiegen zu können. Eine Antwort aus Moskau erfolgt prompt.

Kiew – Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat dem ukrainischen Parlament seinen sogenannten Siegesplan vorgelegt. Dieser besteht aus fünf Hauptpunkten und drei geheimen Anhängen und zielt darauf ab, durch der Hilfe und Garantien der westlichen Verbündeten einen gerechten Frieden im Ukraine-Krieg zu erreichen. Aus Moskau hieß es prompt, dass es sich dabei um vergeblichen Bemühungen, Russland zu besiegen handle.

Selenskyj enthüllte am Mittwoch (16. Oktober) Einzelheiten des Plans und erklärte den ukrainischen Abgeordneten, dass er dem Land helfen könne, den Kampf gegen Russland zu gewinnen und bis zum nächsten Jahr Frieden zu bringen. Der erste der fünf Punkte des ehrgeizigen Plans fordert die entscheidenden westlichen Verbündeten Kiews auf, der Ukraine den Beitritt zur NATO zu ermöglichen, während die Kämpfe im Konflikt weitergehen – eine Bitte, die die Mitglieder des Militärbündnisses wahrscheinlich ablehnen werden.

Selenskyj stellt Ukraine-Siegesplan vor – Putins Russland wittert dahinter eine US-Verschwörung

Der Plan des ukrainischen Präsidenten sieht auch ein „umfassendes nichtnukleares strategisches Abschreckungspaket“ vor, um weitere russische Angriffe abzuwehren, wobei ein Teil dieses zweiten Punktes jedoch geheim bleibt. Gleichzeitig forderte der ukrainische Staatschef Investitionen in die natürlichen Ressourcen des Landes und die Verschärfung der antirussischen Sanktionen sowie den Ersatz der US-Truppen durch ukrainische Truppen in Europa als Teil einer Sicherheitsarchitektur für die Zeit nach dem Krieg.

Der russische Präsident Wladimir Putin wittert hinter dem Siegesplan der Ukraine einen Stellvertreterkrieg der USA.
Der russische Präsident Wladimir Putin wittert hinter dem Siegesplan der Ukraine einen Stellvertreterkrieg der USA. © IMAGO/Mikhail Metzel/Kremlin Pool

Eine Antwort der russischen Regierung auf diese Ausführungen ließ nicht lange auf sich warten. Er habe die Details von Selenskyjs neu enthülltem „Siegesplan“ noch nicht gesehen, so Kreml-Sprecher Dmitri Peskow laut der Moscow Times gegenüber der Presse. Trotzdem sei er überzeugt, dass alle Vorschläge als „Tarnung“ für „einen amerikanischen Plan, uns bis zum letzten Ukrainer zu bekämpfen“ zu betrachten seien, so Peskow.

Der von Selenskyj skizzierte Siegesplan für den Ukraine-Krieg besteht aus fünf Kernpunkten:

  • Eine Einladung an die Ukraine, der Nato beizutreten
  • Die Stärkung der ukrainischen Verteidigung gegen russische Streitkräfte, einschließlich der Einholung der Erlaubnis von Verbündeten, ihre Langstreckenwaffen auf russischem Territorium einzusetzen, sowie die Fortsetzung der Militäroperationen der Ukraine auf russischem Territorium, um die Schaffung von „Pufferzonen“ in der Ukraine zu vermeiden
  • Ein nicht-nukleares strategisches Abschreckungspaket gegen Russland, das auf ukrainischem Boden stationiert wird
  • Ein gemeinsamer Schutz der kritischen natürlichen Ressourcen der Ukraine durch die USA und die EU sowie die gemeinsame Nutzung ihres wirtschaftlichen Potenzials
  • Das Ersetzen einiger in Europa stationierter US-Truppen durch ukrainische Soldaten (in der Zeit nach dem Krieg)

Russland hält wenig von Selenskyjs Siegesplan – Geht es der Ukraine nicht um den Frieden?

„Ein anderer Plan, der tatsächlich friedlich sein könnte, wäre, wenn das Kiewer Regime erkennen würde, dass seine derzeitige Politik hoffnungslos ist, nüchtern werden und die Gründe erkennen würde, die zu diesem Konflikt um die Ukraine geführt haben“, so der Kreml-Sprecher laut dem Bericht.

Auch der Chef des Auswärtigen Ausschusses der Staatsduma in Moskau, Sluzki, erklärte, es handle sich um einen Versuch, den Westen in einen direkten Krieg mit Russland hineinzuziehen, mit „dreisten und provokativen Forderungen“. Das berichtet der Deutschlandfunk. Es sei ein Versuch, den Westen in einen direkten Krieg mit Russland hineinzuziehen. Selenskyj wolle so die Verantwortung für die Vernichtung des ukrainischen Volkes abgeben. Die Schuld für sein Scheitern solle dem Westen in die Schuhe geschoben werden, so Sluzki demnach weiter. Überhaupt handle sich nicht um einen Siegesplan, sondern um einen „Plan zur Rettung vor der Niederlage“, da Selenskyj keinen einzigen Vorschlag zur Lösung des Ukraine-Kriegs vorgebracht habe.

Selenskyj wirbt bei EU-Gipfel für Siegesplan – und erntet Kritik von Trump-Freund Orbán

In der EU sind ebenfalls nicht alle überzeugt. Beim Gipfel der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union forderte Selenskyj weitere finanzielle Hilfen für den vorgestellten „Siegesplan“.  „Wir brauchen Geld“, so Selenskyj am Donnerstag in Brüssel. Dieses solle für den Bau von Drohnen, aber auch für Menschen „die ihre Häuser verloren haben“ verwendet werden.

Wenn es nach dem ungarischen Regierungschef Viktor Orbán geht, soll Selenskyj vorerst aber kein Geld erhalten. Orbán will sich erst nach der US-Wahl, also in drei Wochen, festlegen. Sollte der ehemalige US-Präsident Donald Trump, ein Vertrauter des ungarischen Präsidenten, erneut in Weiße Haus einziehen, könnte er die Ukraine-Hilfe drastisch kürzen. Trump hat immer wieder behauptet, dass er den Ukraine-Krieg bei einem Wahlsieg rasch beenden würde.

Im Vorfeld des EU-Gipfeltreffens übte auch der slowakische Ministerpräsident Robert Fico Kritik an der EU. Diese agiere als „Kriegskabinett“ und untergrabe den Friedensprozess in der Ukraine, so Fico laut einem Bericht der ukrainischen Zeitung Kyiv Post. „Alles, worüber wir im EU-Rat sprechen, ist die Munition und die Raketen für die Ukraine oder wie viele Russen getötet werden müssen“, habe Fico am Mittwoch bei einer Sitzung des Ausschusses für europäische Angelegenheiten des Parlaments behauptet. Gleichzeitig habe er die Verantwortung Russlands für das Massaker von Bucha infrage gestellt. (tpn)

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