Stabilität in unruhigen Zeiten: Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee zieht Bilanz zum Geschäftsjahr 2024

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Über das Geschäftsjahr 2024 und künftige Herausforderungen der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee sprachen Vorstandsvorsitzender Martin Mihalovits und Vorstand Udo-Stefan Schlipf. © Sandra Hefft

Die Vorstände der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, Martin Mihalovits und Udo-Stefan Schlipf, stellten kürzlich bei einer Konferenz in Miesbach die Bilanz des vergangenen Geschäftsjahres vor.

Miesbach/Landkreis – In einer sich gefühlt immer schneller drehenden, unsicherer werdenden Welt suchen die Menschen verstärkt nach Sicherheit und Stabilität. Das wird auch in Bezug auf Finanzen deutlich, erklärten die Vorstände der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, Martin Mihalovits und Udo-Stefan Schlipf, bei der Bilanzpressekonferenz in Miesbach.

„Wenn ich jammern würde, wäre das eine Sünde“, sagte Vorstandsvorsitzender Mihalovits und setzte damit den Ton für das Pressegespräch. Für das Geschäftsjahr 2024 präsentiert das Geldinstitut eine „relativ stabile Bilanzsumme“ von 2,5 Milliarden und damit ein leichtes Plus von 0,8 Prozent.

Ein Teil davon fließt in die Reserven – „für schwere Zeiten“, wie der Vorstandsvorsitzende erklärte, und um die regulatorischen Anforderungen der Bankenaufsicht zu erfüllen. 1,5 Milliarden Euro liegen aktuell auf den Giro- und Tagesgeldkonten der rund 48.000 Kunden, „Wahnsinn für einen 100.000-Menschen-Landkreis“, sagte Mihalovits. Die Kunden greifen in Zeiten gestiegener Lebenshaltungskosten auf Rücklagen zurück, trotzdem vermeldet die Kreissparkasse ein Plus beim Einlagenbestand von 3,2 Prozent.

1,5 Milliarden Euro auf Giro- und Tagesgeldkonten

Daran zeige sich, dass die Kunden ihrem Geldinstitut die Treue halten, erklärte Mihalovits. Allerdings könnte das Geld bei einer längerfristigen Anlage jährlich 15 bis 20 Millionen Euro Zinsen bringen. Trotzdem setzen die Kunden aktuell auf das sofort verfügbare Geld. „Die Leute wollen ihr Pulver trocken halten“, sagte Mihalovits. „Da kannst du die Leute rausberaten, wie du willst.“ Trotzdem: „Wirtschaftlich läuft es im Landkreis i. O.“

Der Jahresüberschuss der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee liegt bei 2,8 Millionen Euro, getragen vor allem von einem um 1,3 Prozent gestiegenen Zinsüberschuss. Der ordentliche Ertrag hat ein Plus von 14,9 Prozent, zugleich erhöhte sich der Aufwand um 5,4 Prozent, unter anderem durch Investitionen in Gebäude und gestiegene Kosten bei EDV (plus 500.000 Euro) und Personal (plus 4,1 Prozent). Nahezu stabil blieb das Kreditvolumen (1,9 Milliarden).

Nachfrage nach Baukrediten um 11,5 Prozent gesunken

„Wachstumstreiber waren unternehmerische Finanzierungen und die öffentliche Hand (plus 9,7 Prozent)“, erklärt die Kreissparkasse. Die Nachfrage nach Baukrediten hingegen ist spürbar gesunken, innerhalb eines Jahres gab es einen Rückgang um 11,5 Prozent. Dies sei vor allem den hohen Immobilienpreisen, den gestiegenen Zinsen und der allgemeinen Unsicherheit geschuldet. Sicher nicht hilfreich sei in dieser Situation, dass die Kredit-Beantragung immer umfangreicher werde.

„Es wird eher komplizierter und unflexibler statt einfacher“, ärgert sich Mihalovits und zeigte Verständnis für die Beschwerden seitens der Kunden. „Das wird uns aufgedrückt“, erklärte er. Es sei nicht vermittelbar, warum Vorgänge wie ein Baukredit oder Wertpapiergeschäfte bei Online-Banken scheinbar schnell zu erledigen seien. „Die Regeln haben nicht wir erfunden“, sagte der Vorstand.

Die Ressource Kundenberater vor Ort soll weiter ausgebaut werden

Auf der Haben-Seite gegen die Konkurrenz aus dem Netz steht hingegen die Erfahrung der Berater vor Ort. Diese Säule soll künftig stärker ausgebaut werden, sagte Udo-Stefan Schlipf. Gleichzeitig sei die Ressource Kundenberater vor Ort ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor. Der Spagat soll in der Standardisierung und Automatisierung alltäglicher Anliegen gelingen.

Die Mitarbeiter sollen sich so besser der Beratung widmen können. Hierin sieht der Vorstand eine große Chance für die Mitarbeiter, sich weiterzuentwickeln. „Es gibt Lebensphasen, bei denen du es schwer hast, das elektronisch abzubilden“, sagte Mihalovits und nannte beispielhaft den Umgang mit Konten nach einem Todesfall, eine Hausfinanzierung oder einen Wohnungsverkauf. Dazu braucht es mehr geschulte Berater.

Der Jahresüberschuss der Kreissparkasse liegt bei 2,8 Millionen Euro

„Wir werden hier einen Wandel im Berufsbild haben“, sagte Mihalovits. Die Mitarbeiter sollen die Kunden quasi als Dolmetscher durch die immer komplexer werdende Finanzwelt begleiten. Dies sei vor allem in Zeiten abnehmender Finanzbildung wichtig, erklärte der Vorstand. Um die Mitarbeiter auf die sich verschiebenden Aufgabenfelder vorzubereiten, soll es Schulungen geben.

Da könnte sich auch die positive Einstellung gegenüber Quereinsteigern bezahlt machen. Durch Tarifsteigerungen im öffentlichen Dienst fallen im laufenden Jahr über 1,5 Millionen Euro mehr an Personalkosten an. Und die wollen erwirtschaftet werden. „Wir als Bank leben zu 75 Prozent aus Zinseinkünften, wir profitieren auch nicht von Inflationsraten“, sagte Schlipf.

Unter anderem durch flexible Arbeitsmodelle – diese nutzen 112 der 302 Mitarbeiter – sowie die Aussicht auf Mitarbeiterwohnungen sollen mehr künftige Kollegen angelockt werden. „Insbesondere in Zeiten der Digitalisierung sind es Menschen, die den Unterschied machen. Dazu wolle man die besten Talente – „aus der Region und darüber hinaus“, betonte Schlipf.

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