Europas größtes Sägewerk insolvent: Deutscher Konzern muss für vier weitere Gesellschaften Insolvenz anmelden
Die in der Oberpfalz ansässige Ziegler Group mit gut 3000 Beschäftigten ist insolvent. Immer mehr Gesellschaften müssen Anträge stellen.
Plößberg – Die Krise in der deutschen Wirtschaft hat in der vergangenen Woche eines der wichtigsten Arbeitgeber in der Oberpfalz getroffen. Die Ziegler Holding GmbH meldete am Mittwoch, 20. November, Insolvenz am Amtsgericht Weiden an. Die Firma blickt auf 75 Jahre Geschichte zurück und baut seit jeher Häuser aus Holz. Aber auch in anderen Bereichen der Holzverarbeitung ist Ziegler tätig. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen 3200 Personen in Deutschland, Schweden und Rumänien. Insgesamt hat die Firma, die 2022 noch einen Milliardenumsatz erwirtschaftete, 34 Standorte in Deutschland.
Ziegler Holding ist insolvent: Vier weitere Gesellschaften müssen Insolvenzanträge stellen
Zunächst war nur die Holdinggesellschaft von der Insolvenz betroffen – das hat sich eine knappe Woche später aber geändert. Wie der Insolvenzverwalter Volker Böhm mitteilt, wurden sowohl für die Ziegler Holzindustrie GmbH und die naturheld GmbH nun ebenfalls Anträge in Weiden gestellt. Und die Insolvenzanträge für zwei weitere Gesellschaften, die Pelletwerk Ziegler Naturenergie GmbH und die Holzzentrum Ziegler GmbH, würden im Laufe der Woche ebenfalls eingehen.

Im Bereich der Holzverarbeitung hat die Ziegler Group noch fünf weitere Gesellschaften, bei denen die Zukunft unklar ist. Allerdings befinden sich drei davon im Ausland: die Balungstrands Sågverk AB (Schweden), die Bäckebrons Sågverk AB (Schweden) und die ZG Timber Sebes (Rumänien). Die Ziegler Forstservice GmbH und die Ziegler Holztechnik GmbH wurden im Rahmen der Insolvenzanträge bisher noch nicht genannt. Bis Ende der Woche soll geklärt werden, ob weitere Gesellschaften diesen Schritt gehen müssen, wie es in einer Unternehmensmitteilung heißt.
Unternehmen aus Bayern meldet Insolvenz an: Krise in der Baubranche als Ursache
Als Grund für die Insolvenzen nennt Böhm die Krise in der Bauindustrie, die mittlerweile schon zahlreiche Opfer gefordert hat. In Bayern gingen im ersten Halbjahr die Insolvenzen in der Baubranche allein um 25,8 Prozent in die Höhe. Die Gruppe hatte in den vergangenen Jahren nicht zuletzt durch Zukäufe einen offensiven Wachstumskurs eingeschlagen. Neben dem Kerngeschäft, der Holzbearbeitung und -verarbeitung für die Bauindustrie, ist die Ziegler-Gruppe mittlerweile in vielen Bereichen tätig wie in der Logistik, der Pelletproduktion, der Forstwirtschaft, im Haus- und Modulbau sowie in angrenzenden Gewerken.
Die Löhne und Gehälter der Beschäftigten bei Ziegler sind über das Insolvenzgeld gesichert. Die insolvente Ziegler Holding beschäftigt 170 Personen, die naturheld GmbH weitere 120 und die Ziegler Holzindustrie GmbH insgesamt 700 Personen. Damit ist nun fast ein Drittel der ganzen Belegschaft von der Insolvenz des Branchengiganten erfasst.
Insolvente Ziegler Group ist nicht allein: Viele Insolvenzen in Deutschland
Vergangene Woche hatte ein weiteres bayerisches Unternehmen, das vor allem Häuser aus Holz baut, Insolvenz anmelden müssen. Doch nicht nur in Bayern drückt der Schuh gewaltig. Auch andere Branchen haben in ganz Deutschland derzeit schwer zu kämpfen. So ist ein traditionsreicher Motorenhersteller mit 150 Mitarbeiter von einer Insolvenz betroffen. Eine Traditionsbäckerei musste in jüngster Vergangenheit ebenso die Insolvenz anmelden wie ein insolventer deutscher Weltmarktführer. Auch die Deko-Kette Depot ist insolvent und schließt bis Jahresende 27 Filialen.
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Diese sind nur weitere Beispiele für eine besorgniserregende Entwicklung. Denn nach Angaben des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), befindet sich die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland auf einem Rekordhoch. Demnach sei die Zahl der Insolvenzen im dritten Quartal so hoch gewesen wie in keinem Quartal seit 2010.