Maschmeyer gegen starre Regeln: „Präsenz und pünktliches Antreten mit Ergebnissen gleichgesetzt“
„Falsch“: Maschmeyer rechnet mit Verständnis zu 4-Tage-Woche ab – und verweist auf München-Rundgang
Investor Carsten Maschmeyer hält nichts von immer längeren Arbeitszeiten. Diese seien nicht mit mehr Produktivität gleichzusetzen.
München – Immer wieder kritisieren Vertreter aus Wirtschaft und Politik die Idee der Vier-Tage-Woche. Ein Gegenbeispiel liefert Unternehmer Carsten Maschmeyer. „In Deutschland wird Präsenz und pünktliches Antreten morgens mit Ergebnissen gleichgesetzt“, erklärte Maschmeyer den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Dies sei aber „falsch“. „Die Länge der Arbeitszeit korreliert nicht mit den Ergebnissen. Nach acht Stunden lassen Kreativität und Konzentration nach, das wissen wir aus Studien“, so der 65-Jährige. Zuletzt hatte Maschmeyer im Interview mit IPPEN.MEDIA Wirtschaftsminister Robert Habeck scharf kritisiert.
Carsten Maschmeyer kritisiert unattraktive Arbeitsbedingungen
Der aus dem TV bekannte Investor (“Die Höhle der Löwen“) verweist auf die Balance von Angebot und Nachfrage. Wenn man beispielsweise durch München laufe, suche „jeder zweite Betrieb“ Leute: Restaurantleiter, Verkäuferinnen, Servicekräfte. Die Arbeitsbedingungen seien oft nicht attraktiv, da könne ein freier Tag mehr viel ausmachen. „Da ist dann die Frage nicht: Hab ich die Leute vier oder fünf Tage? Da ist die Frage: Vier Tage oder null Tage?“ Er sagt aber auch, dass bei Führungskräften eine Vier-Tage-Woche zu wenig sei.

Nicht jedoch in Berufen wie der Pflege. Durch technologischen Fortschritt sei in vielen Bereichen große Produktivitätssteigerungen möglich. Doch: „Die laufen mit Klemmbrettern und Klebezetteln rum.“ Eine gute Software könne da viel Zeit sparen, sei doch ein großer Teil der Arbeit Administration.
Maschmeyer warnt vor dem Verschwimmen der Grenzen von Privatem und Arbeit
Maschmeyer erkennt aber auch die Nachteile von flexiblen Arbeitszeiten oder Homeoffice: Die Grenzen zwischen Privatem und Arbeit würden verschwimmen. Man brauche „echte Pausen, sonst kriegen wir mentalen Muskelkater“. Und weiter: Die Erwartung, dass man ständig sofort erreichbar ist, ist schlecht für die Leistung.“ Selbst lebt er diese Maxime auch: „Ich habe auch kein Handy neben dem Bett“, so Maschmeyer.
Die Verkürzung der Arbeitszeit hat bei einem Pilotprojekt in deutschen Unternehmen in Deutschland zu weniger Stress bei den Mitarbeitenden geführt. „Die Mitarbeiter berichteten von signifikanten Verbesserungen ihrer mentalen und körperlichen Gesundheit“, erklärte die Unternehmensberatung Intraprenör als Initiator des Pilotprojekts zur Viertagewoche. Gleichzeitig hätten Leistung und Produktivität der Unternehmen nicht unter der geringeren Arbeitszeit gelitten.
Studie zeigt signifikante Verbesserungen der Gesundheit durch Vier-Tage-Woche
Seit Anfang des Jahres nahmen deutschlandweit 45 Firmen an dem Pilotprojekt teil, von denen 41 die Testphase laut Intraprenör mittlerweile abgeschlossen haben oder kurz davor stehen. Der Umfang der Arbeitszeitsenkung variierte dabei je nach Unternehmen, manche gewährten 20 Prozent weniger Wochenarbeitsstunden bei gleichem Lohn, andere lediglich zehn Prozent, manche noch weniger. Bei 85 Prozent gab es den Angaben zufolge jedoch einen „vollen freien Tag pro Woche“.
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Baden-Württembergs grüner Finanzminister Danyal Bayaz hält Arbeitszeit-Verkürzungen in Form von Vier-Tage-Wochen dagegen für verfehlt, da aktuell das Generieren von Wohlstand im Vordergrund stehen sollte. „Wenn wir mit einer schrumpfenden und älter werdenden Bevölkerung unseren Wohlstand halten wollen, dann geht das nur mit mehr Produktivität“, sagte er der Südwest Presse (Ulm) und der Rhein-Neckar-Zeitung (Heidelberg).
Kritik an der Vier-Tage-Woche aus der Opposition
Auch die FDP und die CDU/CSU lehnen die Vier-Tage-Woche ab. Der SPD-Bundestagsabgeordnete und Parteilinke Sebastian Roloff sagte dagegen, es gebe Berufe und Branchen, in denen eine Vier-Tage-Woche sinnvoll sein könne. Kanzler Olaf Scholz kritisierte indes die Debatte um die Vier-Tage-Woche an sich und „gewisse Eliten“.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) äußert sich eher vorsichtig zu dem Thema. Vorstandsmitglied Anja Piel sagt, es müsse zunächst geklärt sein, was genau mit Vier-Tage-Woche gemeint sei. „Wenn bei vollem Lohnausgleich nur vier Tage gearbeitet wird und sich dabei die Arbeitsbelastung nicht erhöht, kann das im Idealfall zu mehr Arbeitszufriedenheit und zu höherer Produktivität führen.“ (cgsc mit dpa und afp)