Wildpoldsried stets im Herzen – Kulturcafé in Wildpoldsried zeigt Theaterfotografien von Abisag Tüllmann
Bis zum 6. Juli werden Arbeiten von der Fotojournalistin und Theaterfotografin Abisag Tüllmann im Kulturcafé Wildpoldsried ausgestellt. Freundschaftlich war sie dem Ort verbunden.
Wildpoldsried – Sie war in Frankfurt zuhause und hat beruflich viele Länder der Welt bereist. Doch das Dörfchen Wildpoldsried lag Abisag Tüllmann zeitlebens besonders am Herzen. Einst hatte sie als Kind 1945 Zuflucht in dem Allgäuer Ort gefunden. Später zog es die Fotojournalistin und Theaterfotografin aus Frankfurt/Main immer wieder dorthin zurück. Es entstanden freundschaftliche Bande mit der elterlichen Familie der heutigen Bürgermeisterin Renate Schön.
Grund genug für eine Hommage an die Künstlerin: Bis zum 6. Juli werden Arbeiten von Abisag Tüllmann im Kulturcafé Wildpoldsried ausgestellt. Entliehen sind die Werke dem Deutschen Theatermuseum in München. Daneben gibt es auch einzelne Szenen von der Wildpoldsrieder Theaterbühne zu sehen, welche die Künstlerin ebenfalls festgehalten hat.
Freundschaftliche Verbindungen zwischen Abisag Tüllmann und Renate Schön
Bei der gut besuchten Vernissage plauderte die Rathauschefin launig über ihre Erinnerungen an die Freundin der Familie. Etwa gab es eine Situation mit Mutter, Großmutter und Schwester am heimischen Küchentisch. Abisag war gerade zu Besuch und drückte spontan auf den Auslöser. Die entstandene Schwarz-Weiß-Aufnahme stieß in der Ausstellungseröffnung auf lebhaftes Interesse.
„Wir sind auch mal nach Frankfurt gefahren und haben sie in ihrem Atelier besucht“, sagte Schön. „Und wir waren bei ihrer Beerdigung.“ Abisag Tüllmann wurde 1935 in Hagen geboren und verstarb 1996 in Frankfurt, wobei sie bis zu ihrem letzten Tag ihres Lebens gearbeitet hat. Doch nicht allein die Kontakte waren ausschlaggebend für die Ausstellung: „Es ist uns wichtig, dass Kultur auch in unserem kleineren Dorf stattfindet.“
Karl Forster blendete auf das berufliche Leben Tüllmans zurück. „Abisag Tüllmann war für mich vor allem eine politische Fotografin“, betonte der langjährige Bühnenfotograf der Bregenzer Festspiele. Zweites Standbein der klassischen Bildjournalistin sei die Theaterfotografie gewesen. Hierbei habe sie einmalige Bühnenmomente für die Nachwelt festgehalten. Stets habe Tüllmann den Finger in die Wunde gelegt, „dass es Menschen gibt, denen es gut geht und andere, denen es nicht so gut geht“. Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage von Paulina Obermayr an der Harfe.
Politische Bildreportagen
Als politische Fotografin hatte Tüllmann unter anderem die 1968er-Studentenproteste begleitet. Dabei zeigte sie die Verdrängung der sozial Schwachen in Frankfurt auf und dokumentierte den gesellschaftlichen Wandel der Stadt. Der daraus entstandene Bildband „Großstadt“ machte sie erstmals einem größeren Publikum bekannt. In der späteren dokumentarischen Zusammenfassung „Abisag Tüllmann 1935-1996 – Bildreportagen und Theaterfotografie“ blickt man auf ein Leben ohne Pausentaste. Großes journalistisches Interesse hatte sie an Israel und berichtete in zahlreichen Bildreportagen aus den dortigen Krisenzentren.
Ab 1964 war sie auch Theaterfotografin in Stuttgart, Bochum und Wien, ebenso an der Berliner Schaubühne, der Brüsseler Oper und bei den Salzburger Festspielen. Um 1970 begann ihre Tätigkeit als Fotografiedozentin an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin sowie an den Hochschulen in Kassel, Mainz, Frankfurt am Main und Hamburg. Doch zwischen all ihren beruflichen Stationen nahm sich Abisag Tüllmann immer wieder Zeit für Reisen in einen Ort, der ihr besonders am Herzen lag: das Allgäuer Dorf Wildpoldsried.
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