„Photo Bauer“ schließt nach 60 Jahren

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Bis Jahresende hat „Photo Bauer“ noch geöffnet: Inhaber Hartmut Bauer und Mitarbeiterin Elke Grigas. © Regina Wahl-Geiger

„Alles muss raus“, steht auf den Schildern vor dem Fachgeschäft „Photo Bauer“. Geschäftsführer Hartmut Bauer schließt seinen Laden am 31. Dezember – nach über 60 Jahren.

Das Telefon klingelt ständig. Kunden kommen und gehen. „Wie kann ich Ihnen helfen?“, fragt Hartmut Bauer in seiner typisch freundlichen Art. „Das können Sie doch nicht machen, einfach schließen“, sagt eine langjährige Kundin. Und es geht vielen so, die in all den Jahren fachliche Beratung bekamen, hervorragende Fotoabzüge mit nach Hause nehmen konnten, Kameras und Zubehör rund um das Hobby Fotografie kauften, sich Passbilder anfertigen ließen und immer stets freundlich bedient wurden. Denn Hartmut Bauer hatte ein tolles Team an seiner Seite:

Schon als kleiner Bub hat Hartmut Bauer die Fotografie begeistert. „Wenn ich im Fotolabor meines Vaters zuschauen durfte, wie ein Bild langsam im Entwicklerbad erscheint, war ich fasziniert“, sagt er. Sein Vater Otto Bauer kaufte 1961 das Geschäft von Alfred Bauer, eine zufällige Namensgleichheit, und vergrößerte mit viel Fleiß und Engagement den Laden in der Admiral-Hipper-Straße. Hartmut Bauer ging derweil in München bei Photo Steinberg in die Lehre und ließ sich zum Fotokaufmann ausbilden. Er besuchte eine Fotofachschule in Kiel und arbeitete eine Zeitlang in Gießen an der Uniklinik als medizinischer Fotograf.

„Dann hatte mein Vater sehr viel zu tun und ich half immer mehr aus in seinem Geschäft“, sagt Bauer. Die Arbeit dort machte ihm viel Spaß. „Fotografieren – damit ein Stück vom Leben erhalten bleibt“, war das Motto von Hartmut Bauer. Er setzte fortan sein ganzes Herzblut in die für ihn „wunderbare Branche“ und entschloss sich 1981 das elterliche Geschäft zu kaufen.

Warum haben Sie nun beschlossen, Ihr Geschäft aufzugeben?

Ganz eindeutig aus Altersgründen. Ich bin nun 76 Jahre alt und es ist Zeit aufzuhören. Ich wollte eigentlich schon mit 70 Jahren das Geschäft schließen. Aber mit meinem wunderbaren Team Frau Grigas, dem leider 2021 verstorbenen Klaus Schröder und Andrea Nebl, die seit 2012 das Fotostudio leitet, hat es mir weiterhin so großen Spaß gemacht. Ich freute mich immer über jeden Kunden, der in meinen Laden kam.

Wie ging es denn weiter, nachdem Sie das Geschäft von Ihrem Vater übernommen hatten?

Es war eine arbeitsintensive Zeit. 1983 habe ich das gesamte Haus erworben und zwei Jahre später mit der Erweiterung des Geschäfts begonnen. Im Zuge der Sanierung der Admiral-Hipper-Straße 1985, wo alle Geschäfte sowieso schließen mussten, konnte ich mit den Umbaumaßnahmen beginnen. Mit Architekt Manfred Bögl hatte ich einen sehr guten Partner. Im Erdgeschoss entstand ein riesiger Raum mit 140 Quadratmeter. Im ersten Stock befand sich ein Fotostudio. Nach dem ganzen Umbau konnte ich viele neue Kunden begrüßen.

So sah es früher mal aus: Aufnahmen von Vater Otto und Sohn Hartmut Bauer in den alten Geschäftsräumen.
So sah es früher mal aus: Aufnahmen von Vater Otto und Sohn Hartmut Bauer in den alten Geschäftsräumen. © Repro Wahl-Geiger

Sie haben sich dann auch ein großes Eigenlabor angeschafft?

Ja, das war 2004. Es ist ein riesiger Apparat, der Fotos von 9x13 bis 20x30 in bester Qualität herstellt – und das sofort zum Mitnehmen. Das hat die Kunden schon begeistert. Damals boomte der Bedarf an Papierfotos noch. Zur Zeit der analogen Fotografie war es gut, dass ein Kunde mehrmals ins Geschäft kommen musste. Zuerst kaufte er sich den Film, dann ließ er ihn bei mir entwickeln und später hat er seine Fotoabzüge abgeholt. Oft haben wir noch über die Aufnahmen geredet.

Aber dann war es vorbei mit der analogen Fotografie. Da hat sich sicherlich vieles geändert?

Und wie. Die digitale Welle setzte sich durch. Alle sechs Monate wurden die Kamera-Modelle durch neue, bessere ersetzt. Für einen Fotohändler war das schwierig, da hinterher zu kommen. Als dann endlich der technische Fortschritt der Fotokameras stagnierte, kamen die Handys auf den Markt. Und das bedeutete einen großen Einschnitt für uns. Jeder knipst seitdem drauflos und die Fotos landen im „Datenfriedhof“ auf dem Handy, sprich, der Bedarf an Papierfotos nahm in kurzer Zeit rapide ab. Ich bin davon überzeugt, dass der Beruf des Fotofachhändlers bald ausstirbt und bin froh, das nicht mehr miterleben zu müssen.

Das hört sich traurig an.

Ja, das ist es auch. Hinzu kommt, dass 2025 die Passbehörden mit digitalen Fotogeräten ausgestattet werden und dort vor Ort die Passfotos gemacht werden können. Passfotos in Papierform gibt es dann nicht mehr. Auch dieser Umsatzartikel geht verloren.

Können sie ein kleines Resümee ziehen aus Ihrer Arbeit?

Zunächst einmal: Ich bin glücklich. Dieses schöne Hobby durften wir über 60 Jahre lang verkaufen. So mancher Schüler fing mit einer Agfa Isoly an und arbeitet sich dann manchmal bis zur Leica hoch. Viele Kunden lernte ich in dritter Generation kennen und mein wunderbares Team und ich konnten die Freude über die gelungenen Fotos mit den Kunden teilen. Mein Motto war immer „Wie es in den Wald hinein schallt, so kommt es zurück.“ Ich habe mich immer über jeden Kunden gefreut und versucht, ihn freundlich zu bedienen.

Und was machen Sie jetzt mit Ihrer freien Zeit?

Ich werde sie genießen. Zusammen mit meiner Familie. Ich freue mich darauf, meine Zeit einfach so einteilen zu können, wie es mir passt, nicht mehr jeden Tag im Laden stehen zu müssen. Eins noch ist mir wichtig: Meinen vielen Kunden möchte ich „Danke“ sagen. Es hat viel Spaß gemacht!

REGINA WAHL-GEIGER

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