Hochwasser-Schutz: Jetzt muss Herrsching Entscheidungen treffen

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Hochwasser und Starkregen haben in Herrsching in Vergangenheit viel Schaden angerichtet: Unser Bild zeigt, wie im Juni ein neuer Steg am Ammersee-Ufer montiert wird. Mit Präventionsmaßnahmen will man den Wassermassen künftig weniger Angriffsfläche bieten. © Petra Straub

Unwetter verursachten in Herrsching in vergangener Zeit große Schäden. Das soll sich in Zukunft ändern. Deshalb hat die Gemeinde die Firma Spekter in Herzogenaurach mit der Erstellung eines so genannten Sturzflutrisikomanagements beauftragt. Die Untersuchungen und Analysen dafür sind nun abgeschlossen. Jetzt ist die Gemeinde am Zug und muss entscheiden, ob beziehungsweise wie vorgeschlagene Maßnahmen zur Vermeidung von Schäden wirtschaftlich umgesetzt werden. Dabei geht es auch um Grundstücksverhandlungen.

Herrsching – Matthias Falk von Spekter informierte den Gemeinderat Herrsching bei der jüngsten Sitzung über die bislang geleistete Arbeit. Einer Bestandsanalyse und Gefahrenermittlung folgte eine Gefahren- und Risikobeurteilung, eine konzeptionelle Maßnahmenentwicklung und schließlich das sogenannte Sturzflut-Risikomanagement. Dafür sei eine Starkregengefahrenkarte erstellt worden, mit der Starkregen-Ereignisse (auch von Bürgerinnen und Bürgern) simuliert werden können und Kommune und Ortsansässige sehen können, bei welchen Starkregenereignissen sie betroffen sind und Maßnahmen ergreifen sollten. Auch Informationsmöglichkeiten seien eruiert worden, so Falk: Für ein Starkregen-Frühalarmsystem seien die Funktionsweise des Systems, die Warnung und Alarmierung sowie die Freischaltung für die Öffentlichkeit untersucht worden.

Unwetter-Schutz: Jetzt muss Herrsching Entscheidungen treffen

Falk riet, die Starkregenkarten künftig auf bei der Flächenplanung zu berücksichtigen, etwa bei der Neuaufstellung oder Änderung von Bebauungsplänen. Das bedeute nicht, dass es in Risikogebieten künftig keinen Wohnraum gebe, dieser müsse dann jedoch eventuell mit situationsangepassten Auflagen geplant und umgesetzt werden, mit aufgeständerten Terrassen etwa oder mit erhöhter Bauweise und erhöhten Zutrittswegen. Zum Schutz vor Verklausung durch Treibgut rät Spekter zu entsprechenden Unterhalt- und Pflegemaßnahmen an Gräben und anderen Gewässern im Ort. Auch die Montage von Gittern am Einlauf unterirdischer Bachläufe kann sich Falk vorstellen, wie am Einlauf in Breitbrunn-Ellwang. Am Fendlbach, wo es nur einen kleinen Einlauf gibt, müsse das Wasser zurückgehalten werden, um Überschwemmungen zu vermeiden.

Maßnahmen zum Gebietsschutz könnten zentral und auch dezentral durchgeführt werden, in Zusammenarbeit mit Ämtern, Kommunen und mit finanziellen Förderungen. Denn Überflutungsrisiken bestehen am Zufluss Fendlbach, Zufluss Rauscher Fußweg und Zufluss Rauscher Fußweg/Hechenwanger Straße. Falk kann sich vorstellen, dass das Hochwasser direkt im Entstehungsgebiet zurückgehalten und gedrosselt etwa an einen landwirtschaftlichen Weg abgeleitet wird. Auch die Erhöhung landwirtschaftlicher Wege als Rückhaltedamm sei eine Option. Am Rauscher Weg schlägt er die Aufweitung des Grabens und eine kaskadierte Rückhaltung vor sowie die Nutzung landwirtschaftlicher Weidefläche. Bevor es zur Umsetzung kommt, muss die Verwaltung prüfen, ob beziehungsweise welche Maßnahmen sie sich leisten kann und ob dafür benötigte Grundstücke zur Verfügung stehen.

Lichtschächte und Keller sichern

Auch auf die Bürgerpflicht, Vorsorgemaßnahmen zum Schutz vor nachteiligen Hochwasserfolgen zu treffen, wies Falk hin. Dies könne durch die Sicherung von Lichtschächten, Kellerabgängen und Rückstausicherungen erfolgen. Über sas.starkregen.de können Bürger aktuell und regional Starkregen-Auskünfte einholen und sich über das Risiko der eigenen Liegenschaft informieren. Eine mit aktuellen und regionalen Daten gefütterte Starkregen-App versorge die Bürger zudem mit wichtigen Infos, Prognosen und warne im Falle auch vor der Hochwassergefahr. Zudem gebe es einen Leitfaden Objektschutz bei Starkregen, in dem auch die Kosten für Sandsäcke, Pumpen und Rückstausicherungen zum Nachrüsten ausgewiesen sind.

Handlungsbedarf in Hechendorfer Straße

Im Gefahrenbereich Hechendorfer Straße rasch zu handeln, forderte Gemeinderat Thomas Bader (CSU). Die Gemeinde werde prüfen, was finanziell möglich ist, erklärte Melanie Faude vom Fachgebiet Bauleitplanung. Einen Wall schaffen und Graben erweitern, das findet Gerd Mulert (Grüne) gut, er fragte, ob der Rauscher Hang nicht stärker als Rückhaltefläche ausgebildet werden könne? „Das wäre eine super Retentionsfläche“, pflichtete Falk bei, werde dies in Erwägung gezogen, müsse mit den Eigentümern gesprochen werden. Gleiches gilt für den 90-Grad-Knick des Fendlbachs in der Hechendorfer Straße, den Christiane Gruber (Bürgergemeinschaft) ansprach und die Möglichkeit, ihn dort ins Moos abzuleiten. Man werde auch dort mit den Grundstückseigentümern Kontakt aufnehmen, so Faude.

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