Kommunale Wärmeplanung ist für Starnberg ein Wettlauf mit der Zeit
Bis zum 30. Juni 2028 muss Starnberg sein Konzept für die Kommunale Wärmeplanung vorlegen, so verlangt es das im Frühjahr verabschiedete Wärmeplanungsgesetz des Bundes. Die teils auf Länderebene auszuarbeitenden Maßgaben und Förderrichtlinien dieser „Wärmewendestrategie“ werden noch etwas brauchen, doch schon jetzt drängt für die Stadt die Zeit, wenn es um die Frage geht, ob und in welchem Umfang sie ein zentrales Versorgungsnetz aufbauen will oder ob eine dezentrale Lösung die bessere ist.
Starnberg – „Das Moosaik und die FOS planen bereits dezentral auf ihren Flächen,“ wusste Grünen-Stadt Franz Sengl zu berichten, „wenn die Ankerpunkte immer weniger werden, brauchen wir kein Wärmenetz mehr.“ Sengl hatte die Dringlichkeit des Themas bei Bürgermeister Patrick Janik immer wieder angemahnt und schließlich erreicht, dass sich das Plenum in der jüngsten Sitzung einen Fachvortrag anhörte, den Stefan Bonaldo-Kraft, hielt, Klimaschutzberater beim „Energiezentrum Allgäu“ (eza). Der Experte sollte die Vor- und Nachteile von zentraler bzw. dezentraler Wärmeversorgung herausarbeiten. Um den Stadträtinnen und -räten eine Entscheidungshilfe an die Hand zu geben, und er brachte einige aufschlussreiche Daten mit: So entfallen 52,1 Prozent des Energieverbrauchs in Deutschland derzeit auf Wärme-gewinn und Kühlung, also mehr als auf den Stromverbrauch und den Verkehr zusammen. Diese 1,2 Mrd. Kwh werden – Stand 2021 - zu 83,8 Prozent aus fossilen Energieträgern wie Erdgas, Kohle, Öl gewonnen, während die Kreisstadt ihren Wärmebedarf bislang nur zu 14 Prozent hieraus deckt.
Ein Nahwärmenetz, so Bonaldo-Kraft, sei vor allem dann effizient beziehungsweise lukrativ für potenzielle Anbieter, wenn hoher Bedarf damit abgedeckt werde: Klinikum, Schulen, Rathaus, Landratsamt, Seebad, Gewerbe-gebiet Moosaik und möglichst viele Wohn- und Geschäftshäuser nannte der Experte als Abnehmer: Gelinge es, solche Großverbraucher als „Ankerkunden“ für ein derartiges zentrales Versorgungsnetz zu gewinnen, lohne sich die Sache. Für das Konzept einer Kommunalen Wärmeplanung, welches dann auch förderfähig wäre, müsste die Stadt demnach zunächst eine Bestandsaufnahme (Häuser- und Heizungstypen) und, darauf aufbauend, eine Potentialanalyse erarbeiten, wer für ein Nahwärmenetz als Kunde in Frage käme. „Starnberg hätte zweifellos die wirtschaftlichen Voraussetzungen“, lautete die Prognose des Gastreferenten.
Starnberg orientiert sich an Bundesförderung für effiziente Wärmeplanung
Der Stadtrat beschloss, sich an der „Bundesförderung für effiziente Wärmeplanung“ (BEW) zu orientieren: Diese sieht für Größe, Ort und Zuschnitt eines Nahwärmenetze eine Machbarkeitsstudie vor, als spätere Grundlage für Förderung des Baus und des Betriebes durch den Bund. Die Möglichkeit für Förderanträge und die strategische Ausrichtung der Stadt dürften allerdings erst 2026 konkret vorliegen, erwartet der Experte. Ein Nahwärmenetz müsse auch nicht das gesamte Stadtgebiet umfassen, es könne auch kleinere Lösungen dafür geben: Es gehe darum, „geeignete Gebiete frühzeitig zu identifizieren“ – ein Wettlauf mit der Zeit also. An Dringlichkeit und Notwendigkeit bestanden im Plenum keinerlei Zweifel: „Der Beschluss ist längst überfällig“, so Ludwig Jägerhuber (CSU). Als die Sprache noch auf Investoren beziehungsweise spätere Betreiber kam, stellte Bürgermeister Janik vorsorglich fest: „Ich sehe die Stadt auf absehbare Zeit nicht als Betreiber eines Wärmenetzes.“ Dafür konnte Fachmann Bonaldo-Kraft immerhin vermelden: „Es gibt beratende Ingenieurbüros und Firmen, die sich dann gerne auch am Betrieb beteiligen wollen.“
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