VHS Haar droht weiter der Rotstift: Hier soll noch gespart werden – Flammender Appell an Gemeinderat

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Abgespeckt: Das neue Programmheft der VHS Haar ist nur noch halb so dick, wie in den Vorjahren. © Tanja Möller

Die Gemeinde Haar will bei der VHS weiter sparen. Wo das geht, wurde nun vorgestellt. Die Leiterin bat derweil darum, „den Weg behutsam zu gehen, um Kündigungen zu vermeiden“.

Da gibt es selten – Applaus vom Gemeinderat: „Ich bitte Sie im Namen der Volkshochschule, ihrer Mitarbeiter und Teilnehmer, den Weg mit uns behutsam zu gehen, um Kündigungen zu vermeiden“, appellierte Lourdes María Ros de Andrés, die Leiterin der Haarer VHS, in der Sitzung. Prompt erhielt sie Beifall von den 29 Gemeinderatsmitgliedern. Zuvor hatte ihnen ein Fachmann Strategien aufgezeigt, die möglicherweise helfen, etwa 15 Prozent der Kosten bei der VHS einzusparen.

Berthold Krist von einer Kommunalberatung aus Heilbronn prüft seit September 2023 Einsparpotenziale der VHS. Die Gemeinde hat die Zuschüsse an die Bildungseinrichtung für 2024 bereits um 84 000 Euro gekürzt, was 10,3 Prozent des VHS-Haushaltes entspricht. Doch sie will zum Niveau von 2019 zurück, die klamme Gemeindekasse erfordert es.

VHS Haar: Gutachter macht „Dilemma“ aus

Krist stellte sein drittes Gutachten vor und sprach von einem „Dilemma“. Erwachsenenbildung sei in Bayern per Gesetz ein eigenständiger Hauptbereich des Bildungswesens, ohne deren Finanzierung vollumfänglich zu regeln. Für Gemeinden sei es eine „freiwillige Aufgabe“, ihre Bildungseinrichtung zu unterstützen. Inzwischen werde diskutiert, die Erwachsenenbildung zur „kommunalen Pflichtaufgabe“ zu machen.

Die VHS habe Bildungsangebote, die sonst kein anderer biete, betonte Krist. Dazu zählt die Nachmittagsbetreuung mit 240 Plätzen an den Grundschulen am Jagdfeldring und an der St.-Konradstraße sowie an der Mittelschule. Als Optimierungsfelder nannte er Personalkosten, Sachkosten und Werbeausgaben, Gebühren, Fundraising und die Fusion mit einer anderen Einrichtung sowie eine einschneidende Angebotsreduktion sowie die Nutzbarmachung der VHS für die Gemeinde.

VHS Haar: Einige Maßnahmen bereits umgesetzt

Die VHS hat einige Maßnahmen bereits umgesetzt. Die neue Kulturbeauftragte erhielt nur einen 20-Stunden-Vertrag und konzipierte 100 statt wie geplant 150 Kurse. Das Programmheft ist nur noch halb so groß und enthält keine Kursbeschreibungen mehr, auch Kursgebühren wurden angehoben. Eine weitere einschneidende Schmälerung des Kursangebots würde zwar das Defizit anteilig reduzieren, aber auf die Gefahr hin, dass das verbleibende „Rumpfangebot“ nicht mehr attraktiv für die Bevölkerung sei, sagte Krist. Das müsse auch kommunalpolitisch abgewogen werden.

Man könne die Finanzierung einer VHS nicht auf Fundraising stützen. Das sei „fahrlässig“, weil es sich meist um einmalige Förderungen handele. Fusionen müssten merkliche Synergieeffekte bringen. Solche könne sie nicht erkennen, sagte VHS-Vorstandsvorsitzende Gabriele Müller auf Nachfrage. Außerdem benötige man bei einer Fusion eine weitere Geschäftsstelle, die wiederum Kosten verursacht.

Finanzieller Grundstock für die VHS Haar?

Die VHS könne die Fort- und Weiterbildung von Rathausmitarbeitern übernehmen sowie die Bereiche „betriebliches Gesundheitsmanagement“ oder „Prozessorganisation“, so Krist. Auch könnte die Gemeinde die VHS als Bildungsträger für die gesamte Gemeinde engagieren, etwa für Themen wie Klimaschutz, Energieeinsparungen, nachhaltigen Konsum. Das wären Maßnahmen zur nachhaltigen Entwicklung der Gemeinde, die ja bald Stadt ist.

Nur kurz trug Ros de Andrés die Situation aus ihrer Sicht vor. Doch das saß. „Meine Mitarbeiterinnen sind extrem verunsichert.“ Viele seien aus Haar und sagten, die Situation mit der Gemeinde belaste sie und sie fühlten sich unerwünscht. „Eine sagte mir, sie gehe am liebsten nur noch dann einkaufen, wenn es dunkel werde.“ Müller unterstrich auf Nachfrage, zur Zuschusshöhe von 2019 zurückzukehren, sei wegen gestiegener Kosten unmöglich. Sie wünsche sich einen Grundstock an Geld, mit dem die VHS arbeiten könne, selbstverständlich sparsam. Rathaus und VHS prüfen nun alle Optionen.T

Tanja Möller

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