China sucht im Zoll-Streit den Schulterschluss mit europäischen Ländern

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China fordert europäische Länder zur Geschlossenheit auf, um gemeinsam das internationale Handelssystem zu verteidigen und warnt vor Alleingängen.

Peking – In getrennten Gesprächen mit dem britischen und dem österreichischen Außenminister hat Chinas Spitzendiplomat Europa aufgefordert, sich mit Peking zusammenzutun, um das multilaterale Handelssystem zu verteidigen.

In einem Gespräch mit seinem britischen Amtskollegen David Lammy sagte Außenminister Wang Yi, die Vereinigten Staaten hätten Zölle „als Waffe eingesetzt, um wahllos verschiedene Länder anzugreifen“, was gegen die Regeln der Welthandelsorganisation verstoße und den Interessen anderer Volkswirtschaften schade. Diese Praxis führe dazu, dass sich die Beziehungen zwischen den Staaten „auf das Gesetz des Dschungels“ zurückentwickelten, sagte Wang nach Angaben der Global Times. Dieser Rückschritt in der Geschichte sei „unpopulär und unhaltbar“.

China wehrt sich gegen Trump-Zölle – und will „Multilaterale Handelssystem schützen“

China wehre sich gegen dieses Verhalten, nicht nur um seine eigenen legitimen Rechte und Interessen zu schützen, „sondern auch um die internationalen Regeln zu wahren und das multilaterale Handelssystem zu schützen“, sagte Wang. „China wird weiterhin an einem hohen Maß an Öffnung festhalten, eine für beide Seiten vorteilhafte und für beide Seiten gewinnbringende Zusammenarbeit mit allen Ländern durchführen und die Entwicklungsmöglichkeiten mit der Welt teilen.“

In seinem Telefonat mit der österreichischen Außenministerin Beate Meinl-Reisinger warnte Wang, dass Trumps willkürlich verhängte Zölle die internationalen Handelsregeln und die internationale Ordnung ernsthaft untergraben hätten, berichtet die South China Morning Post. „Als zwei Säulen und zwei wichtige Märkte der Weltwirtschaft sollten China und Europa internationale Verantwortung übernehmen, das multilaterale Handelssystem gemeinsam verteidigen und gemeinsam eine offene Weltwirtschaft aufbauen“, sagte Wang laut dem Bericht.

China sucht im Handelskonflikt auch den Schulterschluss in Südostasien

Ähnlich hatte sich Präsident Xi Jinping letzte Woche während seiner Südostasienreise geäußert, als er die Länder dazu aufrief, sich angesichts der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump gegen Protektionismus zu wehren. Die Beziehungen zwischen China und vielen anderen Staaten der Region waren in den letzten Jahren allerdings durch eine Reihe von Themen belastet – von territorialen Streitigkeiten bis hin zu Handelsspannungen. So hat sich im vergangenen Jahr der Streit zwischen China und mehreren Anrainer-Staaten im Südchinesischen Meer um Hoheitsansprüche in dem Seegebiet zugespitzt.

Während die meisten Regierungen auf ihre Weise auf die US-Handelspolitik reagieren, hat Peking seine Bemühungen um Unterstützung durch andere Staaten verstärkt. China ist von den neuen US-Zöllen besonders betroffen, denn zwischen den USA und China ist der Zollstreit eskaliert. Aktuell will Trump 145 Prozent Zölle auf chinesische Waren verhängen. Auch Zölle in Höhe von 245 Prozent stehen im Raum. Peking schlug mit Abgaben auf US-Waren in Höhe von 125 Prozent zurück, zusätzlich zu den bereits verhängten Zöllen.

Warnung vor Alleingängen auf Kosten von China

Ungeachtet seiner Aufforderung zu mehr Zusammenarbeit hat Peking andere Länder davor gewarnt, mit den Vereinigten Staaten umfassende Wirtschaftsabkommen auf Kosten von China zu schließen. Damit hat die Volksrepublik ihre Rhetorik in einem sich zuspitzenden Handelskrieg zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt verschärft.

Großbritannien sieht sich unterdessen mit Zöllen in Höhe von zehn Prozent und 25 Prozent für seine Stahl- und Automobilindustrie konfrontiert, und die Europäische Union wurde mit Zöllen in Höhe von 20 Prozent belegt, die nun für 90 Tage ausgesetzt werden. Die EU hat ihre Vergeltungszölle auf US-Importe ebenfalls für 90 Tage ausgesetzt. Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, erklärte, die EU wolle „den Verhandlungen eine Chance geben“.

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