Trump bringt Zölle von 245 Prozent auf China-Importe ins Spiel – Peking spricht von „Erpressung“
Das Weiße Haus hat ein neues Papier veröffentlicht, in dem von Zöllen in Höhe von 245 Prozent auf Waren aus China die Rede ist. Das sorgt für Verwirrung – auch bei den Chinesen.
Washington/Peking – Der Handelskrieg zwischen China und den USA nimmt kein Ende und droht die Welt in eine Rezession zu stürzen. Die Fronten scheinen zunehmend verhärtet zu sein, China weigert sich, zum Hörer zu greifen, genauso wie der Präsident der Vereinigten Staaten. „China muss einen Deal mit uns machen“, sagte die Sprecherin von US-Präsident Donald Trump, Karoline Leavitt. „Wir müssen keinen Deal mit ihnen machen.“
Das sorgt für Nervosität auf der ganzen Welt – was durch die erratische Politik von Donald Trump noch verstärkt wird. Noch schlimmer wird das, wenn das Weiße Haus dann noch verwirrende Informationen teilt, ohne sie in Kontext zu stellen.
Trump bringt Zölle von 245 Prozent ins Spiel: China kommt nicht mehr mit
Das ist am Dienstagabend (15. April) mal wieder geschehen. Das Weiße Haus veröffentlichte ein Factsheet, in dem der aktuelle Stand der Zölle auf Waren aus China erläutert wird. „China sieht sich nun aufgrund seiner Vergeltungsmaßnahmen mit einem Zoll von bis zu 245 Prozent auf Importe in die Vereinigten Staaten konfrontiert“, heißt darin.
Das sorgt international für Verwirrung, da bisher immer nur von 145 Prozent Zöllen die Rede war. Das chinesische Außenministerium wurde am Mittwoch auch von Journalisten zu der neuen Zahl befragt. Außenminister Lin Jian sagte dazu lediglich: „Das müssen Sie die US-amerikanische Seite fragen, wie hoch es denn nun jetzt ist“.
Der Regierung in Washington warf er vor, „extremen Druck auszuüben“. Für eine Verhandlungslösung müssten „die Drohungen und Erpressungen aufhören“, sagte Lin weiter. China wolle „auf der Grundlage von Gleichheit, Respekt und gegenseitigem Nutzen“ behandelt werden.
Trump erhöht die Zölle weiter: 245 Prozent ergeben sich für manche Waren
Tatsächlich ist es so, dass die 245-Prozent-Zölle nichts Neues sind. Die New York Times hat schon am Wochenende einen Artikel veröffentlicht mit dem Titel: „Wie hoch sind die Zölle auf Waren aus China? Es ist komplizierter, als Sie denken“. Darin erklären die Journalisten, dass die neuen Zölle von Trump auf die bestehenden – teilweise auch aus der Ära von Joe Biden – aufgeschlagen werden müssen.
So hatte Biden schon Zölle auf bestimmte Waren wie Nadeln, Lithiumionen-Batterien, Halbleiter und Elektroautos eingeführt. Diese variieren zwischen 7,5 und 100 Prozent. Trump hatte dann noch Zölle von 25 Prozent auf Aluminium und Stahl eingeführt sowie weitere 25 Prozent auf alle Autoimporte. Dann kamen noch die 145 Prozent auf alle chinesischen Waren hinzu, bestehend aus 125 Prozent „Gegenzölle“ und 20 Prozent als „Strafzoll“ für die Herstellung des Opioiden Fentanyl.
Für ein Auto aus China bedeutet das insgesamt einen Zollsatz von 148 Prozent, so die New York Times. Für Nadeln hingegen kommen die erwähnten 245 Prozent zusammen, da auch Biden schon 100 Prozent auf diese Produkte eingeführt hatte.
Auch durch die spontan von Trump eingeführten Ausnahmen auf einige Waren wie Smartphones und Halbleiter entsteht ein Flickenteppich. Denn während Smartphones von dem 125-Prozent-Satz ausgenommen wurden, wurden sie nicht vor dem 20-Prozent-Strafzoll wegen des Fentanyls verschont. Stand heute gilt also ein Zollsatz von 20 Prozent auf Smartphones in den USA.
Trump verursacht Chaos durch seine Zölle: WTO kann keine klare Prognose machen
Es ist also: Chaos. Jedes Produkt muss im Grunde einzeln durchgerechnet werden – und das wird ungleich komplizierter, wenn eine Ware aus mehreren Teilen besteht, am besten noch aus mehreren Teilen aus unterschiedlichen Ländern, die auch alle unterschiedlich bezollt werden.
Wenig überraschend ist daher die neue Prognose der Welthandelsorganisation WTO: Die WTO-Experten gehen davon aus, dass das Volumen des Welthandels 2025 um mindestens 0,2 Prozent zurückgehen wird – im schlimmsten Fall sogar um 1,5 Prozent. Ohne die jüngsten Entwicklungen im Zollstreit wären demnach rund drei Prozentpunkte mehr und somit ein Wachstum drin gewesen.
Bei der WTO-Vorhersage ist bereits die von Trump verkündete Aussetzung der Sonderzölle für viele Länder berücksichtigt. Sollten diese sogenannten reziproken Zölle jedoch umgesetzt werden, dürfte der Welthandel laut der WTO 2025 noch stärker unter die Räder kommen: Dann würde es noch weitere 0,6 Prozentpunkte nach unten gehen. Und bei einer weiter steigenden handelspolitischen Unsicherheit rund um den Globus wäre dann sogar ein Schrumpfen des Welthandels um 1,5 Prozent denkbar.
Die WTO wies bei ihrer Prognose darauf hin, dass man sich bei der Bewertung der Auswirkungen des Zollkonflikts auf weitgehend unbekanntes Territorium vorwage. „Der beispiellose Charakter der jüngsten Änderungen in der Handelspolitik stellt eine Herausforderung für Wirtschaftsprognostiker dar, da es in der jüngeren Geschichte kein direkt vergleichbares Ereignis gab.“