Prognose zur Konjunktur: Weltbank warnt vor „verlorenem Jahrzehnt“

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Geopolitische Spannungen, ein lahmender Welthandel und schwierige Finanzierungsbedingungen. Die Weltbank prognostiziert abnehmendes Wirtschaftswachstum und fordert hohe Investitionen.

Berlin – Es sollte ein Jahrzehnt des Umschwungs und der Transformation werden. Bis 2030 hatte die Weltgemeinschaft sich ambitionierte Ziele gesetzt. Unter anderem das Ende weltweiter Armut oder der flächendeckende Zugang zu bezahlbarer und sauberer Energie. Um diese Ziele zu erreichen, ist ein starkes Wirtschaftswachstum erforderlich. Doch damit ist laut eines neuen Berichts der Weltbank nicht zu rechnen. Darin prognostizieren Ökonomen für 2024 ein globales Wirtschaftswachstum von 2,4 Prozent. Im letzten Jahr betrug das Wachstum noch 2,6 Prozent. Damit sinkt die Wachstumsrate das dritte Jahr in Folge.

Als Ursache identifiziert die Weltbank in dem Bericht eine Vielzahl an Faktoren. Die hohen Zinsen und geringere Kreditvergabe hemmen die Investitionsbereitschaft. Auch gestiegene Preise für Lebensmittel und Energie, sowie die gebrochene Lieferketten spielen nach wie vor eine Rolle. Hinzu kommen die zunehmenden geopolitischen Auseinandersetzungen. Auch wenn die ökonomischen Folgen des Kriegs im Nahen Osten noch überschaubar sind, steigt die mit den Kriegen verbundene Unsicherheit an. Indermit Gill, Chefökonom der Weltbank, sieht dringenden Handlungsbedarf: „Ohne gravierende Kurskorrektur werden die 20er-Jahre als eine Dekade der verlorenen Chancen in die Geschichte eingehen.“

Ökonomen fordern: 2,4 Billionen Dollar Investitionen pro Jahr

Um den Trend umzukehren und die globalen Herausforderungen zu bewältigen, fordern die Ökonomen der Weltbank höhere Investitionen. Vor allem die Entwicklungs- und Schwellenländer, deren Wirtschaftswachstum dem Durchschnitt des letzten Jahrzehntes hinterherhinkt, benötigen einen Investitionsboom. Berechnungen zufolge sollten jene Länder ihre Investitionen auf jährlich 2,4 Billionen Dollar steigern. „Ein Investitionsboom hat das Potenzial, Entwicklungsländer zu transformieren und den Wandel zu nachhaltigen Energieformen zu beschleunigen“, sagt Vizechefökonom Ayhan Kose in einer Pressemitteilung.

Laut der Weltbank Prognose werden arme Länder 2024 im Schnitt um 5,5 Prozent wachsen. Damit übertreffen sie die Wachstumsrate der Entwicklungsländer (3,9 Prozent) und Industrienationen (1,2 Prozent) deutlich. Dennoch stellt der Bericht fest, dass es den Menschen Ende 2024 in 40 Prozent der armen Länder schlechter als vor der Pandemie gehen wird. Insgesamt wird die Weltwirtschaft Ende 2024 einen traurigen Rekord aufstellen. In den letzten 30 Jahren hat es keine Fünf-Jahres-Periode mit so langsamen Wirtschaftswachstum gegeben. Besonders die Entwicklung Chinas bereitet den Weltbank-Ökonomen Sorgen.

Risiko eines globalen Abschwungs sinkt

Neben vielen enttäuschenden gibt es allerdings auch positive Entwicklungen. Grundsätzlich steht die Weltwirtschaft besser als im Vorjahr da und auch das Risiko einer globalen Rezession ist geringer. Ein Grund dafür ist die US-Wirtschaft, die sich im letzten Jahr als resistent erwiesen hat. Entgegen vieler Prognosen haben große Volkswirtschaften den schnellen Zinsanstieg der Notenbanken soweit gut bewältigt. Für den Euroraum sagen die Experten für 2024 ein Wachstum von 0,7 Prozent voraus. Immerhin ein leichter Anstieg gegenüber den 0,4 Prozent in 2023. Eine Wachstumsprognose für Deutschland enthält der Bericht nicht.

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