Chef macht heimlich „Kaffeetassen-Test“ bei Bewerbungsgespräch – und erntet Kritik

  1. Startseite
  2. Verbraucher

Kommentare

Ein ehemaliger Tech-CEO verrät, auf welches Detail er bei seinen Bewerbern achtet. Eine Kaffeetasse entscheidet bei ihm, ob jemand die Stelle bekommt.

München – Personaler sind die Endgegner für alle, die sich auf einen neuen Job bewerben. Nachdem Bewerbungsanschreiben und Lebenslauf einen ersten persönlichen Eindruck vermittelt haben, geht es ins Vorstellungsgespräch – und da kann der Teufel im Detail stecken. Oft geht es neben Qualifikationen, der Motivation und der beruflichen Weiterentwicklung um abstraktere Dinge – die sogenannten Soft Skills –, die Personalers abschätzen wollen.

Mitunter entscheiden Personaler innerhalb von Sekunden, ob eine Reaktion oder Aussage des Gegenübers ihren Erwartungen entspricht und wenden dabei auch mal psychologische Tricks an. Der ehemalige Geschäftsführer des australischen Tech-Unternehmens „Xero“, Trent Innes, sorgte im Netz für Aufsehen, als er in einem Podcast einen seiner Kniffe verriet. Denn dieser dreht sich um einen unscheinbaren Alltagsgegenstand – oder genauer gesagt darum, wie der Bewerber damit umgeht.

Heimlicher „Kaffeetassen-Test“ von ehemaligem CEO geht viral

In einer Folge des Podcasts „The Venture“ erklärte er 2019 seine Strategie bei Vorstellungsgesprächen. Im letzten Jahr gingen Innes‘ Aussagen in der Folge mit dem Titel „Der geheime Trick für Vorstellungsgespräche, um die richtigen Mitarbeiter zu rekrutieren“ im Netz erneut viral.

Darin erklärt Innes, dass er seine Bewerber immer mit in die Büroküche nimmt und ihnen dort ein Getränk anbietet. Mit einem Kaffee, oder auch mit anderen Getränken kehren beide dann ins Büro für das Gespräch zurück. Wenn dieses beendet ist, sagt Innes, achte er darauf, ob der Bewerber die Tasse in die Küche zurückbringt oder sogar kurzerhand selbst abwäscht. Wer die Tasse hingegen im Büro stehen lässt, bekäme den Job nicht, so Innes im Podcast.

„Psychospielchen“ – Umstrittener „Kaffeetassen-Test“ wird heiß diskutiert

In den sozialen Netzwerken erntete Innes dafür starke Kritik. „Jeder Arbeitgeber, der mit seinen Mitarbeitern Psychospielchen treibt, sollte um jeden Preis gemieden werden“, schreibt ein Nutzer der Plattform Reddit. „Ein unehrlicher Kontrollfreak“, verurteilt ein anderer den Ex-CEO.

Auch auf TikTok wurde der „Kaffeetassen-Test“ diskutiert: „Er missbraucht seine Macht und Privilegien“, kommentiert eine Nutzerin unter einem Video zum Thema. „Bei einem Vorstellungsgespräch ist alles ein Test“, schreibt darunter eine weitere TikTok-Nutzerin. „Mein alter Chef sagte, sie beobachten die Bewerber per Kamera, um zu sehen, ob sie während des Wartens auf ihrem Handy spielen.“

„Man kann sich Fähigkeiten aneignen, man kann sich Wissen aneignen, aber es kommt wirklich auf die Einstellung an“, sagt Innes dem Interviewer Lambros Photios. Die meisten hätten seinen Test bestanden, berichtet Innes im Podcast, nur fünf bis zehn Prozent bringen die Tasse nicht zurück und fallen in seinem Test durch. Wer die Tasse zurückbringt oder es anbietet, passe gut in seine Vorstellung von Unternehmenskultur.

Ein Mann überreicht einem anderen einen Vertrag.
Personaler greifen in Bewerbungsgesprächen mitunter zu außergewöhnlichen Methoden, um Bewerber zu testen – selbst banale Details können entscheidend sein. (Symbolbild) © Bartek Szewczyk/IMAGO

Salz, Pfeffer und die „verbotene Frage“: Mit psychologischen Tricks schätzen Personaler ihre Bewerber ein

Ebenfalls auf Reddit, berichtet ein Nutzer von einem noch skurrileren Test: Er habe von einem Salz-und-Pfeffer-Test“ gehört. Die Bewerber werden zu einem Kennenlernen beim Mittagessen eingeladen. Geprüft wird dann, ob derjenige sein Essen mit Salz oder Pfeffer würzt, noch bevor er es probiert hat. Wer dies tut – unabhängig von der Wahl des Gewürzes – soll den Job nicht bekommen haben.

Nicht alle Methoden von Personalchefs sind derart ausgefallen, doch viele bedienen sich psychologischer Tricks. Besonders Frauen werden in Bewerbungsgesprächen immer noch zu ihrer Familienplanung befragt – mittlerweile stellen Personaler diese verbotene Frage jedoch „durch die Hintertür“. (smk)

Auch interessant

Kommentare