Milliarden für Wasserstoff-Projekte – Habeck macht Bagger-Versprechen

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Die Bundesregierung will die Wasserstoffwirtschaft in Schwung bringen. Dafür werden 23 Projekte gefördert. Weitere Schritte sind in Planung, mit Blick über die Grenzen.

Berlin – Robert Habeck (Grüne) ist bekannt dafür, die Ärmel hochzukrempeln. So tritt der Wirtschaftsminister bei vielen öffentlichen Terminen auf, gerade wenn er direkt vor Bürgern spricht. Ob damit sein Tatendrang verdeutlicht werden soll, ist nicht überliefert.

Den erhofft sich der ehemalige Co-Vorsitzende der Grünen von einem Wirtschaftszweig, der ihm besonders am Herzen liegen dürfte. „Das ist ein bedeutsamer Tag, der die verschiedenen Bausteine für die Wasserwirtschaft zusammenbringt. Ab jetzt wird gebaggert und gebuddelt“, versprach Habeck jüngst im Rahmen einer Pressekonferenz.

Bagger-bereite Branche? Wirtschaftsminister Robert Habeck will die Wasserstoffwirtschaft auf Trab bekommen. © IMAGO / Rene Traut, IMAGO / Panama Pictures

Ampel-Regierung fördert Wasserstoff-Projekte: Politik bezuschusst mit 4,6 Milliarden Euro

Anlass war die Übergabe der Förderbescheide für „23 herausragende und zukunftsweisende Wasserstoffprojekte“, wie das Habeck-Haus mitteilte. Neben dem Vizekanzler waren auch mehrere Wirtschaftsministerinnen und -minister der Länder anwesend. Insgesamt sollen die Projekte mit 4,6 Milliarden Euro gefördert werden, 30 Prozent davon übernehmen die beteiligten Länder.

Mit Abstand am häufigsten beteiligt ist Niedersachsen mit elf Projekten, Nordrhein-Westfalen kommt auf fünf Beteiligungen, Mecklenburg-Vorpommern auf vier. Während immerhin ein Projekt in Bayern beheimatet ist, tauchen mit Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Thüringen, Schleswig-Holstein und Berlin sechs Bundesländer auf der Liste gar nicht auf.

Offiziell wird von der Hy2Infra-Welle des IPCEI Wasserstoff gesprochen, wobei das Kürzel für „Important Projects of Common European Interest“ steht, also „wichtige Projekte im gesamteuropäischen Interesse“. Das Wirtschaftsministerium betont, die ausgewählten Projekte würden die gesamte Wertschöpfungskette des Wasserstoffs umfassen, von dessen Produktion, über die innovativen Speicherlösungen bis hin zur Infrastruktur und den flüssigen organischen Wasserstoffträgern für den Transport. Etwa 1.800 Tonnen Wasserstoff könnten demnach pro Jahr bewegt werden.

Habeck über Wasserstoff-Projekte: „Schaffen Voraussetzung für klimaneutrales Wachstum“

„Eine leistungsfähige Wasserstoffinfrastruktur spielt eine Schlüsselrolle, um die Dekarbonisierung der Industrie und des Energiesektors zu ermöglichen“, verdeutlichte Habeck: „Wasserstoffleitungen werden die Lebensadern der Industriezentren sein. Damit schaffen wir die Voraussetzung für klimaneutrales Wachstum.“

Über weitere Projekte sollen künftig Pipeline-basierte Wasserstoffimporte nach Deutschland ermöglicht werden, als Beispiel werden die an Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen grenzenden Niederlande genannt. Ende des vergangenen Jahres war auch eine Pipeline zwischen Großbritannien und der Bundesrepublik im Gespräch, zudem wird an Importen aus Norwegen gearbeitet. Ziel ist auch ein zügiger und kosteneffizienter Aufbau des Wasserstoff-Transportnetzes in Deutschland bis 2032.

Das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt bis 2030 etwa 7,9 Milliarden Euro, denn die Unternehmen investieren zusätzliche 3,3 Milliarden Euro zur Förderung durch die Politik. Bei der Förderung der Projekte handelt es sich um einen Teil der Nationalen Wasserstoffstrategie der Ampel-Regierung.

H2-Aufsteller vor Kraftwerk und Wasserstoffleitungen
Für eine klimafreundliche Zukunft: Die deutsche Politik fördert Wasserstoff-Projekte mit einer Milliardensumme. © Jan Woitas/dpa, Patrick Pleul/dpa

Deutschland und Wasserstoff-Importe: Lieferungen ab 2027 aus Ägypten beschlossen

„Ergänzend soll zeitnah eine Importstrategie für Wasserstoff und Wasserstoffderivate beschlossen werden“, ergänzte Habeck dazu. Erst am Donnerstag hatte Deutschland den Abschluss des ersten Einkaufsvertrags zur Einfuhr von Wasserstoff verkündet. Mindestens 259.000 Tonnen Ammoniak sollen zwischen 2027 und 2032 per Schiff aus Ägypten geliefert werden.

Ursprünglich lautete der Plan der Bundesregierung, erste Lieferungen bereits Ende 2024 umzusetzen. Doch die Wasserstoffwirtschaft kommt langsamer in Schwung als erhofft.

Ammoniak ist leichter zu transportieren als Wasserstoff, muss in Deutschland dann jedoch wieder umgewandelt werden. Der Wert der Lieferung soll bei rund 300 Millionen Euro liegen.

Eine Analyse der EU-Kommission stufte die Wasserstoff-Pläne Deutschlands im vergangenen Jahr als langfristig unwirtschaftlich ein. Auch zuletzt zweifelten Experten am Vorhaben von Habeck, weil sich etwa die Frage stelle, inwiefern Wasserstoff verfügbar und bezahlbar sein wird. (mg)

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