Hagelunwetter: Versicherer ziehen Bilanz – „Zweitgrößtes Ereignis der Unternehmensgeschichte“
Das Hagelunwetter vom 26. August vergangenen Jahres hat im Tölzer Land eine Schneise der Verwüstung geschlagen. Tausende Schäden wurden bei den Versicherern gemeldet – noch immer sind nicht alle behoben.
Bad Tölz-Wolfratshausen – In Teilen des Loisachtals und Isarwinkels sind die Schäden auch über neun Monate nach dem verheerenden Unwetter noch zu sehen. Grün leuchtende Planen sind nach wie vor über einige Dächer gespannt, die die tennisballgroßen Hagelkörner binnen weniger Minuten schwer beschädigt haben. Die Schneise der Verwüstung, die das Sturmtief „Denis“ am 26. August vergangenen Jahres hinterlassen hat, ist immens. Die Versicherungskammer Bayern spricht auf Anfrage vom „zweitgrößten Einzelkumulereignis der Unternehmensgeschichte“ – nur übertroffen vom „Münchner Hagel“ 1984.
Verzögerungen und Wartezeiten: Engpässe bei den verfügbaren Handwerkern
Rund 400 Kundinnen und Kunden der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen sind vom Schadensereignis betroffen. „Wir gehen davon aus, dass inzwischen alle Schäden gemeldet und aufgenommen wurden“, teilt Abteilungsleiter Alexander Potzka auf Anfrage mit. „Davon sind die meisten Schäden bereits abschließend reguliert und ausbezahlt.“
Bei den verfügbaren Handwerkern gebe es jedoch Engpässe. „Aufgrund der schadensbedingten hohen Nachfrage kommt es bei der Ausführung der Arbeiten mitunter zu Verzögerungen und Wartezeiten“, so Potzka weiter. Daher konnten noch nicht alle Schäden behoben und reguliert werden. Das bestätigt auch die Versicherungskammer Bayern: „Aufgrund der vorherrschenden Handwerker- und Materialknappheit sowie in den Wintermonaten reduzierten Außenarbeiten konnte ein Teil der Wiederherstellungen noch nicht abgeschlossen werden.“ Im Frühjahr wurde mit den Arbeiten an Fassaden und Malerarbeiten begonnen. Dabei sei es teilweise witterungsbedingt zu Unterbrechungen der Reparaturmaßnahmen gekommen.
110 Millionen Euro an Entschädigung wurden von den Versicherungen bereits ausbezahlt
Alle Unwetterschäden im Jahr 2023 belaufen sich bei der Versicherungskammer Bayern laut Potzka auf rund 360 Millionen Euro. Insgesamt liegt die Summe aller gemeldeten Schäden vom Hagelunwetter nach letzten Hochrechnungen bei rund 255 Millionen Euro. „Der 26. August 2023 macht damit einen erheblichen Anteil der Unwetterschäden in 2023 aus“, erklärt Potzka.
Bei der Versicherungskammer Bayern sind inzwischen alle gemeldeten Schäden aufgenommen und in Bearbeitung. Einige Fälle seien auch schon abschließend reguliert und vollständig behoben worden, teilt ein Sprecher auf Anfrage mit. Rund 14 000 Schäden wurden demnach bei den Sachversicherungen gemeldet, die Summe der bereits ausgezahlten Entschädigungen belaufe sich auf rund 110 Millionen Euro. Inbegriffen seien dabei Vorschusszahlungen, die die Versicherungskammer Bayern bei Bedarf und bei noch offenen Schadensvorgängen getätigt habe.
Rund 2000 Schäden bei Kraftfahrzeugen
Bei Kraftfahrzeugen wurden etwa 2000 Schäden gemeldet, so der Sprecher weiter. Rund 8,5 Millionen Euro Schaden sind an Kfz durch das Hagelunwetter entstanden. Bei einem Teil der Schäden stehe die abschließende Wiederherstellung noch an. Die Sammelbesichtigungen, um Schäden an den Kraftfahrzeugen zu begutachten, seien abgeschlossen, und die Fahrzeugschäden bewertet. „Bei einem Teil der Schäden steht die abschließende Regulierung noch an, da der konkrete Abrechnungswunsch unserer Kunden noch aussteht, Fahrzeuge zum Teil erst bei Leasingrückgabe instand gesetzt werden oder auch die Wiederbeschaffung von Ersatzfahrzeugen andauert“, informiert der Sprecher.
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Einige Menschen im Tölzer Land haben auf das schwere Unwetter reagiert – und zusätzliche Versicherungen gegen Hagelschäden abgeschlossen. „Wir weisen unsere Kundinnen und Kunden seit Jahren auf das steigende Schadensrisiko aufgrund von klimatischen Veränderungen hin und beraten sie dazu umfassend“, sagt Alexander Potzka. Daher seien bereits viele gegen Hagelschäden versichert gewesen.
Wir weisen unsere Kundinnen und Kunden seit Jahren auf das steigende Schadensrisiko aufgrund von klimatischen Veränderungen hin und beraten sie dazu umfassend.
Laut Schätzungen aus dem vergangenen Jahr war jedoch fast jeder fünfte Haushalt in Bayern nicht ausreichend geschützt. „Für diejenigen, die sich bisher gegen eine Absicherung entschieden hatten, war das Hagelereignis noch mal Anstoß, um über eine Sturm-/Hagel- und Elementarschadendeckung nachzudenken“, erklärt Alexander Potzka. Erste Auswertungen zeigen demnach, „dass sich dabei die meisten Kunden für die Erweiterung des Versicherungsschutzes entscheiden“. (vfi)