Schauspieler Michele Oliveri: „In der Stadt sind sie oft zickiger“

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Professionelles Coaching: Michele Oliveri übt mit zwei Darstellerinnen aus dem Ensemble fürs „Kaffeehaus“, das am Samstag Premiere hat. © Ralf Poeplau

Michele Oliveri spricht im Interview über das Sommertheater in Holzkirchen, die Bedeutung von berufsbegleitendem Schauspielunterricht und das Stück „Das Kaffeehaus“.

Holzkirchen – Das Holzkirchner Sommertheater geht in die nächste Runde. Dabei gibt es eine Premiere, wenn am Samstag – im Idealfall auf der Open-Air-Bühne am Platz der Menschenrechte – „Das Kaffeehaus“ gespielt wird. Es ist eine Gemeinschaftsproduktion des Freiem Landestheater Bayern und TwoBeYou, bei dem der in München aufgewachsene Deutsch-Italiener Michele Oliveri und die Schauspielerin und Regisseurin Sophia Julia Schützinger vor allem Schauspielschüler in ihrer Entwicklung coachen und unterstützen. Wir sprachen mit Oliveri (68), der als Schauspieler, Schauspiellehrer und Dozent für Commedia dell’arte bekannt ist, über die Idee eines berufsbegleitenden Schauspielunterrichts, offene Arme in Holzkirchen und ein bisschen Kasperletheater für Erwachsene.

Herr Oliveri, was führt Sie nach Holzkirchen?

Schauspielschulen in Deutschland tun sich schwer mit einem Austausch, wie er in anderen Ländern praktiziert wird. Jeder kocht sein eigenes Käffchen. So haben Sophia Schützinger und ich überlegt, im Rahmen des berufsbegleitenden Schauspielunterrichts Artemis Erfahrung und Schulung zusammenzubringen. Das Freie Landestheater fand die Idee toll und hat uns eingeladen.

Wie wurde die Zusammenarbeit daraus konkret?

Wir sind rausgefahren, haben die Idee vorgestellt und uns gegenseitig kennengelernt. Könnten wir zusammenpassen? Ich selbst komme von Dario Fo, habe in München schon „Mirandolinerwa“ (in Holzkirchen 2023 das Stück des Sommertheaters; Anm. d. Red.) gespielt, aber kannte ja das Holzkirchner Publikum nicht, ob das zusammengehen könnte. So kam’s. Nun proben wir seit November gemeinsam. Zunächst einmal die Woche, in der Endphase öfter. Drei aus dem Artemis-Projekt stehen dabei mit dem Holzkirchner Ensemble auf der Bühne.

Wer hat Carlo Goldonis „Das Kaffeehaus“ ausgesucht?

Das kam vom Freien Landestheater. Wir haben das ganze Ding dann ein bisschen umgeschrieben, zum Teil modernisiert, zum Teil wie im elften, zwölften Jahrhundert. Die Kostüme sind mittelalterlich. Das Bühnenbild ist nicht ganz so groß, damit wir draußen und drinnen spielen können. Wir haben beides vorbereitet. Ich werde versuchen, die Sonne mitzubringen.

Bei einem Klassiker denken viele an schweres Drama. Auf was muss man bei Ihrem Goldoni gefasst sein?

Auf 80 Prozent italienischen Irrsinn. Wir machen so ein bisschen Kasperletheater für Erwachsene. Da ist Drama dabei, Komödie, viel Absurdes. Wir haben so’n Cocktail mit kurzweiligen, witzigen, absurden und teilweise dramatischen Elementen daraus gemacht. So, wie es wohl im 11./12. Jahrhundert gewesen ist. Übrigens war Goldoni der erste große Kämpfer für die Freiheit der Frauen. Teilweise hat er sein Leben riskiert, weil er sich vor sie stellte.

Müssten Sie kurz vor der Premiere am Samstag ein erstes Fazit ziehen, wie würde das ausfallen?

Ich fühl‘ mich hier in Holzkirchen richtig wohl! Die Leute sind wahnsinnig offen und hängen sich richtig ins Zeug. In der Stadt sind sie da oft zickiger. Wir hatten so viel Freude, und ich würde mich freuen, wenn das Projekt weitergeführt würde. hsi

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