Reise-Pause unter Kuhglocken: Diese beliebte Raststätte empfängt Urlauber mit viel bayerischem Charme
Die Raststätte Vaterstetten-West an der A99 ist ein beliebter Halt bei Urlaubern. In unserer Serie „Alltag Autobahn“ haben wir hinter die Kulissen geschaut.
Auch wenn sie ausgeschildert ist als „Raststätte Vaterstetten-West“, etwa ein Viertel des Areals an der A99 liegt auf dem Flurgebiet der Stadt Haar. Die 1500 Quadratmeter große Kompaktanlage mit Raststätte, Shop und Tankstelle ist für viele Reisende ein beliebter Stopp auf dem Weg in den Süden. Marc Wittmeier (39), Operations Manager der Raststätte, und Standortleiter Simon Schießl (43) geben einen Einblick in den Raststätten-Alltag.
In puncto Ambiente gehört ein bisschen bayerisches Lokalkolorit dazu. Holzscheite umrahmen die Eingangstür, auf der Fototapete der Kinderkletterwand steht eine Gams, das Interieur ist ein bisschen Mini-Oktoberfest: Kuhglocken, tönerne und gläserne Masskrüge hängen von den Decken, der lange Holztresen ist mit Bayerns weiß-blauen Rauten lackiert, und wer zwischen Pickerlkauf und Toilettengang nach oben schaut, erblickt Holzfässer oder Schlitten als Dekoration.
„Is scho Wiesn?“, fragt ein älterer Herr am Souvenirregal, wo man die Krüge für zehn Euro und zum Befüllen ein paar Meter weiter gekühltes Flaschenbier für drei Euro pro Halbe kaufen kann. „Nein, aber bald“, lächelt Standortleiter Simon Schießl. „Und die Musi“, hakt der Kunde nach, „gibt‘s die auch?“ Jaja, beruhigt Schießl: „Die hamma bestellt.“

Ganz so innerbayerisch verlaufen die Dialoge natürlich nicht immer, die Publikumsbandbreite an der Raststätte Vaterstetten-West reicht von lokal bis international. „Familien, Berufspendler, Lkw-Fahrer, Busreisegruppen und auch der ein oder anderer Münchner“, schildert Marc Wittmeier das Spektrum. Bei den rund 60 Beschäftigten indes setzt die Raststätte klar auf die Region: „Nahezu alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wohnen hier direkt in Vaterstetten und in umliegenden Gemeinden und haben somit auch keinen langen Anfahrts- und Heimweg. Vor allem in den Sommermonaten zu frequenzstarken Zeiten unterstützen uns auch ein Dutzend Studenten in ihren Semesterferien.“
Dass der Reisende, vielleicht gerade auf dem Weg von Dänemark nach Italien, just in Bayern pausiert, betont die Raststätte nicht nur optisch. Auch an der Verzehrtheke lassen sich, übers international übliche Angebot hinaus, typische, bayerische Spezialitäten bestellen wie Weißwürste mit Brezn oder Leberkas.
Die Eckdaten
Gebaut wurde die „Serways Kompaktanlage“ mit Raststätte, Shop und Tankstelle unter einem Dach im Jahr 2016. Die Größe der Gesamtanlage beträgt etwa 1500 Quadratmeter (davon Gastraum 370 Quadratmeter, Tankshop 170 Quadratmeter). Rund 160 Sitzplätze gibt es im Innenraum, weitere 100 auf der Terrasse. Fürs kulinarische Angebot sorgen klassische Gastronomie mit regionalen Spezialitäten sowie ein McDonald’s Restaurant, die Coffee Fellows Kaffeebar und eben der Tankshop mit Snacks und Kaltgetränken. Der kostenpflichtige Sanitärbereich bietet 14 Damen-WCs, acht Herren WCs plus acht Urinale, ein Behinderten-WC und zwei Fernfahrerduschen. Kostenfrei zugänglich ist ein Babywickelraum. Für Familien gibt‘s zudem eine Kinderspielecke mitsamt kleiner Kletterwand und einen Außenspielplatz. Gratis-WLAN rundet das Angebot ab. Die Tankstelle hat fünf Pkw- und zwei Lkw-Zapfsäulen, für Elektromobilität bestehen zwei Ladepunkte mit 50 kW Ladeleistung. Der Parkplatz verfügt über 120 Pkw-Stellplätze und rund 100 Lkw-Stellplätze. Franchisepartner der Raststätte ist die in Bonn ansässige Betriebsgesellschaft „Autobahn Tank & Rast“.
Wenn es um Kuriositäten geht, zieht Simon Schießl die Augenbrauen hoch. „Was die Leute schon alles verloren haben – über Unachtsamkeit könnte man ein Buch schreiben.“ Der Ehering in der Kloschüssel, das vom Kind vergessene Kuscheltier, vergessene Rucksäcke mit viel Bargeld darin: „Etwa 20 Prozent uns gemeldeten Verluste finden wir“, sagt der 43-Jährige. Manchmal gehe es auch um Leben und Tod, vor zwei Jahren kollabierte eine Australierin an der Raststätte, wo man den Notarzt rief. „Tags darauf meldete sich bei uns der Ehemann und bedankte sich“, erinnert sich der Standortleiter. „Es war ein Lungenödem. Wir haben alles richtig gemacht.“
Auch Umweltmanagement spielt natürlich eine große Rolle. „Wir sorgen auf unserem Betriebsgrundstück rund um die Tank- und Rastanlage dafür, dass alles sauber ist“, betonte Wittmeier. „Die Müllbehälter werden mehrmals täglich geleert und loser Müll aufgekehrt. Wir trennen die Abfälle in die Bereiche Papier/Pappe, Speisereste und gemischte Verpackungen. Altspeisefette und Öle werden getrennt in dafür vorgesehenen Behältern gesammelt und im weiteren Verlauf durch externe Unternehmen als Energieträger weiterverwertet.“
Rasten in „Vaterstetten-West“ an der A99: ein Hauch ökologisches Bayern auf der Durchreise nach Südeuropa.
Zur Serie
In der Serie „Alltag Autobahn“ beleuchtet der Münchner Merkur das Leben der Menschen und Institutionen, die tagtäglich an und auf den Autobahnen im Landkreis München und darüber hinaus unterwegs sind, von Raststättenbetreibern bis hin zur Autobahnpolizei, Bauarbeitern, Lkw-Fahrern, Pannenhelfern und der Autobahnmeisterei.