„Es wird nicht mehr“: Gespräch mit Demonstranten auf der Theresienwiese – Abgrenzung zu Bauern-„Blödsinn“
Nach den Bauern hat auch am Freitag auch die Transport- und Logistikbranche in München demonstriert. Ein Besuch zeigt, zwischen beiden gibt es Gemeinsamkeiten – aber auch Unterschiede.
München – „Die Ampel muss weg!“, skandieren die Demonstranten aus der Transport- und Logistikbranche auf der Theresienwiese am Fuße der Bavaria. Es sind Töne, die in diesen Tagen in der Stadt allgegenwärtig sind. Nach der Bauern-Demonstration am Montag rollen am Freitag die 40-Tonner Richtung Innenstadt. Auch einige Traktoren sind zur Theresienwiese gekommen.
Lkw-Protestaktion in München: Teilnehmer hätte mehr Unterstützung erwartet
Zwischen den Demonstrationen der Bauern und der Transportbranche gibt es Gemeinsamkeiten – aber auch Unterschiede. Beide fühlen sich von der Politik seit Jahren vernachlässigt. Anfang der Woche haben die Bauern München und das Umland lahmgelegt. Vier Tage später reiht sich also Lkw um Lkw an der Theresienwiese, die Front auf die Bavaria gerichtet. Viele haben Plakate und Fahnen mitgebracht, einige sogar Kräne, die sie ausfahren. Weitere 40-Tonner rollen derweil hupend durch die Stadt.
Es ist viel los vor der Bavaria, auch einige Schaulustige sind gekommen. Heinz L. (Name von der Redaktion geändert) aus dem Kreis Neuburg-Schrobenhausen hat sich erstmal von der Menge abgesetzt. Er steht in einer Gasse neben einem der hunderten Trucks und raucht eine Zigarette. Trotz des großen Andrangs findet L., dass mehr Demonstranten in der Landeshauptstadt sein könnten. „Wir sind immer noch zu wenig“, sagt er. Vor allem von den Unternehmern hatte er sich mehr Unterstützung erhofft.
„Es wird nicht mehr“: Lkw-Fahrer fühlen sich von Politik der Bundesregierung vernachlässigt
In der Tat ist die Kundgebung am Fuße der Bavaria, wo Vertreter der Politik, Staatsminister Christian Bernreiter (CSU) und Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger (Freie Wähler) ihre Reden halten, weniger stark besucht, als es die Blechmassen vermuten lassen. „Es gibt noch viele, die sagen: ‚Es wird schon wieder.‘ Es wird aber nicht mehr“, findet Heinz L.

Mauterhöhung, hohe Dieselpreise, Fahrermangel, fehlende Parkplätze und geringe Wertschätzung: All das prangern die Fahrer und Unternehmer an. „Es gibt viele, die ums Überleben kämpfen, besonders bei den kleinen Speditionen“, sagt Heinz L. „Es werden einem immer mehr Steine in den Weg gelegt. Der Job ist schlecht gemacht worden.“
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„Das ist einfach unnötig gewesen“: Lkw-Fahrer kritisiert Bauern-Demos
Patrick Feigl aus dem Kreis Fürstenfeldbruck ist früh aufgestanden. Auch er ist am Freitag zur Kundgebung gekommen. Um 7.15 Uhr ist er losgefahren, eine halbe Stunde später war er an der Theresienwiese. „So viele waren da noch nicht hier, aber das ist jetzt schon ordentlich was“, freut sich Feigl. Mehr als 2500 Lastwägen sind es, schätzt er.
Auch Feigl ist Fahrer und sieht seine Branche von der Bundesregierung vernachlässigt. „Einfach alles“ störe ihn, „unsere Steuergelder werden überall ausgegeben, nur nicht da, wo sie gebraucht werden.“ Von den Protesten der Landwirte in den vergangenen Tagen grenzt er sich dagegen klar ab.
Man kann schreien, aber nicht beleidigen und sonstigen Blödsinn machen.
„So wie es die Bauern gemacht haben, Strohbüschel auf die Straße zu schmeißen, so was braucht‘s nicht. Das ist einfach unnötig gewesen“, sagt er. Man solle „einfach in Ruhe“ demonstrieren und zuhören, was die Redner zu sagen haben. Blockaden lehnt er ebenfalls ab. „Man kann schreien, aber nicht beleidigen und sonstigen Blödsinn machen.“
Ein paar Stunden später ist die Kundgebung dann zu Ende. Hupend verlassen die 40-Tonner die Theresienwiese und rollen zurück nach ganz Bayern. (vfi)
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