Räumungsverkauf läuft: Mode-Riese schließt alle Filialen in Deutschland – Neue Details

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Ein bekannter Mode-Riese schließt alle Filialen in Deutschland. In diesen läuft ein Räumungsverkauf. Inzwischen sind mehr Details bekannt, wann in welchem Geschäft die Lichter ausgehen.

Halle - Gerry Weber mit Sitz in Halle/Westfalen (NRW) ist ein Mode-Unternehmen mit jahrzehntelanger Tradition und einem lange ziemlich renommierten Image. Doch seit Monaten schreibt die Kette Schlagzeilen der anderen Art: Im März wurde ein Insolvenzantrag in Eigenverwaltung gestellt. Damals war von 32 aktiven eigenen Shops und elf Outlets die Rede, die es unter der Marke gibt.

Gerry Weber schließt alle Filialen in Deutschland – nur wann?

Ende Mai wurde dann der nächste harte Schritt bekannt: Gerry Weber schließt alle seine Geschäfte in Deutschland. Das Unternehmen teilte mit, dass der vorläufige Gläubigerausschuss dem Übernahmekonzept der spanischen Modefirma Victrix zugestimmt habe. Auch der vorläufige Sachwalter Lucas Flöther sei einverstanden. Den Angaben zufolge übernimmt das spanische Familienunternehmen die Marke Gerry Weber.

Bei Gerry Weber läuft der Räumungsverkauf
Bei Gerry Weber läuft der Räumungsverkauf. © IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON

Die Zentrale im westfälischen Halle mit rund 280 Beschäftigten wird ebenso aufgegeben wie die deutschen Filialen, in denen ebenfalls rund 280 Mitarbeiter tätig sind. Im Ausland hat die Firma bislang weitere 400 Beschäftigte, etwa in Österreich. Separat zum deutschen Mutterkonzern laufen Insolvenzverfahren ausländischer Töchter.

Mode von Gerry Weber soll künftig im Einzelhandel ohne Unterbrechung angeboten werden, dies aber nicht mehr in den eigenen Firmenshops. Der neue Markeneigentümer möchte die Gerry-Weber-Damenmode in Deutschland künftig über Handelspartner verkaufen, die auch andere Marken im Sortiment haben.

Gerry Weber schließt alle Filialen in Deutschland – Das ist der Stand

Das heißt: In Dutzenden Gerry-Weber-Shops und -Outlets gehen die Lichter aus. Die Rede war davon, dass dies in den kommenden Monaten geschehe – und zwar „nach den üblichen Abverkaufsmaßnahmen“. An den Shops war der Ausverkauf direkt zu sehen: „Wir räumen unser Lager“, stand in pinken und weißen Buchstaben an den Schaufenstern. „Jetzt oder nie.“ Es gebe Rabatt von bis zu 70 Prozent.

Zu weiteren Details geben inzwischen diverse Berichte in lokalen Zeitungen Einblicke. In Elstal an der B5 in Brandenburg sah die Märkische Allgemeine auch Schilder mit „Wir räumen unser Lager“-Aufschrift und Rabatten von bis zu 70 Prozent – einen genauen Schließungstermin konnte man nicht erfahren. Irgendwann werde man nichts mehr zu verkaufen haben, meinte lediglich eine Mitarbeiterin.

Gerry Weber: In diversen Filialen ist von Schließung Ende August die Rede

Konkreter ist es bei der Filiale in Brühl (NRW): Laut der Kölnischen Rundschau macht das Geschäft Ende August zu, Schilder weisen dort auf den Räumungsverkauf hin. Ebenso in Hamburg-Bergedorf: Dort wurden zuletzt laut Bergedorfer Zeitung noch Aushilfen gesucht, befristet bis 31. August – das soll Gerüchten zufolge auch der Schließungstermin sein.

In Speyer werde in der Filiale laut Rheinpfalz vage von „Sommer“ ausgegangen. „Solange Ware da ist, wird verkauft.“ Für die drei Filialen in Berlin (Steglitz, Marzahn und Köpenick) beruft sich die Berliner Zeitung auf Mitarbeiterinnen, wenn sie schreibt, dass der Betrieb noch bis Ende August geplant sei.

Es kursiert also öfter ein Schließungstermin von 31. August. Ob alle Geschäfte dann dichtmachen, ist nicht gesichert. Dass Schluss ist bei den Gerry-Weber-Filialen, ist auch auf der offiziellen Homepage unschwer zu erkennen. Wer den Filialfinder via Google unter dem alten Link aufruft, bekommt nur eine Fehlermeldung. Die Webseite besteht lediglich noch aus einer Startseite, in der angekündigt wird: „Etwas Großartiges steht bevor – bleiben Sie dran!“

Wer über Google auf den Filialfinder von Gerry Weber zugreifen will, landet auf einer Fehlerseite
Wer über Google auf den Filialfinder von Gerry Weber zugreifen will, landet auf einer Fehlerseite. © Screenshot

„Falsche“ Gerry-Weber-Filiale in Viersen (NRW) schließt nicht

Skurril: In Viersen (NRW) hängt laut Rheinischer Post ein Schild, dass das Geschäft nicht schließe. „Nein!!! Wir sind eine Filiale der Modesso-Gruppe, daher werden wir nicht geschlossen!“, lässt der blaue Zettel die Kundschaft wissen. Eventuell werde das Sortiment in den nächsten Monaten etwas verändert.

Gerry Weber schon länger in der Krise

Der Konzern ist seit langem in der Krise. Sanierungsversuche in den Jahren 2019 und 2023 scheiterten, auch herbe Einschnitte brachten nicht den erwünschten Einspareffekt. 2023 schloss er 122 seiner 171 eigenen Läden und Outlets in Deutschland und strich dabei etwa 450 Stellen. Doch diese radikale Schrumpfkur verpuffte. 

Deutschlands Modebranche durchlebt schwierige Zeiten. Zuletzt meldeten bekannte Unternehmen wie die Kaufhauskette Galeria sowie die Modehändler Esprit und Sinn Insolvenz an. Den Firmen macht zu schaffen, dass viele Kunden angesichts der schwachen Konjunktur sparsamer sind. Zugleich sind Kosten für Energie, Miete und Gehälter stark gestiegen. Schwierig ist die Situation vor allem im stationären Textil- und Modefachhandel, der während der Pandemie hohe Verluste erlitt. Anschließend nahm das Geschäft wieder Fahrt auf, an das vorherige Niveau konnte man aber bislang nicht anknüpfen. Auch eine große Baumarkt-Kette hat sich eine Schrumpfkur verordnet. (lin/dpa)

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