Änderung bei der Kfz-Steuer: Nicht nur E-Autos sind vom Ampel-Plan betroffen
Die Bundesregierung bereitet die flächendeckende Verbreitung von Autos mit synthetischen Kraftstoffen vor. Steuerlich sollen Fahrzeuge mit E-Fuels ab 2025 gefördert werden.
Berlin/Darmstadt - E-Fuels gelten als „grüne Alternative“ zu Benzin- und Dieselkraftstoff. Ein von der Bundesregierung veröffentlichter Entwurf zum Bundeshaushalt für das kommende Jahr sieht vor, dass Modelle, die ausschließlich mit synthetischen Kraftstoffen betrieben werden, künftig steuerlich genauso behandelt werden, wie Elektroautos.
Schon länger ist die Gleichstellung von mit E-Fuels betriebenen Modellen hinsichtlich Kfz-Steuer ein Anliegen, welches das von der FDP geführte Finanzministerium (Ressortleiter Christian Lindner) vorantreibt. Das 31 Seiten umfassende Eckpunkte-Papier beinhaltet unter Punkt „5“ mehrere Maßnahmen, welche Deutschland eine umweltfreundlichere Mobilität bringen soll.
Autos mit E-Fuel-Antrieb sollen steuerlich gefördert werden
Neben einer Ausweitung der E-Auto-Förderung ist auch die „steuerliche Gleichstellung von ausschließlich mit E-Fuels betriebenen Kraftfahrzeugen mit vollelektrischen Fahrzeugen, insbesondere bei der Kfz-Steuer und der Dienstwagenbesteuerung“ erwähnt. Der wesentliche Unterschied zu herkömmlichen Kraftstoffen besteht darin, dass E-Fuels keine endlichen Ressourcen wie Erdöl verbrauchen.
Der Erhalt der steuerlichen Vorzüge ist mutmaßlich daran gekoppelt, dass die Herstellung der E-Fuels ausschließlich durch erneuerbare Energien stattfindet. Andernfalls handelt es sich nicht um eine klimaneutrale Antriebsmethode, erläutert Greenpeace. Konkrete Details stehen noch nicht fest: Die genaue Umsetzung soll bis zur Sitzung des Bundeskabinetts (17. Juli 2024) ausgearbeitet werden.
Synthetische Kraftstoffe werden künstlich mittels Strom erzeugt
Schon länger wird diskutiert, ob der Einsatz von E-Fuels im Pkw-Bereich sinnvoll ist. Dabei handelt es sich um mineralfreie, synthetische Kraftstoffe, die mithilfe von Strom aus Wasser und Kohlendioxid hergestellt werden.

Im Gegensatz zu Benzin oder Diesel stammt der Treibstoff nicht aus fossilen Energieträgern, sondern wird künstlich mittels Strom erzeugt. Diese Kohlenwasserstoffe können zu Diesel, Benzin oder Kerosin weiterverarbeitet werden. Der Prozess, bei dem aus elektrischem Strom Kraftstoff entsteht, wird „Power-to-fuel“ genannt.
Verbrennermodelle können E-Fuels tanken - „keine technische Gefahr“
Eine Studie der Technischen Universität Darmstadt verdeutlicht derweil, dass herkömmliche Autos und Motorräder mit Verbrennungsmotor auch fossilfreien Kraftstoff tanken können, ohne dass technische Anpassungen erforderlich sind.
Der untersuchte Kraftstoff Eco100Pro ist zu 100 Prozent nicht-fossil zertifiziert, so das Forschungsteam. Im Auftrag einer ADAC-Stiftung testeten Wissenschaftler diesen Kraftstoff sowohl am Motorenprüfstand als auch auf der Rennstrecke beim ADAC XC Cup und im Straßenverkehr mit einem Serienfahrzeug. Das Resultat: „Keine Einbußen bei Leistung und Drehmoment im Vergleich zu herkömmlichem Super-Benzin. Kein erhöhter Kraftstoffverbrauch. Keine technische Gefahr für den Verbrennungsmotor.“
E-Fuels vermindern Schadstoffausstoß laut Studie deutlich
Auch zum Schadstoffausstoß gibt es Erkenntnisse: Die Verwendung von E-Fuels soll die CO2-Emissionen mindestens um 77 Prozent verringern. Die entstehen zwar bei der Herstellung und dem Transport des Treibstoffs. Doch wenn überwiegend erneuerbare Energien für die Produktion eingesetzt werden, können die CO2-Emissionen den Angaben zufolge sogar um bis zu 92 Prozent reduziert werden.

Für Constantin Hack, Technikexperte des Verkehrsclubs ACE, hat die steuerliche Gleichstellung von E-Fuel-tauglichen Autos aktuell keinen Nutzen, weil es derzeit schlicht keine Modelle gibt, die ausschließlich mit E-Fuels betankt werden: „Die Regierung schürt hier Hoffnungen fernab der Realität und verzögert ein weiteres Mal die notwendige Transformation. Was hier als Technologieoffenheit propagiert wird, ist tatsächlich ein Bärendienst für den Industrie-Standort Deutschland und unsere Zukunft.“ (PF)