Trotz Pannen an Ukraine-Front: USA stationieren Abrams-Flotte an Nato-Ostflanke

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An der Ukraine-Front offenbarten die Abrams-Panzer deutliche Schwächen. Doch jetzt haben die USA damit die Nato-Ostflanke gestärkt – als Zeichen gegen Putin.

Kiew/Washington – Lange waren die gewaltigen M1-Abrams-Panzer ein großer Hoffnungsschimmer der ukrainischen Streitkräfte zur Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg. Nachdem die Vereinigten Staaten Kiew einiger dieser Exemplare zur Verfügung gestellt hatten, wurden jedoch schnell zahlreiche Anfälligkeiten und Nachteile der Abrams-Panzer an der Front offensichtlich. Nun verlegten die USA eine Reihe weiterer Abrams-Panzer in einen polnischen Nato-Stützpunkt.

Neue US-amerikanische M1-Abrams-Panzer in Polen können „eine ganze Brigade ausrüsten“

Die unabhängige amerikanische Militär-Plattform Stars and Stripes berichtete ausgehend von Informationen der US-Armee, dass insgesamt 14 Kampfpanzer und ein gepanzertes Bergungsfahrzeug vom Typ M88 in der von der Nato finanzierten Lagereinrichtung der Army Prepositioned Stocks eingingen. Der Nato-Stützpunkt befindet sich im Dorf Powidz, etwa 85 Kilometer östlich der Großstadt Posen und etwa 400 Kilometer entfernt von der Grenze Polens zur Ukraine

„Die jüngste Lieferung ermöglicht es, eine komplette gepanzerte Brigade der US-Armee sehr kurzfristig auf den Luftweg nach Polen zu verlegen und sie in ein paar Tagen oder weniger kampfbereit zu machen“, erklärte Ray Wojcik, Oberst der US-Armee im Ruhestand und leitender Mitarbeiter am Center for European Policy Analysis, dem US-Nachrichtendienst Newsweek

In diesen Tagen erreichten einige US-amerikanische M1-Abrams-Panzer das Nato-Lager Powdiz in Polen. Die Lieferung sei auch als Zeichen an Wladimir Putin zu werten, betonte ein ehemaliger US-Oberst nun.
US-amerikanische M1-Abrams-Panzer © picture alliance/dpa/DVIDS/U.S. Army | Spc. Adrian Greenwood

Nun müsse man nicht mehr 30 Tage oder länger warten, bis eine Ausrüstung per Schiff am gewünschten Standort eintrifft. Dass die Abrams-Panzer und das gepanzerte Bergungsfahrzeug nach Powdiz verlegt wurden, ist Wojcik zufolge darüber hinaus als „Botschaft an Russland“ zu werten, denn der Stützpunkt in Powdiz ist der einzige Nato-Standort östlich von Berlin.

„Ein weiterer Beitrag der US-Armee zur Abschreckung und Verteidigung der NATO-Ostflanke“

Die Abrams, die am Donnerstag auf dem APS-Gelände eintrafen, kosteten jeweils etwa 10 Millionen US-Dollar und gehörten zu den teuersten Posten des jüngsten US-Militärhilfepakets für die Ukraine. Als weiteren „Beitrag der US-Armee zur Abschreckung und Verteidigung der NATO-Ostflanke“, bezeichnete Ben Hodges, ein ehemaliger kommandierender General der United States Army Europe die Verlegung der Abrams-Panzer nach Powdiz in einem Beitrag auf dem Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter). „Die Ausrüstung für eine ganze gepanzerte Brigade, einschließlich 85 M1-Panzer, wird in ein NATO-Lager in Polen verlegt“, fügte Hodges hinzu.

Das APS-Depot in Powidz soll einer von sechs aktiven APS-2-Standorten in Europa sein, die unter dem Kommando der 405th Army Field Support Brigade stehen. Diese erklärte, das Depot werde schließlich mit Hunderten von M1A2-Panzern, M2 Bradley-Kampffahrzeugen und M109 Paladin-Panzerhaubitzen bestückt. Aus dem Bericht ging nicht hervor, ob die Panzer in die Ukraine verlegt werden sollen, wo aktjuell schätzungsweise 31 Abrams-Panzer stationiert sind. Das APS-Depot in Polen soll jedoch die NATO-Verteidigung in Osteuropa stärken, da die Spannungen zwischen dem Bündnis und Russland aufgrund der groß angelegten Invasion der Ukraine durch Präsident Wladimir Putin weiter zunehmen.

Abrams-Panzer offenbarten zahlreiche Schwachstellen an der Front im Ukraine-Krieg

Dabei stellten sich die Abrams-Panzer an der Front im Ukraine-Krieg bislang als wenig hilfreich heraus. Zwar seien die Stärken des Abrams Panzers vom Typ „M1“ „seine Genauigkeit, seine hervorragende Stabilisierung und seine Manövrierfähigkeit trotz seines hohen Gewichts“, wie ein ukrainischer Panzerkommandant dem Online-Portal Defense Express mitteilte.

Ukrainische Streitkräfte zeigten sich gegenüber CNN Ende Mai (29. Mai 2024) aber besorgt, dass die Panzerung der Fahrzeuge nicht ausreiche, um einen Beschusses mittels moderner Waffen abzuwehren. Im April teilten US-Militärs der Nachrichtenagentur Associated Press mit, dass die Panzer wegen ihrer Anfälligkeit für russische Drohnen von den Schlachtfeldern abgezogen werden.

„Die Panzerung der Fahrzeuge schützt die Besatzung nicht“, sagte ein ukrainischer Soldat Anfang Juni (6. Juni 2024) gegenüber dem US-Sender CNN. Vor allem sind es die Drohnen, die dem US-Panzer zu schaffen machen. So griff der Gegner immer wieder gezielt schwache Punkte der Abrams-Panzer an, wie etwa seinen hinten liegenden Motor. Beim M1 kommt seine ungenügende Top-Panzerung hinzu. Denn dieses Modell ist seit 1980 im Einsatz und stammt damit aus einer Zeit, als man im Wesentlichen einen Einschlag von vorn erwartete und daher den vorderen Teil des Panzers besonders schützte. 

USA wollen Ukraine mit einem 150 Millionen US-Dollar schweren Hilfspaket unterstützen

Erstmals hatten die USA im Juni 2023 (28. Juni 2023) Kampfpanzer vom Typ Abrams nach Polen entsendet, wie der Nachrichtendienst Euractiv meldete. Damals allerdings, um polnische Ausrüstung zu ersetzen, die sie an die Ukraine lieferten. Insgesamt 116 gebrauchte 116 M1A1-Abrams-Panzer stellten die USA Polen zur Verfügung.

Unterdessen bereiten sich die USA der Presseagentur Reuters zufolge auf die Ankündigung eines Militärhilfspakets für die Ukraine im Wert von rund 150 Millionen Dollar vor. Unter anderem soll es neue Raketen des High Mobility Artillery Rocket System, Panzerabwehrwaffen, Kleinwaffen und Granaten umfassen.

Wie die Nachrichtenagentur Associated Press berichtet, sind in der US-Hilfscharge auch 155-mm- und 105-mm-Artilleriegranaten enthalten. Reuters meldete darüber hinaus, dass das Paket, das am 1. Juli vorgestellt werden soll, auch HAWK-Abfangjäger für die Luftverteidigung enthalten soll. (fh)

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