Nachfolger von Papst Franziskus: Deutscher Kardinal wird gehandelt – er suchte Nähe zu Trump

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Nach dem Tod von Papst Franziskus sucht die katholische Kirche bald ein neues Oberhaupt. In der Verlosung ist auch ein Deutscher, der schon für Kontroversen sorgte.

Vatikanstadt – Den Ostersegen sprach er vor Zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz noch selbst. Doch nur wenige Stunden nach dem traditionellen Auftritt hörte das Herz von Papst Franziskus auf zu schlagen. 1,4 Milliarden Katholiken stehen nun ohne ihren „Vater“ da, die ganze Welt ohne den Pontifex, der noch am Tag vor seinem Tod mit US-Vize-Präsident J.D. Vance zusammentraf.

Ganz unvorbereitet dürfte der herbe Verlust die Kirche nicht getroffen haben, musste ihr Oberhaupt doch im Februar mehrere Wochen wegen einer Lungenentzündung in einem Krankenhaus verbringen, schien dem Tod schon damals gefährlich nahe. Mit 88 Jahren erreichte Franziskus zudem unter allen Päpsten der Neuzeit nach Leo XIII., der 93 Jahre alt wurde, das zweithöchste Alter im Amt. Sein Vorgänger Benedikt XVI. feierte zwar sogar 95 Geburtstage, verließ den Heiligen Stuhl aber mit 85 Jahren freiwillig.

Nachfolger von Papst Franziskus: Drei Deutsche um Müller nehmen an Konklave teil

Jener Benedikt XVI. hieß mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger und war bislang der einzige deutsche Papst. Womöglich folgt schon in wenigen Wochen der zweite. Denn der College of Cardinals Report listet unter den 22 Nachfolgekandidaten von Franziskus auch Kardinal Gerhard Ludwig Müller auf. Dem 77-Jährigen werden jedoch nur Außenseiterchancen beim Konklave eingeräumt, bei dem nach dem Ende der Trauerzeit alle Kardinäle unter 80 Jahren über den neuen Papst abstimmen.

Wird er der zweite deutsche Papst? Gerhard Ludwig Müller wurde vom nun verstorbenen Franziskus 2014 zum Kardinal ernannt. © EPA/FABIO FRUSTACI

Neben Müller, einem früheren Benedikt-Vertrauten, zählen auch seine Landsleute Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, sowie Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln, zu den stimmberechtigten Kardinälen. Insgesamt gibt es aktuell 252 Kardinäle, Marx nimmt als Koordinator des vatikanischen Wirtschaftsrates eine wichtige Rolle an der Seite des Camerlengo, Kardinal Kevin Farrell, ein.

Nachfolge von Franziskus: Deutscher Kandidat wird mit Trump verglichen

Erst im Januar sorgte Müller für Aufsehen, als er in der italienischen Zeitung Corriere della Sera US-Präsident Donald Trump lobte. „Persönlich ziehe ich Donald Trump Joe Biden vor“, sagte er demnach und antwortete auf den Hinweis, dass der Republikaner anders als sein Vorgänger kein Katholik sei: „Besser ein guter Protestant als ein schlechter Katholik…“

Mit seiner Meinung sieht er sich innerhalb der Kirche in bester Gesellschaft: „Viele Kardinäle und Bischöfe denken wie ich, auch wenn sie Angst haben, es zu sagen. Und in den Vereinigten Staaten ist der Prozentsatz noch höher.“ Dem Bericht zufolge zeigte Müller ein Foto von sich mit Trump, das im Jahr 2022 in dessen Golf-Club in Bedminster entstanden sei. Vance habe er im Haus des New Yorker Kardinals Timothy Dolan getroffen.

2019, kurz vor der von Trump verlorenen Wahl, zitierte der Bayerische Rundfunk (BR) die Unternehmerin Gloria von Thurn und Taxis mit den Worten: „Kardinal Müller ist der Donald Trump der katholischen Kirche.“ Der Satz sollte ihre Bewunderung ausdrücken, denn ihrer Meinung nach würden beide für Klarheit stehen.

Wer wird Franziskus‘ Papst-Nachfolger? Kardinal Müller verbreitete Verschwörungstheorien zur Corona-Pandemie

Während der Corona-Pandemie sah sich Müller dagegen der Kritik ausgesetzt, Verschwörungstheorien zu verbreiten. So äußerte er in einem vom österreichischen St. Bonifatius Institut getwitterten Video die Befürchtung, die Gelegenheit könnte genutzt werden, um „die Menschen jetzt gleichzuschalten“ und „eine totale Kontrolle“ einzuführen. Zudem sprach er von einer „Agenda, die auf Hochstapelei beruht, nämlich die Meinung, wir könnten jetzt mithilfe der modernen Technik oder des Kommunikationswesens, eine neue Schöpfung hervorbringen, einen neuen Menschen erschaffen“.

Donald Trump beim Golfen
Bekommt in seinem Golf-Club schonmal kirchlichen Besuch aus Deutschland: US-Präsident Donald Trump traf sich offenbar mit Kardinal Gerhard Ludwig Müller. © IMAGO / ZUMA Press Wire

Auch zum Ukraine-Krieg äußerte sich Müller mit klarer Meinung. Hier teilt er jedoch die der großen Mehrheit. Nach einem Besuch an der Grenze von Polen zur Ukraine, wo er den Flüchtlingsstrom mit eigenen Augen sah, kritisierte er laut Vatican News in Richtung Kreml-Chef Wladimir Putin: „Das war die einsame Entscheidung eines einzelnen Menschen, der so ein Unheil verursachen kann – Tausende, Abertausende, Millionen Menschen auf der Flucht!“ Vor Ort habe er gesehen, „was die Auswirkungen des Bösen sind“.

Suche nach Papst-Nachfolger: Kardinal Müller über Regensburg nach Rom

Der also bei vielen weltbewegenden Themen gehörte Müller kam in Mainz zur Welt, studierte Philosophie und Theologie in seiner Heimatstadt, in München und in Freiburg. 2002 stieg er dank Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Regensburg auf, 2012 holte ihn Benedikt XVI. als Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre (CDF) nach Rom.

Von Franziskus wurde Müller zwei Jahre später zum Kardinaldiakon ernannt, 2017 musste er jedoch den CDF-Vorsitz abgeben, weil der Argentinier diesen nicht verlängerte. Dennoch gelang es ihm, an öffentlichem Ansehen zu gewinnen und seine Position innerhalb der Kirche auszubauen. Vom College of Cardinals Report wird er als „intelligent und ehrlich“ beschrieben, sowie als „entschlossener und bodenständiger Anführer, der bei Bedarf mutig handelt“.

Portraitfoto von Papst Franziskus in einem Rahmen
Starb am Ostermontag: Papst Franziskus war das 266. Oberhaupt der katholischen Kirche. © IMAGO / SNA

Müller selbst beschreibt sich demnach nicht als konservativ, sondern als „katholisch“. Erwähnt wird sein Umgang mit der Missbrauchskrise der Kirche. Nach anfänglichen Schwierigkeiten begegne er dem Thema offen und sei als Bischof von Regensburg gegenüber abweichenden Gruppen entschieden aufgetreten. Im Hinblick auf die Missbrauchsfälle bei den Regensburger Domspatzen waren Vorwürfe laut geworden, Müller habe die Aufklärung über Jahre behindert.

Kardinal Müller als Franziskus-Nachfolger? Deutscher Kandidat gilt als äußerst loyal und führungsstark

Innerhalb der Kirche gelte er als äußerst loyal, habe es trotz Meinungsverschiedenheiten stets vermieden, Franziskus direkt zu kritisieren. Auch deshalb habe dieser Müller verschiedene untergeordnete Positionen übertragen. Weiter wird betont, dass sich der Kardinal nicht scheue, Führung zu übernehmen und schwierige Entscheidungen zu treffen. Neben Deutsch spricht Müller auch Italienisch, Englisch und Spanisch.

Er lehnt Frauen als Priesterinnen oder Diakoninnen unmissverständlich ab. Auch Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare steht er kritisch gegenüber, dies sei „Blasphemie“. Das priesterliche Zölibat verteidigt Müller mittlerweile entschieden. (mg)

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