Slyrs eröffnet neue Destillerie

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Brennen für Whisky: (v.l.) Destillateur Kilian Jonscher, Slyrs-Marketing-Chefin Claudia Krake und Geschäftsführer Steffen Brandt. © Stefan Schweihofer

Als 1999 Lantenhammer den ersten Whisky herstellte, war das eine Neuheit im Bierland Bayern. Inzwischen hat sich Slyrs als eigenständige Marke etabliert. Jetzt eröffnet das Unternehmen eine neue Destillerie. Sie kann vier Mal so viel produzieren wie bisher – bei fast hundertprozentiger Reduktion des Wasserverbrauchs.

Destillateur Kilian Jonscher steht am Eingang zur neuen Destillerie und erklärt den Zusammenhang von Luftfeuchtigkeit und Alkoholgehalt. Er spricht über buchenholzgeräuchertes Malz aus dem Landkreis Ebersberg, Torf aus der Lüneburger Heide und darüber, wie gespannt er schon ist auf den Whisky, der jetzt in der neuen Destillerie des Schlierseer Unternehmens hergestellt wird.

Acht Monate lang stand die Produktion in Neuhaus still. Denn die bisherige Produktionsstätte wurde abgerissen und neu gebaut (wir berichteten). 14 verschiedene Gewerke waren gleichzeitig auf der Baustelle tätig, um den straffen Zeitplan einzuhalten. Am Samstag wird die neue Destillerie eröffnet.

Alt: Die Brennblase aus der inzwischen abgerissenen Produktionsstätte steht auf der Baustelle.
Alt: Die Brennblase aus der inzwischen abgerissenen Produktionsstätte steht auf der Baustelle. © Stefan Schweihofer

Satte 15 Millionen Euro investiert Slyrs, das seit 2004 eine von Lantenhammer unabhängige Kommanditgesellschaft ist. Die neue Anlage kann bis zu 400 000 Liter Neutralalkohol produzieren, der Grundlage ist für den Single Malt Whisky. Bisher waren höchstens 90 000 Liter möglich. „Ob wir das ausschöpfen, hängt von der Marktlage ab“, erklärt Jonscher. Das Unternehmen spürt in teuren Zeiten die Zurückhaltung der Konsumenten.

Die neue Produktionsstätte ist aber nicht nur größer: Sie basiert auf einem Energiekonzept, das Wärmepumpe, Photovoltaikanlage und ein Wärmerückgewinnungssystem kombiniert. Dabei wird beispielsweise die Wärme, die Kühlelemente den Brennblasen entziehen, zum Erwärmen des Wassers beim Maischen genutzt. „Wenn die Anlage läuft, ist es ein geschlossener Kreislauf, der keine zusätzliche Energie braucht“, erklärt Jonscher. Außerdem spart die neue Destillerie pro Tag 15 000 bis 20 000 Liter Wasser. Innovative Kühlelemente ersetzen das Wasser, das bisher zum Kühlen des Alkohols im Zuge der Destillation notwendig war. Wasser ist nur noch als Rohstoff zur Reduzierung des Alkoholgehalts erforderlich.

Jonscher zeigt die neue Schroterei. Weil nicht das ganze Malz, das die Brauerei Schweiger aus Markt Schwaben liefert, auf einmal geschrotet werden kann, stehen draußen vor der Produktionshalle zwei jeweils 25 Tonnen fassende Silos. Jonscher geht weiter durch die neue Halle, die Treppe hoch in die Brauerei. Der Name kommt nicht von ungefähr: Bis zu dem Zeitpunkt, an dem bei der Bierherstellung Hopfen zugegeben wird, ist der Prozess der Whiskyherstellung der gleiche. Deshalb gibt es bei Slyrs auch ein Maische- und ein Läutergefäß. Die Würze kommt dann in die Gärtanks, wo ihr die Mitarbeiter eine obergärige Whisky-Hefe zuführen. Die zehn neuen Tanks fassen 10 000 Liter – doppelt so viel wie alten.

Neu: Eine Brennblase in der Destillerie.
Neu: Eine Brennblase in der Destillerie. © Stefan Schweihofer

Nach fünf bis sieben Tagen Gärung folgt der nächste Produktionsschritt in den Brennblasen. Die zwei jeweils 5000 Liter fassenden Blasen für den Rohbrand und die 6000-Liter-Blase für den Feinbrand sind aus Kupfer und schimmern eindrucksvoll im Sonnenlicht, das durch die großen Fensterfronten fällt. Die Feinbrandblase befindet sich in einem Glashaus – das der Zoll in den kommenden Tagen verplompt. Um sicherzustellen, dass der Alkohol komplett versteuert wird.

Zwei Mal destilliert Slyrs – so wie es auch schottische Destillerien machen. „Wenn man zu oft destilliert, verliert das Produkt Charakter“, sagt Jonscher. Immer wieder erklärt er Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Produktion von bayerischem und schottischem Whisky. „Je nach Standort hat Whisky ein ganz anderes Terroir.“

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