Krebspatient kann nach „Wunder“-OP wieder auf die Toilette – „Ich war eine tickende Zeitbombe“

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Die weltweit erste Blasentransplantation gibt neue Hoffnung für Krebserkrankte. Der Eingriff gilt als Wendepunkt und könnte künftige Behandlungen verändern.

Los Angeles – Ein chirurgischer Eingriff am renommierten Ronald Reagan Medical Center der University of California, Los Angeles (UCLA) markiert einen medizinischen Meilenstein. Zum ersten Mal ist es gelungen, einem Menschen erfolgreich eine Blase zu transplantieren. Der spektakuläre Eingriff weckt Hoffnung bei Betroffenen mit schweren Harnwegserkrankungen, da er langfristig eine alternative Therapieoption darstellen könnte.

Erste Blasentransplantation gibt Hoffnung für Krebspatienten: „Ich war eine tickende Zeitbombe“

Im Zentrum dieses Fortschritts steht der 41-jährige Oscar Larrainzar, dessen Blase infolge eines seltenen Krebses nahezu vollständig zerstört war, schreibt die UCLA in einer Mitteilung. Nach der Transplantation erklärt Larrainzar: „Ich war eine tickende Zeitbombe. Aber jetzt habe ich Hoffnung“. Die achtstündige Operation kombinierte die Transplantation einer Blase mit der einer Niere. Unmittelbar nach dem Eingriff begann die neue Niere mit der Urinproduktion, was zugleich die Funktion des neu eingesetzten Harnorgans bestätigte.

Der 41-jährige Oscar Larrainzar mit einem Arzt im Krankenhaus.
Ein Ärzteteam begleitet den 41-jährigen Oscar Larrainzar (links) bei der ersten weltweit erfolgreichen Blasentransplantation. © Nick Carranza/UCLA Health

Obwohl die transplantierte Blase nicht über eigene Nervenverbindungen verfügt, habe der 41-Jährige nur zwei Tage nach der Operation eigenständig urinieren können. Eine Fähigkeit, mit der kaum jemand gerechnet habe. Einer der leitenden Chirurgen bezeichnete das als ein „Wunder“, so die New York Times.

Erst vor Kurzem sorgte auch das University of Maryland Medical Center in Baltimore für medizinisches Aufsehen. Dort gelang es einem Team aus Ärztinnen und Ärzten, einer jungen Frau zwei Tumoren am Rückenmark minimalinvasiv durch das Auge zu entfernen. Gleichzeitig bleibt vieles in der Medizin bis heute unerklärlich: So infizierte sich ein Chirurg bereits 1966 während eines Eingriffs über eine offene Wunde mit den Krebszellen seines Patienten. Jahre später entwickelte sich daraus ein Tumor in seiner eigenen Hand.

Zwischen Risiko und Hoffnung: Warum die Blasentransplantation bisherige Methoden ablösen könnte

So vielversprechend der Fortschritt auch ist, bleibt er nicht ohne Risiken. Wie bei jeder Organtransplantation besteht die Gefahr der Abstoßung. Daher müssen Patientinnen und Patienten dauerhaft immunsuppressive Medikamente einnehmen, die das Risiko für Infektionen und andere Komplikationen erhöhen.

Verschiedene Chirurgen operieren Oscar Larrainzar.
Nach der Organtransplantationen bestand die Möglichkeit, dass der Körper die Blase abstößt. © Nick Carranza/UCLA Health

Bislang waren Erkrankte mit irreversiblen Blasenschäden auf künstliche Urinableitungssysteme oder sogenannte Neoblasen aus Darmgewebe angewiesen, heißt es. Diese sind häufig mit erheblichen Nebenwirkungen und Einschränkungen verbunden, sagt die Daily Mail. Die neue Technik könnte eine biologisch und funktionell überlegene Alternative darstellen.

Ärzteteam sieht medizinischen Durchbruch als Wendepunkt

Für Oscar Larrainzar ist die Transplantation ein Wendepunkt. Für die behandelnden Ärztinnen und Ärzte sind sie ein Ausgangspunkt für künftige Entwicklungen. „Es ist das erste Mal seit sieben Jahren, dass er urinieren konnte. Für uns alle ist das ein enormer Erfolg“, so Dr. Inderbir Gill, ein weiterer leitender Chirurg.

Das Team in Los Angeles plant bereits weitere Transplantationen, um das Verfahren weiter zu evaluieren und zu verfeinern. Auch wenn die Technik sich noch in einem sehr frühen Stadium befindet, sehen Fachleute den Beginn einer neuen Ära in der rekonstruktiven Urologie. (cj)

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