Schweden plant mehr Militär in der Ostsee – „Vermehrt russische Aktivitäten“

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Schwedens Nato-Beitritt könnte nun kurz bevor stehen. Das skandinavische Land hofft, das Verteidigungsbündnis vor allem mit seiner modernen U-Boot-Flotte an der Ostsee unterstützen zu können. Dort sei die steigende militärische Aktivität Russlands bereits länger zu spüren.

Stockholm – Nach rund 21 Monaten ist für Schweden der Nato-Beitritt in greifbarer Nähe. Die Fidesz-Partei von Viktor Orbán hatte zuletzt grünes Licht signalisiert. Ungarn ist das letzte der 31 Länder im Verteidigungsbündnis, das den Beitritt noch absegnen muss. Im ungarischen Parlament soll nach einer Winterpause nun über die Ratifizierung abgestimmt werden. Schwedens Beitritt soll die Nato verstärken – vor allem an der Ostsee kann und will das skandinavische Land durch die starke U-Boot-Flotte Vorteile bringen.

Russische Aktivitäten in Ostsee seit Jahren spürbar - Schweden will mit Natos Unterstützung größere Marine

Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine hatte sich Schweden im Mai 2022 um eine Mitgliedschaft in der Nato bemüht. Seitdem rüstet das Königreich auf: Der Militäretat für das Jahr 2024 wurde um fast 30 Prozent aufgestockt, um das Zwei-Prozent-Ziel der Nato schnell zu erreichen. Das Geld soll auch in die Herstellung zwei neuer Angriffs-U-Boote fließen. Diese sollen dann an der östlichen Nato-Grenze russische Aktivitäten verfolgen und bekämpfen können.

Die russischen Aktivitäten in der Ostsee hätten deutlich zugenommen, so Navy-Kommandeurin Ewa Skoog Haslum gegenüber ntv. Zwar sei die Präsenz Russlands nicht spezifisch im vergangenen Jahr gestiegen, doch mit einem Blick auf die vergangenen fünf, sechs Jahre, sei der Anstieg nicht zu übersehen. Mehr Militär in der Ostsee und eine größere Marine seien also notwendig, so die Kommandeurin. Um die 2700 Kilometer lange Küstenlinie zu überwachsen, brauche es mehr Kapazitäten. Auch in Hinsicht auf militärische Fähigkeiten und Kompetenzen wolle man wachsen. Schwedens Marine befinde sich bereits in der Wachstumsphase, die Zusammenarbeit mit anderen Nationen spiele eine besonders große Rolle.

Schwedens Ostseekenntnisse zeichnen Seemacht aus

Die Schärenküsten in Schweden seien ein sehr spezielles Terrain für die Ostsee, so Marine-Experte Johan Lofgren zu ntv. Die schwedische Marine wissen, wie man in der zerklüfteten Inselwelt operieren kann. Das sei ein riesiger Vorteil gegenüber den meisten anderen Nationen und das, was die Seemacht auszeichne. Neben den Ostseekenntnissen ist es auch die Ausrüstung des schwedischen Militärs, das der Nato Vorteile verschaffen kann: Mit insgesamt 353 Kriegsschiffen und U-Booten gehört die schwedische Marine zu den hochgerüsteten Flotten der Welt. Laut der Rangliste von Global Firepower liegt das skandinavische Land 2024 auf Platz 5 der stärksten Flotten, davor Russland, China, Nordkorea und die USA (in absteigender Reihenfolge).

Kriegsschiffe laufen zu Marine-Manöver in der Ostsee aus.
Mit insgesamt 353 Kriegsschiffen und U-Booten gehört die schwedische Marine zu den stärksten Flotten der Welt. © Ann-Katrin Fischer/dpa

350 Kilometer von Kaliningrad entfernt: Mehr Militär auf schwedischer Insel Gotland

Die Aufrüstung Schwedens lässt sich auch auf der Insel Gotland spüren. 2005 zog das Militär ganz von Gotland ab, kehrte aber 2018 zurück. Im Sommer 2023 waren rund 400 schwedische Soldaten dort stationiert, mehr als 4.000 sollen es werden. Die 60.000-Einwohner-Insel hat durch ihre zentrale Lage in der Ostsee, rund 200 Kilometer von Stockholm und 350 von der russischen Exklave Kaliningrad, einen hohen militärischen Wert. In Kaliningrad hat Russland nicht nur atomar bestückbare Raketen gelagert, sondern auch seine militärische Seeflotte. Sollte Ungarn dem Nato-Beitritt von Schweden zustimmen, ist die Ostsee bis auf Russland ausschließlich von Mitgliedsstaaten umgeben.

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