Putin-Vertrauter Medwedew droht mit neuer Ukraine-Karte: US-Institut erklärt Kalkül
Das Mitglied des russischen Sicherheitsrates fordert die russische Kontrolle über eine Pufferzone, die fast die gesamte Ukraine umfasst.
Kiew/Moskau – Ein Waffenstillstand im Ukraine-Krieg ist weiter nicht in Sicht. Verhandlungen der EU, sowie der USA unter Präsident Donald Trump, mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sind bisher kläglich gescheitert.
Statt Frieden hat die Ukraine in der Nacht zum Montag (26. Mai) nach Angaben aus Kiew den größten russischen Drohnenangriff seit Kriegsbeginn erlebt. In einem neuesten Bericht der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) wird klargestellt: Frieden bedeutet für Russland nur die vollständige Kapitulation der Ukraine.
Medwedew postet Ukraine-Karte: Fast komplettes Land soll von Russland als Pufferzone besetzt werden
Ausgesprochen hat das klar und deutlich Dmitri Medwedew, stellvertretender Vorsitzender des russischen Sicherheitsrates und enger Putin-Vertrauter. Er hat laut ISW eine Karte veröffentlicht, die die territoriale Integrität der Ukraine infrage stellt. Am Sonntag (25. Mai) soll Medwedew die „vollständige Zerschlagung“ des ukrainischen Staates auf seinen englischen Social-Media-Kanälen gefordert haben.
Auf der animierten Karte, die unter anderem auf X (ehemals Twitter) gepostet wurde, fordert er die russische Kontrolle über eine Pufferzone, die fast die gesamte Ukraine umfasst. Dazu schreibt er: „Wenn die Militärhilfe für das Banderisten-Regime fortgesetzt wird, könnte die Pufferzone folgendermaßen aussehen“. Ausnahme bildet eines relativ kleinen Gebiets in den Oblasten Wolyn und Lwiw entlang der polnischen Grenze. Er droht, Russland werde praktisch die gesamte Ukraine als Pufferzone besetzen, sollte der Westen die Ukraine weiterhin militärisch unterstützen.
Putin will Westen abschrecken: Strategie der Maximalforderungen soll Überlegenheit Russlands zeigen
Vordergründig gehe es Medwedew bei den Pufferzonen in der Ukraine darum, russische Städte vor der Reichweite der vom Westen bereitgestellten Langstreckenangriffssysteme der Ukraine zu schützen. Das ISW bewertet Medwedews Aussagen als Teil einer umfassenderen russischen Strategie, die darauf abzielt, den Westen zu entmutigen und die Unterstützung für die Ukraine zu untergraben. Durch die Darstellung extremer Maximalforderungen soll der Eindruck erweckt werden, dass ein russischer Sieg unvermeidlich sei und weitere Unterstützung für die Ukraine zwecklos sei.
Zudem interpretiert das ISW Medwedews Rhetorik als Versuch, die westliche Öffentlichkeit zu beeinflussen und politische Entscheidungsträger unter Druck zu setzen, indem die Kosten und Risiken einer fortgesetzten Unterstützung der Ukraine hervorgehoben werden. Insgesamt sieht der Thinktank Medwedews Aussagen als Teil einer psychologischen Kriegsführung, die darauf abzielt, die Moral der Ukraine zu schwächen und die westliche Unterstützung zu unterbinden.
Taktik des Kremls geht nicht auf: Merz hebt Reichweitenbegrenzung für Ukraine auf
Die Taktik des Kreml scheint ihre Wirkung bislang allerdings zu verfehlen. Erst am Montag (26. Mai) hat Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) angesichts der massiven russischen Angriffe auf die Ukraine und der erfolglosen Bemühungen um einen Waffenstillstand eine härtere Gangart angekündigt. „Wir werden alles tun, was in unseren Kräften steht, um die Ukraine auch militärisch weiter zu unterstützen“, sagte Merz im WDR. Es werde auch „keinerlei Reichweitenbeschränkungen mehr für Waffen“ geben, die an die Ukraine geliefert werden.

Merz wies darauf hin, dass dies auch Gegenstand seiner Absprachen mit Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron und Polens Regierungschef Donald Tusk bei einem gemeinsamen Besuch in Kiew am ersten Wochenende seiner Amtszeit gewesen sei. Dies gelte ebenso für von Großbritannien und den USA gelieferte Waffen.
Er sei zu der Einschätzung gelangt, dass Gesprächsangebote an Putin derzeit nicht der geeignete Weg zur Beilegung des Konflikts seien, sagte Merz zudem in dem Interview: „Offensichtlich versteht Putin Gesprächsangebote als Schwäche“, warnte er. Wenn selbst ein Angebot, sich im Vatikan zu treffen, bei der russischen Führung „nicht auf Zustimmung stößt, dann müssen wir uns wohl darauf einrichten, dass dieser Krieg länger dauert, als wir uns alle wünschen oder vorstellen können“. Wie Russland auf die Aufhebung der Reichweitenbeschränkung für Kiew reagiert, ist aktuell noch unklar (bg/dpa).