Russland ändert Gas-Taktik – Ökonom spricht von „wichtigem Weckruf“
Russland hat einen wichtigen Sanktions-Konter zurückgenommen. Was heißt das für den Westen und den Rubel? Ein Ökonom gibt Einblicke.
Moskau – Nachdem neue US-Sanktionen mehrere wichtige Banken getroffen hatten, war der Kurs beim russischen Rubel deutlich gefallen. Gleichzeitig machte die Maßnahme es westlichen Nationen unmöglich, Russland für Gaslieferungen zu bezahlen. Der russische Präsident Wladimir Putin hat nun einen Ausweg aus der Zwickmühle gefunden.
Antwort auf West-Sanktionen – Gaskäufe über Gazprombank oder gar nicht
Das aktuelle Problem fand seinen Ursprung bereits im Jahr 2022. Damals hatten die West-Verbündeten der Ukraine die ersten Sanktionspakete verabschiedet, bei denen unter anderem die russische Zentralbank unter Feuer geriet. Putin hatte darauf reagiert, indem er veranlasste, alle ausländischen Käufer müssten ihre Zahlungen für Gaslieferungen an die Gazprombank leisten, bei der alle Dollar- und Euro-Zahlungen in Rubel umgetauscht würden.

Diese Maßnahme musste Putin nun zurückfahren. „Die USA haben in ihrem neusten Sanktionspaket gegen Russland die Gazprombank vom internationalen Zahlungssystem ausgeschlossen und zudem anderen Banken ebenfalls Sanktionen angedroht, die weiter mit der Gazprombank Geschäfte machen“, erklärte der Ökonom Prof. Dr. Jens Südekum vom Düsseldorf Institute for Competition Economics (DICE) gegenüber IPPEN.MEDIA. „Es droht deshalb ein Stopp der russischen Gaslieferungen kurz vor dem Wintereinbruch, der Gaspreis stieg entsprechend an und Putin drohte eine wichtige Einnahmequelle für seinen Krieg zu verlieren.“
Die Reaktion folgte prompt: Das entsprechende neue Gesetz legt fest, dass der Kauf von Gasprodukten nicht mehr an die Gazprombank gebunden ist, sondern auch andere Banken dafür infrage kommen. Unter anderem hatte Kyiv Independent berichtet. Aber was heißt das für die westlichen Volkswirtschaften und für Russland?
„Es fließt weiter russisches Gas“ – Ökonom warnt Westländer wegen Gazprombank
Laut Südekum hat sich die Lage, nun, da die West-Länder die Gazprombank wieder umgehen dürfen, wieder entspannt. Der Gaspreis ist wieder gefallen. „Es fließt weiter russisches Gas nach Europa und entsprechend Geld nach Moskau, auch wenn die Zahlungsmodalitäten nun noch komplizierter geworden sind als ohnehin schon.“
Meine news
Der Ökonom sprach zudem eine Warnung aus, die sich auf die EU-Länder bezog, die noch immer russisches Gas beziehen. „Die Zuspitzung sollte allerdings ein wichtiger Weckruf für Länder wie Österreich sein, sich endlich von den russischen Gasimporten unabhängig zu machen und auf andere Energiequellen umzustellen“, erklärte Südekum.
Österreich ist nach wie vor durch Langzeit-Kaufverträge an russische Gaslieferungen gebunden. Vonseiten der Politik gibt es bereits Anstrengungen, sich davon zu lösen. Die Slowakei bezieht ebenfalls noch russisches Gas, ebenso wie Ungarn. Ungarn hatte auch in der Vergangenheit schon vor einer Energiekrise gewarnt, etwa, als es um die ukrainischen Sanktionen gegen den russischen Ölkonzern Lukoil ging. Beim Gas hatte Ungarn eine Ausnahme von den USA erbeten.
Ukraine beendet Gaslieferungen – Russland drohen Millionen zu entgehen
Die Ausgangslage in Russland ist durchwachsen. Der Rubel hatte durch die US-Sanktionen an Wert verloren. Immer wieder hatten chinesische Banken angekündigt, auf Abstand zu Russland zu gehen; Zahlungen waren verweigert worden. Als wäre das noch nicht genug, verliert Russland zum Jahresbeginn aller Voraussicht nach die wichtigen Gaslieferungen über die Ukraine. Ein entsprechender Liefervertrag läuft aus, und die Ukraine hat nicht die Absicht, ihn zu verlängern. So entgehen Russland rund drei Milliarden US-Dollar an Gasverkäufen, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Ein Deal mit Aserbaidschan ist immerhin in Planung, aber es stehen noch keine Details fest.