Bei Maischberger: Österreichs Ex-Kanzler Kurz lobt Trump und verhöhnt die EU

Sein EU-Bashing ist umfassend. Österreichs ehemaliger Kanzler Sebastian Kurz lässt mit Blick auf den Gaza-Krieg kein gutes Haar an Europa. „Europa hat schon lange keine Position mehr“, erklärt der Österreicher. „Man ist öffentlich vorgeführt worden.“ Die EU sei geradezu „irrelevant“ und sollte „Donald Trump dankbar sein, dass er das geschafft hat“. Denn während die Amerikaner „hochprofessionell“ mit einer klaren Strategie Israel und die Hamas unter Druck gesetzt hätten, um einen Waffenstillstand zu erreichen, habe die EU eine „PR-Aktion für die Zwei-Staaten-Lösung veranstaltet“. Kurz schüttelt verächtlich den Kopf: „Und das mit den Typen, die gerade Leute auf offener Straße erschossen haben.“

Sebastian Kurz: "Trump hat eine klare Stategie"

Österreichs Ex-Kanzler schlägt kräftig auf die EU drauf und gibt den europäischen Ländern quasi selbst die Schuld, dass es im weltpolitischen Machtgefüge aktuell wenig zu sagen hat. Ohnehin scheint Sebastian Kurz noch eine Rechnung mit Europa offen zu haben. Quasi aus dem Nichts erklärte er, dass er immer schon gegen Europas Politik der offenen Grenzen und gegen das „Wir schaffen das“ gewesen sei. Und zielt damit geradewegs auf die Einwanderungspolitik von Angela Merkel. Mittlerweile würde er seine Meinung von damals bestätigt finden: Durch die offenen Grenzen von damals würden die Probleme aktuell in Europa wachsen. US-Präsident Donald Trump hingegen habe eine klare Strategie.

Ex-Kanzler lobt US-Präsidenten

„Trump ist ungefiltert“, erklärt Sebastian Kurz, als sei der US-Präsident nur irgendein Schuljunge, der halt einfach immer mal wieder schlechte Manieren an den Tag lege. Tatsächlich ist Trump unberechenbar. Er hält sich nicht an über Jahre ausgehandelte Verträge. Er kennt nur das Recht des Stärkeren und Gepflogenheiten der eingeübten Diplomatie werden bei ihm durch Ruppigkeit und Druck ersetzt. Hinzu kommen gravierende Einschränkungen der Demokratie im eigenen Land. Mit "ungefiltert" ist Trumps Verhalten eher unzureichend beschrieben. Überhaupt hat Kurz eine erstaunliche Sicht auf die aktuelle USA. „In Amerika wächst das Wirtschaftswachstum stärker als in Europa. Es ist sinnvoll, dass Trump alles tut, um die Wirtschaft zu fördern.“ Tatsache ist allerdings, dass sich das Wachstum unter Trump auf 1,6 Prozent fast halbiert hat und die Inflation sehr hoch ist. Aber Kurz geht noch weiter.

Dreier-Runde
Ex-Kanzler Kurz im Gespräch mit Luxemburgs Chefdiplomat Jean Asselborn und Moderatorin Sandra Maischberger ARD-Screenshot

Sind die US-Tech-Giganten echte Demokraten?

Der wirtschaftliche Aufwärtstrend in den USA hänge vor allem mit Trumps Förderung der Tech-Industrie zusammen, meint der 39-Jährige. Es sei „schade, dass Europa alles tue, um diese Technik zu verhindern“. Weiter erklärt der konservative Österreicher: „Ich habe kein Problem mit einem Tech-Giganten, wenn er Demokrat ist.“ Bleibt die Frage: Sind Peter Thiel, Elon Musk und Mark Zuckerberg tatsächlich große Demokraten - oder doch eher Opportunisten? Anschließend zieht Sebastian Kurz den europäischen Umgang mit Elon Musk heran, um die bigotte Haltung Europas gegenüber der amerikanischen Tech-Industrie zu verdeutlichen. Erst sei Musk für Europäer toll gewesen, dann habe sich Musk für Trump ausgesprochen und sei in Europa prompt kritisiert worden. Schließlich habe Musk sich gegen Trump gestellt und sei wieder dafür gelobt worden, nur um nach der Versöhnung mit Trump wieder verteufelt zu werden. „Wir sollten mehr Respekt vor unterschiedlichen Meinungen haben“, appelliert Kurz.

Meinung kann käuflich sein

Vielleicht hilft ein Blick in Kurz’ Vita, um seine Aussagen zu verstehen. Sebastian Kurz wurde in Österreich und auch im Ausland lange Zeit für seinen steilen Aufstieg in der Politik bejubelt und gar als „Wunderkind“ der europäischen Konservativen bezeichnet. Im Alter von 31 Jahren wurde er 2017 der weltweit jüngste Regierungschef. 2021 stieg Kurz aus der Politik aus und wechselte in die Privatwirtschaft. Er begründete diesen Schritt damals mit der Geburt seines Sohnes. Tatsächlich wurde er 2022 Berater bei „Thiel Capital“ von Milliardär und Tech-Gigant Peter Thiel in den USA. Seit 2022 arbeitet er auch für den emiratischen Ölkonzern Abu Dhabi National Oil Company, den Staatsfonds Mubadala sowie für eine Informationssicherheits-Firma in Israel. Dass Meinung käuflich ist, weiß Sebastian Kurz aus eigener Erfahrung. Aktuell ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen ihn, weil sie vermutet, dass Kurz als Politiker öffentliche Gelder veruntreut hat, um damit verfälschte Umfragen zu finanzieren, die sein Image aufpolieren sollten, und um damals für eine positive Berichterstattung in den Medien zu bezahlen.