Valerija über Auswanderung: „Deutschland zu verlassen, war das Beste“
Die 26-jährige Valerija Kraval aus Lettland hat Deutschland nach einigen Jahren wieder verlassen und lebt nun im sonnigen Spanien. Im Interview mit der „Welt“ schildert sie ihre Beweggründe. Ursprünglich war Kraval mit großen Erwartungen nach Berlin gekommen.
Sie dachte, die Bundesrepublik sei das beste Land Westeuropas. Heute zieht sie ein ernüchterndes Fazit: „Deutschland wieder zu verlassen, war vielleicht das Beste, was ich je gemacht habe.“
Karriere in Deutschland? Warum Berlin für sie nicht mehr passte
Kraval war vor sieben Jahren zum Studium nach Berlin gezogen und wollte dort als Fachkraft Karriere machen. Anfangs schätzte sie die kulturelle Vielfalt der Hauptstadt, doch mit der Zeit überwogen für sie die Nachteile. Bürokratische Hürden, eine aus ihrer Sicht marode Infrastruktur und die hohe Abgabenlast bewegten sie letztlich zur Rückkehr ins Ausland.
„Die Infrastruktur in Deutschland – die ist in einem Zustand, den man kaum fassen kann“, kritisiert Kraval in der „Welt“. Besonders Berlin habe ihr trotz anfänglicher Begeisterung langfristig keine Perspektive geboten, besonders, was ihre Karriere angehe. Sie betont dennoch, dass ihr Weggang nicht aus beruflichen Gründen erfolgte, sondern wegen struktureller Probleme im Alltag.

Bürokratie und Steuern: „Das ist einfach zu viel“
Behördliche Bürokratie und langwierige Verfahren hätten ihr Berufs- und Privatleben in Deutschland spürbar erschwert. Immer neue Formulare und Vorschriften hätten zwar dazu geführt, dass sie heute „deutlich besser organisiert“ sei – gleichzeitig empfand sie viele Abläufe als hemmend.
Als dritten und für sie wichtigsten Punkt nennt die Marketingexpertin die Steuern und Sozialabgaben: „Das ist einfach zu viel“. Die hohe Abgabenlast habe bei ihr den Eindruck verstärkt, dass sich Leistung in Deutschland weniger lohne.
Abwanderung wegen Mentalität? Kraval bleibt diplomatisch
Auch die Mentalität im Land spielte für Kraval eine Rolle, wenngleich sie hier vorsichtig bleibt. Allerdings habe sie im Alltag Unterschiede wahrgenommen – etwa im Umgang mit Kritik und in der Serviceorientierung.
Insgesamt überwiegt für Valerija Kraval das Verständnis, warum viele Fachkräfte Deutschland den Rücken kehren. Laut „Welt“ spricht sie inzwischen fünf Sprachen fließend und arbeitet im Marketing im Ausland. Ihren Entschluss, Deutschland zu verlassen, bereut sie nicht.
Geringe Steuerbelastung: Immer mehr Deutsche wandern aus
Wie Valerija Kraval kehren immer mehr Menschen Deutschland den Rücken – sei es wegen hoher Abgaben, wachsender Bürokratie oder dem Wunsch nach einem einfacheren Leben. Allein von Januar bis September 2023 wurden laut offiziellen Angaben 202.816 Fortzüge deutscher Staatsbürger registriert.
Die Zahl liegt nur knapp unter dem Wert des Vorjahreszeitraums und bestätigt einen anhaltenden Trend: Seit Jahren steigt die Zahl der Auswanderer kontinuierlich. Besonders gefragt sind Ziele wie die Schweiz, Österreich, Spanien und die USA. Länder mit oft geringerer Steuerbelastung, effizienterer Verwaltung oder höherer Lebensqualität.
Schluss mit Deutschland? 5 Dinge, die Auswanderer unbedingt wissen sollten
- Visum & Bürokratie: Jedes Zielland hat eigene Einreise- und Aufenthaltsregeln – informieren Sie sich frühzeitig über Visatypen und Fristen.
- Sprachkenntnisse: Ohne Sprachbasis wird der Neustart schwer – oft sind Sprachzertifikate wie TOEFL oder IELTS Pflicht.
- Kosten & Jobs: Prüfen Sie die Lebenshaltungskosten und ob Ihre Qualifikationen im neuen Land anerkannt werden.
- Gesundheitssystem: Viele Länder verlangen eine private Krankenversicherung – besonders für Selbstständige oder Freiberufler.
- Plan B nicht vergessen: Wer ins Ausland geht, sollte auch einen Rückkehrplan in der Tasche haben – für alle Fälle.