Insolvenzen erreichen Niveau der Finanzkrise – Unternehmen droht auch 2025 eine Pleitewelle

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Insolvenzen erreichen Niveau der Finanzkrise – Unternehmen könnte auch 2025 eine Pleitewelle drohen

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Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Insolvenzen deutlich. In manchen Monaten wurden neue Höchststände verzeichnet. Die Gründe liegen tief.

Halle –  Das Jahr 2024 ging für viele Firmen nicht gut aus. Mehrere Traditionsunternehmen mussten Insolvenz anmelden, unter anderem die Möbelbranche litt stark. Auch die Bauwirtschaft blieb nicht von Insolvenzen verschont. Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland liegt nach Einschätzung in etwa auf dem Niveau zu Zeiten der Finanzkrise 2009. „Wir sind in der Größenordnung, wo einzelne Monate durchaus 20-Jahres-Hochs abgeben“, sagt der Leiter der Insolvenzforschung am Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Steffen Müller. 

Insolvenzen auf Niveau der Finanzkrise – düstere Aussichten für die Wirtschaft

„Wir hatten zu Zeiten der Finanzkrise 2009 um die 1400 insolvente Personen- und Kapitalgesellschaften pro Monat. Jetzt haben wir das Niveau wieder erreicht.“ Damals sei aber noch in etwa die gleiche Zahl an insolventen Kleinstunternehmen dazugekommen. Derzeit seien es nur noch etwa 500. Aufgrund der jetzt größeren Unternehmen gehe verstärkt wirtschaftliche Substanz in die Insolvenz

Nach einem Bericht der Wirtschaftsauskunftei Creditreform aus dem Dezember erreichte die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland im abgelaufenen Jahr den höchsten Stand seit 2015. Insgesamt wurden 2024 rund 121.300 Insolvenzverfahren registriert, einschließlich Verbraucher- und sonstiger Insolvenzen. Dies entspricht einem Anstieg von 10,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 

Einer Auswertung der DZ Bank zufolge sind die privaten Haushalte in Summe so reich wie nie.
Insolvenzen erreichen Niveau der Finanzkrise – Unternehmen droht auch 2025 eine Pleitewelle  © IMAGO / Future Image

Bezogen auf die Jahreszahlen sah Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform-Wirtschaftsforschung, das Niveau der Finanzkrise noch nicht erreicht, aber in Sicht: „Damit könnten bald wieder Insolvenzzahlen nahe an den Höchstwerten der Jahre 2009 und 2010 in Sichtweite kommen, als über 32.000 Unternehmen in die Insolvenz gingen“, sagte er bei der Veröffentlichung im Dezember.

Insolvenztrend könnte sich auch bei wirtschaftlicher Erholung fortsetzen

Ein Teil der Insolvenzen sei auf Nachholeffekte zurückzuführen, erklärt Müller vom IWH. Sowohl aus Corona als auch aus der jahrelangen Nullzinsphase der Europäischen Zentralbank (EZB). „Unternehmen, die sich früher für wenig Geld finanzieren konnten, kommen jetzt durch steigende Zinsen unter Druck.“ Wenngleich Insolvenzen für die Betroffenen schwer seien, bedeuteten sie aus Sicht der Gesamtwirtschaft eine Marktbereinigung. 

Langfristige Prognosen seien allerdings schwierig, sagt IWH-Experte Müller. „Selbst bei einer wirtschaftlichen Erholung könnten steigende Insolvenzzahlen auftreten, wenn der Rückstau noch nicht abgearbeitet ist.“

Aussichten für 2025: Hohe Insolvenzzahlen zu erwarten

Viele Unternehmen bangen um die Aussichten für das kommende Jahr. Vor allem viele Jungfirmen sind besorgt. Laut einer Studie des Branchenverbandes Bitkom vom Mai 2024 befürchtete rund jedes zehnte Start-up, die schlechte konjunkturelle Lage könne es in den kommenden zwölf Monaten in die Insolvenz treiben. Fast die Hälfte gab an, in den vergangenen zwei Jahren habe sich die Situation allgemein verschlechtert.

Für 2025 ist laut Mitgründer des Analysedienstes Startupdetector, Arnas Bräutigam, mit anhaltend hohen Insolvenzzahlen zu rechnen. „Bei vielen weiteren Start-ups sind die Insolvenzverfahren noch nicht eröffnet, aber bereits Sicherungsmaßnahmen angeordnet“, sagte er dem Handelsblatt. (bohy mit Material von Reuters)

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