„Das ist ein Ritterschlag“: Boarhof bei Bad Wiessee mit Sonderpreis ausgezeichnet

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Stolz auf die eigenen Produkte: Die Familie Bogner mit (v.l.) Tochter Sophia, Markus und Maria wurde für die Vielfalt in ihrem Hofladen und Café ausgezeichnet. © THOMAS PLETTENBERG

Der Boarhof in Holz bei Bad Wiessee wurde mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Die Jury war von dem nachhaltigen Gesamtkonzept beeindruckt. Markus Bogner erzählt, was den Betrieb so einzigartig macht.

Holz – Unter 127 Direktvermarktern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ist der Boarhof im Bad Wiesseer Ortsteil Holz mit einem Sonderpreis geehrt worden. Gesucht hatten die Fachzeitschriften Hof direkt und Top Agrar vom Landwirtschaftsverlag in Münster eigentlich nur den Hofladen des Jahres (siehe Kasten), um Kreativität, Power und Einsatzfreude zu würdigen.

Vom nachhaltigen Gesamtkonzept, das Maria und Markus Bogner seit genau 15 Jahren mit ihrem Hofladen und Café umsetzen, war die Jury aber so beeindruckt, dass sie dafür eine eigene Auszeichnung schuf. Wie es dazu kam und was den Betrieb unter so vielen Bewerbern so einzigartig macht, erzählt Markus Bogner (50) im Gespräch mit unserer Zeitung.

Herr Bogner, hatten Sie mit der Auszeichnung gerechnet?

Nein, wir haben uns keinerlei Hoffnungen gemacht. Wir wussten auch nicht wirklich, worauf wir uns einlassen. Es gibt immer wieder unseriöse Auszeichnungen, bei denen man sich erst bewirbt, für die Plakette am Ende aber tausende Euro bezahlen soll. Die Prämierung durch die Fachzeitschriften hat uns Maria Kordes vom Landwirtschaftsamt in Holzkirchen zugeschickt – da war zumindest klar, dass es eine ernstzunehmende Ausschreibung ist. Deshalb haben wir uns einfach mal beworben. Aber eine Vorahnung, dass wir tatsächlich prämiert werden, hatten wir nicht.

Wann hat sich der Erfolg abgezeichnet?

Irgendwann kam die Nachricht, dass wir unter den zwölf ausgewählten Betrieben sind, die durch anonyme Testkäufer besucht werden. Nur drei davon waren aus Bayern, und wir waren der einzige Hof aus dem Landkreis. Und tatsächlich kam an einem Tag eine Redakteurin des Landwirtschaftsverlags, die sich erst ganz zum Schluss geoutet hat.

Die Testkäuferin war offenbar mehr als zufrieden.

Sie hat sich den schiachsten Tag im Jahr ausgesucht. Es hat geregnet ohne Ende – und trotzdem haben wir den Preis bekommen. Jetzt muss man natürlich sagen, dass die Redakteurin aus Bielefeld oder noch weiter aus dem Norden kam. Die Leute von dort sind von der Optik bei uns schnell zu begeistern. Aber letztlich war sie vor allem von der Vielfalt und der vollständigen Verwertung angetan, die wir auf unseren zehn Hektar haben. Die Jury sieht in unserem Konzept eine mögliche Blaupause für unzählige Klein- und Kleinstbetriebe in ganz Deutschland, mit der es möglich ist, auch als kleiner Bauernhof wirtschaftlich zu arbeiten. Das aus Nordrhein-Westfalen zu hören, ist schon ein Ritterschlag.

Warum?

Weil die Landwirtschaft dort, wo die Jury sitzt, eine restlos andere Struktur hat. Die Höfe und Flächen sind um ein Vielfaches größer als bei uns. Trotzdem wurde unsere Permakultur und unsere Kreislaufwirtschaft hervorgehoben. Unser Hauptanliegen im Laden und Café ist der direkte Draht zum Verbraucher. Dass das gewürdigt wird, zeigt: Es bewegt sich wieder was. Das reine Spezialistentum rentiert sich nicht mehr so wie früher.

Was bedeutet Ihnen die Auszeichnung?

Sie steht für Wertschätzung aus einem Fachkreis. Innerhalb der Landwirtschaft wird nichts stärker und intensiver diskutiert als die Frage, ob immer weiteres Größerwerden die Zukunft ist. Die meisten sagen ja, Wachstum ist die Lösung, weil vielleicht auch die Kreativität fehlt. Aber aus unserer Sicht ist eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft genau das, wo sich Landwirtschaft hinbewegen sollte. Das von einem Fachmagazin bestätigt zu bekommen, tut schon gut. nap

Die Gewinner

Die Fachzeitschriften Hof direkt und Top Agrar prämieren alle zwei Jahre den Hofladen des Jahres. Kürzlich wurde die Auszeichnung zum vierten Mal vergeben. Erstplatziert wurde der Hofladen Heimathungrig (Landkreis Kitzingen) mit dem Anbau von Aronia, Sanddorn, Trüffeln und Kiwibeeren. Auf Platz zwei folgt die Familie Blüml aus Niedersachsen, die Tannen zu Likören und Pestos verarbeitet. Die Hoffreunde aus Hessen – drei Landwirte, die einen gemeinsamen Hofladen betreiben – sicherten sich den dritten Platz. Für sein Social-Media-Marketing erhielt der Biohof Wiesbrock aus Nordrhein-Westfalen außerdem den sogenannten Insta-Award. Dieser und der Sonderpreis für den Boarhof sind mit 300 Euro dotiert. Die Plätze eins bis drei erhalten 1500, 750 und 500 Euro.

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