Bürgerversammlung Gaißach: Asyl, neuer „Dorfsaal“ und Edeka-Pläne im Mittelpunkt
Welche Themen den Gaißachern unter den Nägeln brennen, wurde in der Bürgerversammlung deutlich. Ganz neu vorgestellt wurde die Idee für einen „Dorfsaal“.
Gaißach – Die Gaißacher Bürgerversammlung am Sonntag war anders als gewöhnlich. Sie dauerte gut eine Stunde länger als sonst, wofür es nur einen Grund gab: Der Bericht des Bürgermeisters, der Beitrag des Landrats und besonders am Schluss die Diskussion kreisten immer wieder um das Thema Asyl. Ex-Gemeinderat und Spediteur Johann Schinnagl, der oft zwischen dem Isarwinkel und Tirol unterwegs ist, äußerte die Vermutung: „Nicht die Bedürftigsten, sondern zu 95 Prozent Wirtschaftsflüchtlinge und junge Männer kommen ins Land.“
Zuvor hatte Bürgermeister Stefan Fadinger beklagt, dass „sich nichts ändert und die Regierung in Berlin weiterhin die Probleme negiert“. Die vielen freiwilligen Asylhelfer von einst seien abgesprungen und „eine dezentrale Unterbringung und Integration damit nicht mehr möglich“.
Kritik am Konzept für Edeka und Ärztehaus
Landrat Josef Niedermaier machte klar, dass es „auch 2024 nicht anders wird“: Ihm seien „die Hände gebunden, und jeder Versuch einer Rebellion gegen die Zuteilung von Flüchtlingen zwecklos“. Mit Blick auf die Türkei, wo seit vielen Jahren unzählige Flüchtlinge in Lagern ausharren, machte er klar, wie sehr Deutschland von Recep Tayyip Erdogan erpressbar sei und jederzeit mit neuen Flüchtlingswellen gerechnet werden müsse.
Ein weiteres Thema in der Diskussion: Der an der Mosersäge ansässige Handwerker Peter Sedlmaier kritisierte das Konzept für den neuen Edeka-Markt mit Arztpraxen und Seniorenbetreuung am Kranzer und monierte insbesondere die zusätzlichen Parkflächen. Stefan Fadinger und sein Stellvertreter Franz Hartl („dieses Projekt sorgt dort auch für eine Entzerrung“) widersprachen. Fadinger wies insbesondere auch auf die flächensparende zweigeschossige Bauweise hin. Auch die anwesenden Ärzte Dr. Matthias Pöppelmann (Hausarztpraxis mit sechs Ärzten) und Dr. Jonas Kitterle (Zahnarztpraxis mit vier Ärzten) machten deutlich, wie unverzichtbar das Vorhaben für den Fortbestand der medizinischen Grundversorgung vor Ort sei.
Pläne für „Dorfsaal“ in Gaißach vorgestellt
Auch dieses Thema dürfte im Dorf für Aufsehen sorgen: Gemeinderat Thomas Gaisreiter und vier Mitstreiter stellten erstmalig ihr Projekt für einen neuen „Dorfsaal“ zwischen dem ehemaligen Jägerwirtssaal und dem neuen Friedhof vor. Im Wege der Gründung einer Genossenschaft möchten sie dort einen großen Saal errichten, um damit „die Traditionen, das Vereinsleben und die Dorfgemeinschaft am Leben zu erhalten“.
Gaisreiter versicherte: „Das ist an diesem Platz rechtlich möglich, aber natürlich mit viel Aufwand verbunden.“ Er rechnet mit Baukosten in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro. Mitglied in der Genossenschaft könnten die Gemeinde (mit maximal 49 Prozent Beteiligung), alle Vereine und Privatpersonen werden. Voraussetzung dafür sei die Bestellung eines hauptamtlichen Geschäftsführers. Starten möchte man mit Catering und später einen festen Wirt einstellen.
Einstieg bei den Hagelfliegern gefordert
Kaspar Schmidtner forderte einen Einstieg bei den Hagelfliegern: „Noch fehlt zwar der wissenschaftliche Nachweis, aber warum machen das die Rosenheimer?“ Dazu Landrat Niedermaier: „Der Steuerzahler wird das nicht übernehmen, aber sollte es einmal einen wissenschaftlichen Nachweis geben, dann werden die Versicherer sofort einsteigen.“
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Im Wege einer Bürgerbeteiligung stimmten zu guter Letzt die direkt Betroffenen aus den Ortsteilen über die Umbenennungen von Mühle in Mühl, Unterreut in Unterreuth und Oberreut in Oberreuth ab. Das Gesetz schreibt dies so vor. Was die Umbenennung von Grundnern in Grundern angeht, beschreitet die Gemeinde den Klageweg. „Das geht nicht nach Gusto, sondern erfordert eine klare historische Herleitung“, erklärte der Landrat die Rechtslage. (rbe)
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