„Spuren, die bis heute nachwirken“: Merkel hält Loblied bei Grünen-Abschied von Trittin

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Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel kommt zur Abschiedsfeier für den Bundestagsabgeordneten Jürgen Trittin. © Britta Pedersen/dpa

Die Grünen-Fraktion verabschiedet sich von ihrem früheren Chef. Mit dabei ist auch Ex-Kanzlerin Merkel. Wäre 2013 Schwarz-Grün möglich gewesen?

Berlin – Ende einer Ära: Die Grünen im Bundestag haben Jürgen Trittin verabschiedet. Eingeladen waren allerdings nicht nur die alten Weggefährten des früheren Fraktionschefs. Auch Ex-Kanzlerin Angela Merkel gab sich bei der Veranstaltung am Montagabend (13. Mai) im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus des Bundestags die Ehre.

Merkel bedauerte in ihrer Rede nach Angaben von Teilnehmenden, dass es 2013 nicht zu einer schwarz-grünen Koalition gekommen ist. Sie betonte auch, der Versuch zur Bildung eines Jamaika-Bündnisses aus CDU/CSU, Grünen und FDP 2017 sei weder am Zwei-Prozent-Ziel bei den Verteidigungsausgaben noch an den Grünen und schon gar nicht an Trittin gescheitert. Nach dem Ziel der Nato-Staaten sollen die Verteidigungsausgaben auf zwei Prozent der Wirtschaftsleistung steigen. 

Merkel bedauert bei Trittin-Verabschiedung, dass 2013 Schwarz-Grün gescheitert ist

Merkel wirkte gut gelaunt, ihre Rede wurde immer wieder mit Applaus und auch Lachern honoriert. Die Veranstaltung war nicht öffentlich, die Teilnahme Merkels hatten die Grünen-Fraktionsvorsitzenden Britta Haßelmann und Katharina Dröge bereits Mitte April bestätigt. „Als Bundesumweltminister hinterließ Jürgen Trittin Spuren, die bis heute nachwirken“, sagte die frühere Kanzlerin. Sie lobte auch seine Fähigkeit zum Kompromiss.

Zur Einladung für Merkel sagte Trittin dem Tagesspiegel, er und die beiden Fraktionschefinnen Britta Haßelmann, Katharina Dröge hätten ein Signal setzen wollen, dass Demokratinnen und Demokraten unterschiedlicher Parteien respektvoll miteinander umgehen könnten. „Das ist wichtig in einer Zeit, in der die Demokratie von ihren Gegnern angegriffen wird. Ich habe 16 Jahre Opposition gegen Frau Merkel gemacht, dennoch respektieren wir einander.“ Er sagte über sie: „Frau Merkel redet einem nicht nach dem Mund, hat aber den Witz für eine spannende Rede. Es hat mich sehr gefreut, dass sie zugesagt hat.“

Trittin hatte im Dezember angekündigt, sein Bundestagsmandat niederzulegen. Anfang Januar schied er nach rund 25 Jahren aus dem Parlament aus. Von 1998 bis 2005 war er Umweltminister. Merkel war Trittins Vorgängerin in diesem Amt von 1994 bis 1998. Er füllte auch Ämter als Partei- und Fraktionschef aus. In den vergangenen Jahren trat Trittin vor allem als Außenpolitiker in Erscheinung. Im Juli feiert er seinen 70. Geburtstag. 

Grüne freuen sich über Merkels Besuch bei Trittin-Verabschiedung

Außenministerin Annalena Baerbock bezeichnete Trittin als jemanden, „der in stürmischen Zeiten da ist und sich nicht wegduckt“. Sie nannte ihn „eine der herausragenden Persönlichkeiten nicht nur der grünen Politik, sondern (der) Politik insgesamt“. Baerbock bescheinigte Trittin analytische Schärfe und Selbstreflexion und „vor allen Dingen auch die Fähigkeit, trotz aller Angriffe sich nicht abhärten zu lassen, sondern immer offen zu sein für die Sicht von anderen“.

Vizekanzler Robert Habeck würdigte den 69-Jährigen in Berlin als mutigen, streitbaren und immer überzeugten Kämpfer für Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Gerechtigkeit. Es sei gut, dass Trittin auch parteiübergreifend Respekt bezeugt werde. Trotz harter Auseinandersetzungen in der Sache wüssten Politiker, dass am Ende alle aus Überzeugung heraus fürs Gemeinwohl stritten. „Und deswegen freue ich mich besonders, dass Angela Merkel ihm die Ehre gibt. Und ich weiß, dass er sich darüber auch freut. Das ist doch ein schönes Zeichen.“ (dpa/cs)

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