Sensationsfund schlummerte Jahrzehnte in Keller in Bayern – „Eine Laune der Natur“

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Ein Sensationsfund in Bayern lässt Fachleute staunen – und auch dessen Geschichte ist spektakulär, schließlich schlummerte das Ganze seit Jahrzehnten in einem bayerischen Keller.

Hof - Eine spektakuläre Entdeckung aus Bayern schlägt große Wellen: In einer Gesteinssammlung in Hof schlummerten jahrzehntelang etwa haselnussgroße Brocken des äußerst seltenen Minerals Humboldtin. Ohne dass jemand davon wusste. Im Januar ging der Geologische Dienst im Landesamt für Umwelt (LfU) damit an die Öffentlichkeit, Leiter Roland Eichhorn kam auch in der Spiegel-Ausgabe vom 27. Januar dazu zu Wort.

Roland Eichhorn
Roland Eichhorn, der Leiter des Geologischen Dienstes im Landesamt für Umwelt (LfU), schwärmt von dem Fund. © Daniel Vogl/dpa

Bisher seien weltweit nur an wenigen Stellen winzige Kristalle gefunden worden, erläuterte Eichhorn. Zusammen würden diese in etwa einen Schneeball ergeben, der in eine Hand passe. „Und wir haben nun einen zweiten Schneeball gefunden.“ Er vermute, „wir haben die Anzahl an Humboldtin verdoppelt auf der ganzen Welt.“

„Der Cyborg unter den Mineralien“: Staunen über Humboldtin-Fund in Bayern

Das Humboldtin ist nach dem Naturforscher Alexander von Humboldt benannt. „Es ist der Cyborg unter den Mineralien“, so Eichhorn, der es zudem „eine Laune der Natur“ nennt. Es bestehe aus Kohlenstoff und Wasser wie alles Leben auf der Erde – enthalte aber gleichzeitig auch Eisen. Wie ungewöhnlich Humboldtin anmutet, zeigen auch seine Aussagen beim Spiegel. „Stellen Sie sich vor, sie machen Kartoffelpüree, vergessen es beim Fernsehen und finden es am nächsten Morgen abgestanden auf dem Teller. So sieht das aus. Es sind runde Kügelchen mit einer eigenartigen blassgelben Farbe.“

Bei Digitalisierungsarbeiten waren die Mitarbeiter im Februar 2023 auf einen 75 Jahre alten Brief gestoßen, der von dem Mineral berichtet. Im Katalog war es allerdings nicht verzeichnet. Also machte sich das Team auf der Suche in der Sammlung mit 130.000 Exponaten. In einer kleinen Schachtel in einer Schublade im Keller der Gesteinssammlung entdeckte es schließlich die gelben Brocken samt Etikett.

Humboldtin
Die haselnussgroße Brocken des äußerst seltenen Minerals Humboldtin neben dem handgeschriebenen Zettel. © picture alliance/dpa/LfU | Kemner

Analysen im Labor ergaben inzwischen, dass es sich tatsächlich um Humboldtin handelt. Dieses stammt laut Eichhorn aus einem Braunkohlerevier bei Schwandorf in der Oberpfalz – und wird den Forschern vermutlich weiter Rätsel aufgeben. Der Braunkohle-Abbau wurde aufgegeben, das Gebiet in den 1980er Jahren mit Wasser gefüllt. „Es gibt keine Möglichkeit mehr, die Stelle zu untersuchen, um Indizien zu bekommen, wie das Humboldtin entstanden ist“, sagte Eichhorn.

Humboldtin
So sieht das Humboldtin aus: Das gelbe Mineral wurde 1949 in 2,5 Metern Tiefe inmitten eines Braunkohleflözes der Mathiaszeche gefunden. © Kemner, LfU

Humboldtin kann bei Mineralienmesse im Oktober bewundert werden

Und nun? Kann man mit dem Humboldtin irgendwas anfangen? Nicht wirklich. „Da es so wahnsinnig selten ist“, so Eichhorn, „kann man es natürlich zu nichts verwenden, dafür gibt es keine Industrie. Humboldtin ist auch kein Edelstein, man kann es nicht schleifen. Es ist kein goldähnliches Produkt, also auch nicht unbedingt wertvoll. Nur im positiven Sinne verrückte Sammler würden dafür vielleicht Geld ausgeben.“ Aber ausstellen kann man es: Mineralien-Fans werden Gelegenheit bekommen, es zu bewundern: Auf der größten europäischen Mineralienmesse im Oktober 2024 wird es am Stand des Geologischen Dienstes zu sehen sein. Auch in der Tierwelt kam es zu einer spektakulären Entdeckung. (lin mit dpa)

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