Zum Valentinstag: Drei grenzenlose Liebesgeschichten aus dem Tölzer Land
Liebe fragt nicht nach dem Pass. Zum Valentinstag erzählen wir die Geschichten von drei Einheimischen, deren Partner aus einem anderen Land kommen.
Joy und Stefan Draxl: Von Bangkok in die Jachenau
Jachenau – Eigentlich ist sie ja fast eine Hiesige. Zumindest lebt sie schon länger im Isarwinkel als in der Heimat ihrer Eltern – nämlich über 22 Jahre. Geboren ist Chonthicha Draxl, die alle Joy nennen, in Bangkok. Mit 16 Jahren kam sie mit ihrer Familie nach Obersteinbach bei Bichl. Sie besuchte die Hauswirtschaftsschule und begann anschließend zu arbeiten. „Meine jüngeren Geschwister wurden hier geboren“, sagt die heute 37-Jährige. Über ihren jüngeren Bruder lernte sie auch ihren heutigen Mann Stefan Draxl kennen. „Der war damals mein Lehrling“, sagt der Bäcker (40). Das war 2016. Die beiden verliebten sich und merkten schnell, dass es gut zwischen ihnen passt.
Paar betreibt E-Bike-Verleih in der Jachenau
Nach zwei Jahren Beziehung ging alles recht schnell. 2018 bauten sie gemeinsam in der Jachenau nahe des Elternhauses von Stefan Draxl. Dort betreiben die beiden auch gemeinsam einen E-Bike-Verleih. 2019 heirateten sie in bayerischer Tracht. Im gleichen Jahr kam die erste Tochter Viktoria auf die Welt. Im April erwarten die beiden ihr zweites Kind. Wie die Erstgeborene, werden sie versuchen, auch dieses zweisprachig zu erziehen. „Und natürlich bairisch“, sagt Joy und lacht.
In der Jachenau, in der jeder jeden kennt, hat sich Joy inzwischen gut eingelebt. „Ich bin angekommen“, sagt sie. „Jeder weiß, wer sie ist“, ergänzt ihr Mann, der in der Jachna aufgewachsen ist. Seine Eltern und seine Freunde seien von Anfang an offen gewesen und haben sich darüber gefreut, dass die beiden sich gefunden haben. Draxls Vater hilft ihnen, wo er nur kann. Das tat auch die Mutter, die vergangenes Jahr starb.
Spezialistin für bayerische und thailändische Küche
Vor allem Joys Kochkünste begeistern alle Familienmitglieder. Sowohl den Schweinsbraten als auch traditionell asiatische Gerichte beherrscht sie aus dem Effeff. „Ich koche mehr Bayerisch als Thailändisch“, sagt die 37-Jährige. Dabei kommen vor allem letztere Gerichte am Essenstisch besonders gut an. „Wir wissen das alle sehr zu schätzen“, sagt ihr Mann und lächelt. Einmal war das Ehepaar gemeinsam in Thailand. Noch bevor die kleine Tochter auf die Welt kam, zeigte Joy ihrem Mann das Land, in dem sie geboren wurde. Sie besuchten ihren Großvater, ihre Tanten und Cousins in Bangkok. Die Reise hat ihm gut gefallen, auch wenn er eigentlich nicht so der „Furtflieger“ ist, erzählt Stefan Draxl lachend. In der Jachenau fühlt sich die kleine Familie am wohlsten. Wenn das Baby erst mal da ist, können sie sich aber gut einen weiteren Urlaub in Thailand vorstellen.
Sabrina und Rasika Appuwahandi: Aus Sri Lanka nach Bad Tölz
Bad Tölz – 14 Monate ist der kleine Aron alt und brabbelt fröhlich vor sich hin, während er seine Nudeln mit Avocado isst. Seine Eltern Sabrina und Rasika Appuwahandi lächeln ihn an. Sie sind unglaublich glücklich über ihren kleinen Schatz, der gerade mit ihnen zwei Monate auf Reisen war. Sie besuchten Rasikas Eltern in Sri Lanka. Es war das erste Mal, dass sie ihren kleinen Enkelsohn in den Armen halten durften. „Das war sehr emotional“ sagt Arons Papa und lächelt. Bisher konnten die Großeltern Aron nur via Kamera sehen. „Wir telefonieren jeden Tag und so sehen sie, wie er aufwächst“, sagt Rasika. Er nutzte seine Elternzeit, um seinem Sohn seine Heimat zu zeigen.
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Turbulenter Start in die Beziehung
2018 heirateten Sabrina – damals noch Strasser – und Rasika Appuwahandi standesamtlich in Bad Tölz. Ein Jahr später wurde in Sri Lanka eine traditionelle buddhistische Hochzeit gefeiert. Rasika kam mit einem Elefanten zur Trauung am Strand.
Die Jahre zuvor waren turbulent für das Paar, das sich während Sabrinas Auslandsaufenthalt in Sri Lanka kennen und lieben gelernt hatte. Damals war sie 16 Jahre alt, Rasika 23. Ihren Eltern musste Sabrina versprechen, dass sie nach dem Jahr im Ausland wieder heimkommt nach Bayern, um eine Ausbildung zu machen „Das war der Deal.“
Rasika Appuwahandi wiederum wollte nicht gleich heiraten, um ein Visum zu bekommen, sondern zuerst Arbeit finden und die Sprache lernen. Dadurch dauerte es, bis er zu seiner großen Liebe nach Bad Tölz ziehen konnte. „Dann erst habe ich ihr einen Heiratsantrag gemacht“, sagt er.
Paar mit vielen Vorurteilen konfrontiert
Das Paar sah sich mit vielen Vorurteilen konfrontiert. Dagegen wollte sich Rasika, der heute als Küchenchef in einem Hotel arbeitet und nebenbei noch seinen eigenen Schmuckhandel „Appuwahandi Jewels“ betreibt, positionieren. „Heute sind wir froh, dass wir es so gemacht haben“, sagt Sabrina, heute 26. Selbst wenn die Trennungen immer wieder hart waren.
Auch die erste Zeit in Bayern war nicht ganz einfach. „Das Leben hier ist ganz anders als bei uns“, sagt Rasika (34). Zum Beispiel beim Thema Struktur und Pünktlichkeit. Gleichzeitig stresse man sich hierzulande viel mehr als in Sri Lanka. „Das ist nicht besonders gesund.“ Doch das Paar ergänzt sich perfekt. „Rasika ist der Kreative bei uns, ich kümmere mich um die Formalitäten und den Schreibkram“, sagt Sabrina Appuwahandi und lacht.
Der Küchenchef hat seine neue Heimat inzwischen lieben gelernt. „Die Natur ist sehr schön, und ich liebe es, wenn die Leute Bairisch reden“, sagt er. Heuer will er sich seine erste Lederhose kaufen. Sabrina hat bereits einige Saris im Schrank. Der kleine Aron wächst zweisprachig auf. Und sein Papa freut sich auch schon darauf, wenn der Kleine sein erstes bairisches Wort spricht.
Alicia und Josef Meier: Aus Ecuador nach Königsdorf
Königsdorf – Wenn die sieben Enkelkinder da sind, geht es rund im Hause Meier. Vom Spielzimmer im ersten Stock tönen dann laute Keyboard-Klänge. Es wird viel gelacht, und alle reden durcheinander. Josef und Alicia Meier lieben das. Die stolzen Großeltern können sich nichts Schöneres vorstellen, als wenn alle drei Kinder samt Enkel bei ihnen sind. Da diese in Königsdorf, Benediktbeuern und Geretsried wohnen, ist das gar nicht so selten. „Wir haben viel Glück“, sagt Alicia Meier. Ihr Lächeln ist so strahlend, dass es ansteckend ist. Sie selbst kommt auch aus einer großen Familie, die sie einmal im Jahr sieht. Dann, wenn sie nach Ecuador fliegt, dem Land, in dem sie geboren wurde.
Es funkte vor einem halben Jahrhundert in Südamerika
Es war „vor einem halben Jahrhundert“, erzählt Josef Meier, als er als frischgebackener Ingenieur von seiner Firma nach Südamerika abgeordnet wurde. Erst zwei Jahre Brasilien, dann ein Jahr nach Ecuador. „Aus dem einen Jahr sind dann zehn Jahre geworden“, sagt der heute 75-Jährige. In dieser Zeit lernte er auf einer Party seine Alicia kennen. „Es hat gefunkt“, sagt er und lächelt. Nach einigen Jahren heirateten sie und blieben noch fünf Jahre in Ecuador.
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In dieser Zeit bekamen sie drei Kinder. Nur der Erstgeborene Robert (39) kam in Bayern auf die Welt. „Wir waren zwischendrin wieder ein halbes Jahr hier“, erzählt Josef Meier. Die beiden Töchter Silvia (38) und Daniela (35) wurden in Ecuador geboren. Als die jüngste circa ein halbes Jahr alt war, ging die Familie endgültig zurück nach Bayern. „Wir wollten, dass sie hier zur Schule gehen“, sagt Josef Meier. So schön es in Südamerika auch war, empfanden er und seine Frau, dass es für die Kinder besser sei, hier aufzuwachsen.
In Ecuador Heimweh nach Bayern
Für Alicia war das zu Beginn eine ziemliche Umstellung. „Es war nicht einfach“, sagt sie. Die Sprache. Die Kultur, die sich von der ihrigen in mancher Hinsicht stark unterscheidet. Mit der Liebe der Familie sei Bayern aber ihre neue Heimat geworden. Mit ihren Kindern spricht sie auch heute noch Spanisch. Alle drei beherrschen die Sprache perfekt. Damals in Ecuador redete Josef Meier wiederum nur Bairisch mit ihnen. „Sie haben immer alles verstanden, antworteten mir aber immer in Spanisch“, erinnert sich Meier und lacht. Eine Woche nach der Ankunft in Bayern sprachen die zwei Älteren plötzlich Deutsch.
Alicia Meier versucht auch ihren Enkeln ihre Muttersprache mitzugeben und ihnen etwas von ihrer Kultur zu vermitteln. Als sie vergangenes Jahr in Ecuador war, musste sie wegen Problemen mit dem Visum drei Monate dort bleiben. In einem Telefonat erzählte sie ihrem Mann, dass sie große Sehnsucht nach Bayern habe. Sie lächelt: „Mein Herz ist da, wo meine Familie ist.“