Kurz vor der US-Wahl 2024 versucht Donald Trump, Wählerinnen für sich zu gewinnen. Wie glaubwürdig ist seine Position zur künstlichen Befruchtung?
Washington – Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris ist laut der jüngsten Umfrage von USA Today und der Suffolk Universität bei Frauen deutlich beliebter als ihr republikanischer Konkurrent Donald Trump. Aktuell würden 53 Prozent der befragten Frauen ihre Stimme Harris geben, während nur 36 Prozent Trump unterstützen. Der republikanische Kandidat nimmt nun ein Thema ins Visier, mit dem er vor allem bei Frauen und Familien punkten will.
Trumps Versprechen zur IVF bei US-Wahl 2024: Eine unerwartete Wendung für den Republikaner?
In einer Wahlkampfrede in Greensboro im hart umkämpften US-Bundesstaat North Carolina sagte Trump am Samstag (2. November): „Ich betrachte mich als den Vater der Befruchtung.“ Er behauptete, seine Konkurrentin Harris würde lügen, wenn sie sage, er sei gegen künstliche Befruchtung. Schon im Sommer hatte der Republikaner versprochen, dass die US-Regierung die Kosten für die In-Vitro-Fertilisation (IVF) übernehmen würde, falls er die Wahlen 2024 gewinnen sollte. Alternativ könnten auch die Versicherungen dazu verpflichtet werden, die Kosten für diese Behandlung zu tragen – eine ungewöhnliche Position für einen Republikaner.
Insbesondere angesichts der Entscheidung des Obersten Gerichts des US-Bundesstaates Alabama von Anfang 2024, wonach eingefrorene Embryonen als Kinder gelten. Das Urteil führte zu rechtlichen Fragen und mehrere Kliniken in Alabama stellten daraufhin Behandlungen zur künstlichen Befruchtung ein. Auch Abtreibungsgegner in den USA argumentieren, dass Embryonen und Föten Kinder sind und daher rechtlichen Schutz genießen. Trumps Position zur künstlichen Befruchtung widerspricht dieser Interpretation. „Wir wollen mehr Babys“, erklärte Trump im August seine Ankündigung.
Zweifel an Trumps Versprechen: Frauen demonstrieren vor US-Wahl für Rechte
Ob Trump dieses Versprechen halten kann, daran gibt es Zweifel. Tausende von Frauen gingen am Samstag in Washington auf die Straße, um für Frauenrechte zu demonstrieren und ihre Unterstützung für Harris zu bekunden. „Ich habe eine Botschaft an den ehemaligen Präsidenten Trump: Wir glauben Ihnen nicht, dass Sie Frauen schützen wollen“, sagte eine Rednerin auf der Demonstration laut Washington Post zu Trumps jüngstem Versprechen. Rund 10.000 Menschen nahmen nach Angaben der Organisatoren an dem Protest teil.
Im vergangenen Sommer hatte sich Trump gegenüber NBC auch zu Abtreibungen geäußert. Der 78-Jährige bezeichnete die in Florida geltende Frist von sechs Wochen für Abtreibungen als „zu kurz“ und forderte eine Verlängerung. Er werde entsprechend abstimmen, betonte der Republikaner in dem Interview. Abtreibungsgegner gingen daraufhin auf die Barrikaden. Kurz darauf korrigierte Trumps Wahlkampfteam seine Aussage. Der Präsidentschaftskandidat habe „noch nicht gesagt, wie er über die Volksabstimmung in Florida abstimmen werde“, hieß es.
IVF-Aussagen als Wahlkampfstrategie vor US-Wahl 2024? Keine Mehrheit bei Republikanern
Beobachter vermuten, dass Trump mit seinen Aussagen zu IVF lediglich Stimmen der Frauen gewinnen möchte. Seine Äußerungen zur künstlichen Befruchtung und Abtreibungsrechten seien „eindeutig ein Versuch, weibliche Wähler anzusprechen“, so Tresa Undem, Partnerin beim Meinungsforschungsinstitut PerryUndem Research, laut Washington Post. In der republikanischen Partei gibt es keine Mehrheit, um eine entsprechende Entscheidung durch den US-Senat zu bringen, wie die Blockade eines demokratischen IVF-Gesetzentwurfs im September zeigte.
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Der Oberste Gerichtshof der USA hatte 2022 das landesweite Recht auf Abtreibung gekippt. Sollten die Demokraten die Wahl gewinnen, planen sie, das verfassungsmäßige Recht auf Abtreibung wiederherzustellen. Die Republikaner hingegen möchten diese Entscheidung jedem US-Bundesstaat selbst überlassen. Dies kann für Frauen, einen eingeschränkten Zugang zu sicheren Abtreibungen bedeuten, abhängig davon in welchem Bundesstaat sie wohnen.